Bildung

Streit um Kompetenzmessung in Volksschulen

Zuerst gab es Streit wegen der Wiedereinführung der Noten in der Volksschule. Jetzt eröffnet Bildungsminister Heinz Faßmann die nächste Front im Bildungstreit.

zeugnis schule

Knapp vor Weihnachten gab Bildungsminister Heinz Faßmann einen Ausblick auf seine Pläne für 2019. Dabei öffnete er nach dem veritablen Streit um Noten in der Volksschule auch gleich die nächste Front im Bildungsstreit mit der Opposition. Er stellte eine „Kompetenzmessung“ für alle Schülerinnen und Schüler in der dritten und vierten Klasse Volksschule in Aussicht. Die soll dann Teil der Entscheidungsgrundlage für das Lehrpersonal sein, ob das Kind AHS-Reife hat oder nicht

Regierung setzt "Leistungskurs" in der Volksschule weiter fort

Faßmann sind, so betonte er in seinem Vorhabensbericht, die Schnittstellen zwischen den einzelnen Schulstufen besonders wichtig. Diese will er in Zukunft „stressfreier“ gestalten, etwa durch „Kompetenz- und Potenzialmessungen“ aller Schülerinnen und Schüler in der dritten bzw. vierten Klasse Volksschule sowie in der dritten und vierten Klasse der AHS-Unterstufe bzw. der Neuen Mittelschule. Diese Kompetenzmessungen sollen neben der eigentlichen Schulnote eine wichtige Entscheidungshilfe für die Lehrer zur weiteren Schullaufbahn des betroffenen Schülers sein. Diese Messungen sollen, so Faßmann, auch die bisherigen Bildungsstandardtests ablösen.

Aufgrund der Ergebnisse sollen dann Gespräche zwischen Eltern und Lehrern über die weitere Schulkarriere des Kindes stattfinden. „Da erwarte ich mir einerseits eine bessere Erkenntnis der Eltern über die Potenziale ihrer Kinder, aber auch eine Validierung der Note, denn diese kann keine große Varianz zu den Messergebnissen aufweisen“, so Faßmann. Für die Lehrer soll diese Maßnahme für eine Verbesserung ihrer Entscheidungsgrundlage sein und sie auch gegen übermäßigen Druck der Eltern absichern. Denn die Kompetenzmessung soll bundesweit nach einheitlichen Kriterien erfolgen. Doch die Zeugnisnote bleibt „höchstwahrscheinlich“ entscheidend für eine Aufstiegsberechtigung in eine AHS, so Faßmann.

Proteste der Opposition

Wenig überraschend hat die SPÖ, größte Oppositionspartei im Parlament, mit Faßmanns Plänen wenig Freude. SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid warnt davor, die Entscheidung über den Bildungsweg in der Volksschule noch weiter vorzuverlegen. „Wenn Minister Faßmann heute im Interview davon spricht, durch ‚Kompetenzmessungen‘ in der dritten Klasse Volksschule ‚weitere Entscheidungsgrundlagen‘ für die Schullaufbahn einführen zu wollen, dann heißt das in wohlgesetzten Worten nichts anderes als Tests für 8- und 9-Jährige, die dann über die AHS-Aufnahme (mit)entscheiden.“ Jetzt schon kritisieren Bildungsforscher, dass die Trennung der Kinder mit 10 Jahren viel zu früh ist und allen Erkenntnissen widerspricht. „Das jetzt noch ein weiteres Jahr vorzuverlegen, bedeutet nur zusätzlichen Druck für Eltern und Kinder“, so Hammerschmid. Und weiter: „De facto werden dadurch AHS-Aufnahmetests in der 3. Klasse eingeführt – obwohl wir wissen, dass die Prognosekraft in diesem Alter völlig unzureichend ist.“

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