Karriere ja, aber nur mit Sinn
Eine Karriere-Studie der Wiener Gender-Expertin Anke van Beekhuis zeigt: Die durchschnittlichen österreichische Studentin möchte sinnbringende Projekte umsetzen und eine Job, der gute Lösungen für Kinderbetreuung bietet.
Die jungen, gut ausgebildeten Frauen von heute wollen Führungspositionen im Wirtschaftsleben übernehmen. Aber das wollen sie nicht um jeden Preis. Zu dieser Erkenntnis ist die Wiener Gender-Expertin Anke van Beekhuis im Zuge einer Studie gelangt, in der sie 500 österreichische Studientinnen im Alter zwischen 20 und 29 Jahren nach ihren Karrierewünschen befragt hat. („Die weiblichen Führungskräfte von morgen“, Anke van Beekhuis) „Man muss sich von der Ausrede verabschieden, dass es am Markt zu wenig Frauen gibt, die Führung übernehmen wollen“, sagt van Beekhuis. Doch die Wertigkeiten haben sich bei der jungen Akademikerinnengeneration deutlich verschoben. „Jede Zweite unter den befragten Studientinnen ist der Meinung, dass sie sich zwischen Beruf und Familie entscheiden muss, obwohl 86 Prozent gerne beides miteinander vereinen würden.“
Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Flexibilität sind wichtig
Um als Arbeitgeber für diese Zielgruppe interessant zu sein ist von Unternehmen vor allem eines gefragt: Flexibilität. 74 Prozent der befragten Studentinnen wünschen sich flexible Arbeitszeiten, 73 Prozent eine Unterstützung des Unternehmens bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Ein hohes Gehalt ist hingegen „nur“ für 67 Prozent der Befragten besonders wichtig.
Keine seelenlosen Karrieristinnen
Die große Mehrheit der jungen Frauen lehnt einen „seelenlosen Karrierismus“, bei dem der Beruf über alles geht, in dem die Familie das Nachsehen hat und wichtige menschliche Qualitäten verlorengehen, ab. Sie möchten sinnbringende Projekte umsetzen, in ihrer Arbeitsgestaltung möglichst flexibel sein und Spaß an der Arbeit haben. Anerkennung ist ihnen wichtiger als ein hoher Gehaltsscheck. Sie möchten Führungspositionen einnehmen, aber trotzdem nicht auf eine Familie verzichten. Daher ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für sie ein ganz wichtiger Faktor bei der Wahl des künftigen Arbeitgebers. Fazit von Anke van Beekhuis: „Unternehmen müssen heute deutlich mehr Energie aufwenden, um für weibliche High Potentials attraktiver zu werden.“
Was Studentinnen von ihrem zukünftigen Job erwarten
- 89 Prozent wollen Spaß/Freude an der Arbeit
- 89 Prozent wollen im Job die Möglichkeit, sich beruflich weiterentwickeln zu können
- 69 Prozent wollen von ihren Vorgesetzten Anerkennung für gute Arbeit
- 67 Prozent wollen ein hohes Gehalt
- 53 Prozent wollen von den Kollegen Anerkennung für gute Arbeit
Was Unternehmen weiblichen High Potentials bieten sollten
- 74 Prozent der befragten Studentinnen wünschen sich flexible Arbeitszeiten
- 73 Prozent fordern vom Unternehmen Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie
- 70 Prozent erwarten von ihrer künftigen Firma die Förderung ihrer beruflichen Weiterentwicklung
- 63 Prozent erwarten, dass das Unternehmen ihre Qualifikationen weiterentwickelt
- 62 Prozent fordern eine offene Kommunikation mit dem Arbeitgeber
Die größten Hindernisse für die Vereinbarung von Familie und Beruf
- 79 Prozent der Befragten gaben an, dass sie zu wenig Flexibilität in der Arbeitszeitgestaltung oder der Urlaubsplanung behindern würde
- 78 Prozent nannten Defizite bei den öffentlichen Kinderbetreuungsangeboten
- 68 Prozent schreckt die soziale Erwartung, dass eine gute Mutter ihre beruflichen Ambitionen zurückstellt
- 67 Prozent bemängeln die Tatsache, dass Männer mehr verdienen und sich daher bei der Frage, wer zuhause beim Kind bleibt, oft gar keine Wahl ergibt
- 55 Prozent sehen im Mangel an Betriebskindergärten ein großes Hindernis
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