Von der Natur lernen – Experten-Interview
„Es ist wichtig, dass kontinuierlich an Muttermilch geforscht wird“ - Mag. Elisabeth Mayer im Gespräch mit Redakteurin Herta Scheidinger.
Elisabeth Mayer, Head of Medical Affairs Milupa ELN Austria, spricht im Interview über die komplexen Inhaltsstoffe der Muttermilch und die Forschungsschwerpunkte bei Danone Nutricia Research.
Warum ist Forschung und kontinuierliche Weiterentwicklung bei Säuglingsmilch so wichtig?
Muttermilch ist die beste Ernährung für Säuglinge. Für nicht gestillte Säuglinge stellt industriell hergestellte Säuglingsnahrung die einzige Alternative dar. Damit auch diese Säuglinge einen guten Start ins Leben haben, versuchen Wissenschaftler, durch Muttermilchforschung die Natur im Detail zu verstehen, um ihre Wirkung so weit wie möglich nachbilden zu können. Es ist wichtig, dass kontinuierlich an Muttermilch geforscht wird und die Erkenntnisse in Säuglingsmilch zur Anwendung kommen.
Kann die Wissenschaft die Muttermilch auf natürlichem Weg „nachbauen“?
Ganz wird das nie gelingen, denn es gibt Bestandteile der Muttermilch wie Immunglobuline die nicht nachgebaut werden können. Viele Inhaltsstoffe der Muttermilch wie unlösliche Ballaststoffe, sogenannte Präbiotika, fermentierte Milchbestandteile, aber auch mehrfach ungesättigte Fettsäuren (LCPs) haben einen bedeutenden Einfluss auf die Darmmikrobiota und das Immunsystem. Diese Inhaltsstoffe finden sich in forschungsbasierten Säuglingsmilchen.
Wo liegen die Forschungsschwerpunkte bei Danone Nutricia Research ?
Forschungsschwerpunkt bilden die Entwicklung des Immunsystems, der Darmmikrobiota sowie des Gehirns und wie diese durch Ernährung positiv beeinflusst werden können. Ernährung, Lebensstil und Umwelt der Mutter beeinflussen ebenfalls die Nährstoffzusammensetzung der Muttermilch und stehen im Fokus unserer Forschung.
Mag. Elisabeth Mayer, Head of Medical Affairs Milupa ELN Austria
Wie wichtig ist es, die Entwicklung der Darmmikrobiota zu unterstützen?
Dies ist von besonderer Bedeutung. Eine gesunde Darmmikrobiota steht in direktem Zusammenhang mit einem gesunden Immunsystem, bis zu 80 Prozent des Immunsystems sitzen im Darm.
Was sind die letzten großen Erkenntnisse bei der Entschlüsselung der Muttermilch?
Die jüngsten Erkenntnisse basieren auf der Kombination der patentierten Ballaststoffmischung Galacto- und Fructo-Oligosaccharide (GOS/FOS) und einem Herstellungsprozess, bei dem Milchsäurebakterien einen Teil der Milch verstoffwechseln. Aktuell forschen wir auf dem Gebiet der Humanen Milch-Oligosaccharide und deren spezieller Wirkungsweise in der Muttermilch.
Wo können sich Eltern bei Fragen zur Säuglingsmilch hinwenden?
Wir bieten in Österreich seit über 20 Jahren einen einmaligen Service – unseren Aptaclub-Elternservice – an. Experten stehen Eltern bei allen Fragen zur Ernährung telefonisch, per Mail, Chat oder über Facebook zur Verfügung. Sie sind selbst Mütter und Ernährungswissenschaftlerinnen/Diätologinnen oder Hebammen und verfügen über jahrelange Erfahrung.
Muttermilchforschung im Rückblick:
1968 – Entschlüsselung der Eiweißstruktur der Muttermilch und Entwicklung einer Säuglingsmilch für Babys, die nicht gestillt werden können.
1973 – Entwicklung einer Spezialnahrung für Frühgeborene, mit der erstmals auf die besonderen Ernährungsbedürfnisse von Frühchen eingegangen werden konnte.
1984 – Mit Aptamil Pregomin entsteht bei Aptamil die erste Spezialnahrung für Säuglinge mit Nahrungsmittelallergien.
1992 – Entdeckung von langkettigen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren (LCPs) in der Muttermilch.
1999 – Fortschritt in der Behandlung von Nahrungsmittelallergien.
2001 – Entdeckung der Human-Oligosaccharide in der Muttermilch.
2002 – Entwicklung einer patentierten GOS/FOS Ballaststoffmischung (Galacto-/Fructooligosaccharide)
2011 – Entwicklung eines Supplements, das in Ergänzung zur Muttermilch ermöglicht, auch ganz kleine Frühgeborene mit den notwendigen Proteinen zu versorgen.
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