Jeder Fleck im Blick
Auf dem Milchhof Lang setzt man auf Direktvermarktung und direkten Kontakt zu den Milchkühen.
Hermann Lang hat den in der Weinviertler Gemeinde Pillichsdorf gelegenen Milchhof Lang von seinem Vater übernommen und fühlt sich dann am wohlsten, wenn er alles gut im Blick hat – vor allem seinen Milchkuhbestand, von dem er und seine Familie seit rund 20 Jahren leben. Rund 35 braun und schwarz gefleckte Milchkühe, 30 Stiere und 40 Kalbinnen, also Kühe, die noch nie abgekalbt haben, leben auf seinem Hof. In unterschiedlich großen Herden können sie ihr natürliches Herdenverhalten ausleben.
„Hin und wieder kann es schon einmal vorkommen, dass ich in der Nacht im Pyjama nach unten laufe. Kuhherden melden es in der Regel, wenn ein Junges auf die Welt kommt oder bereits auf die Welt gekommen ist“, schildert Hermann Lang seinen Alltag mit den Milchkühen. Von Anbindehaltung, wie sie in Österreich lange Zeit üblich war und teilweise immer noch erlaubt ist, hält er nichts. Seine Kühe sollen fressen, schlafen und sich an der automatischen Kuhbürste schrubben, wann immer es ihnen gefällt. Auf dem Milchhof Lang wird den Kühen aber noch sehr viel mehr Entscheidungsfreiheit eingeräumt: Ein sogenannter Melkroboter macht es möglich, dass jede Kuh für sich selbst entscheiden kann, wann sie gemolken werden möchte. Während ein Sensor das Euter scannt und alles richtig einstellt, wird die Kuh mit Kräuter-Pellets verwöhnt. Kein Wunder also, dass sich vor dem Eingang zur vollautomatischen Melkmaschine hin und wieder eine kleine Warteschlange bildet. „Kühe sind zum Glück sehr geduldige Tiere“, fügt der Landwirt hinzu und lacht. „Weil sie ja zu den Wiederkäuern gehören, haben sie immer etwas zu tun.“
Milch macht Schule
Bis zu sechs Mal pro Tag betätigen seine Milchkühe den Melkroboter und geben täglich im Durchschnitt rund 27 Liter Milch. Wie Hermann Lang erklärt, zeichnet sich seit einiger Zeit die Tendenz ab, Spitzenmilchleistungen nicht mehr in den Vordergrund zu stellen, sondern lieber auf eine konsistente Milchleistung zu achten. Eine eigene Herde bilden die trächtigen Kühe. Sie behält der Landwirt besonders gut im Auge: „Zwei Monate, bevor die Kühe kalben, werden sie nicht mehr gemolken. Auf diese Weise können sie sich ganz auf die bevorstehende Geburt konzentrieren, und es gelingt uns leichter, den Stoffwechsel der Kühe zu kontrollieren.“ Die am Milchhof Lang geborenen Kälber leben zunächst in Kälberiglus, bevor sie in die Aufzuchtherden integriert werden.
„Die Integration erfolgt meist relativ unkompliziert. Sicher gibt es bei allen Herdentieren hier und da kleinere Reibereien, aber die halten sich in der Regel in Grenzen.“ Dass die Trennung von Kühen und ihren Kälbern ein sehr schwieriges Thema ist, muss auch Hermann Lang zugeben. Trotzdem versucht er, der einzigen für ihn möglichen Variante auch etwas Gutes abzugewinnen: „Auf diese Weise kann ich wenigstens kontrollieren, dass die Kälber die für sie so wichtige Biestmilch in den ersten drei Lebenstagen auch wirklich aufnehmen. Würde ich sie gemeinsam mit den Mutterkühen in der Herde halten, hätte ich hier den Überblick einfach nicht.“ Damit betont der Landwirt erneut, wie wichtig es ihm ist, stets alles gut im Blick zu haben. Um sich selbst ein ökonomisch nachhaltiges Marktumfeld aufzubauen, entschied man sich am Milchhof Lang dafür, die eigenen Milchprodukte in Form einer breit gefächerten Schulmilch-Produktpalette selbst zu vermarkten. Über hundert Schulen in Niederösterreich und Wien beliefert Hermann Lang mit den auf seinem Hof hergestellten Milchprodukten. Zusätzlich interessieren sich auch immer mehr kleinere Bauern- und Hofläden für die Produkte und nehmen sie in ihr Sortiment auf. Darüber hinaus bietet der Milchhof Lang unter dem Titel „Schule am Bauernhof“ auch eintägige Workshops für Schulklassen an.
Beste Bedingungen
Während sich in vielen typischen Wein- und Ackerbauregionen wie dem Weinviertel ganzjähriger Freilauf nur sehr schwer umsetzen lässt, gelingt es in vielen anderen Teilen Österreichs schon sehr gut, auch Milchkühe ganzjährig draußen zu halten. So achtet man bei Ja! Natürlich schon seit 2016 darauf, dass die gesamte Trinkmilch ausschließlich von Kühen stammt, die an 365 Tagen ins Freie dürfen und davon 150 Tage garantiert auf der Weide sind. Die Ja!-Natürlich-Bio-Heublumenmilch steht darüber hinaus auch dafür, dass bei der Fütterung der Kühe nur frisches Gras, Heu und etwas Biogetreide zum Einsatz kommen. „Wir wollen zurück zu einer Milchwirtschaft, wie sie jahrhundertelang hierzulande betrieben wurde, zu einer Fütterung im Einklang mit den Jahreszeiten – im Sommer auf den Almen und Weiden und im Winter mit dem Heu, das die Bäuerinnen und Bauern selbst gemäht und eingelagert haben. Diese Form der Milch- und Heuwirtschaft entspricht unserem Anspruch an Bio, und diesen höchsten Standard möchten wir den Österreicherinnen und Österreichern nun in möglichst vielen unserer Ja!-Natürlich- Milchprodukten bieten. Weil es der Natur guttut und man den Unterschied einfach schmeckt“, fasst Ja!-Natürlich-Geschäftsführerin Martina Hörmer diese Form der Kuhhaltung zusammen. Zu dem großen geschmacklichen Unterschied, von dem sie spricht, trägt vor allem die große Vielfalt an Gräsern und Kräutern bei, die auf den österreichischen Heuwiesen wachsen.
Zusätzlich ergeben sich bei dieser Fütterungsmethode auch bei der Verarbeitung große Vorteile: Weil zur Gänze auf gärendes Silofutter verzichtet wird, kommt die Molkerei ohne den sonst üblichen hochtechnologischen Prozess derZentrifugalkeimung aus. Die Milch wird lediglich bei der geringsten gesetzlich zugelassenen Temperatur pasteurisiert und dann besonders schonend homogenisiert. Mit der Bio-Heublumenmilch stellt Ja! Natürlich also alle Zeichen auf grün. Damit das bereits auf der Verpackung klar ersichtlich ist, wurde jedes mit Heublumenmilch hergestellte Produkt mit einer grünen Kuh versehen.
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