Moms only

„Wir sehnen uns stets nach Menschen, die gerade Ähnliches erleben“

Elternbildnerin Andrea Eder erzählt, wie Freundschaften auch nach dem Baby durch gegenseitiges Verständnis bleiben. Und dass es oft aber auch besser sein kann, loszulassen.

Viele Frauen finden es oft schwierig, mit Kindern und Familie alten Freundschaften gerecht zu werden. Warum wohl?
Eine Familiengründung ist eine krasse Lebensveränderung, und es liegt in der Natur des Menschen, dass wir in solchen Situationen Altes loslassen. Und dazu gehört nun mal auch das Lösen von Freundschaften. Dieser natürliche Prozess des Loslösens ist sehr wichtig, weil wir so Raum für Neues schaffen. Für Menschen und Freundschaften zum Beispiel, die mehr zu unserer neuen Lebenssituation passen. Denn wir dürfen nicht vergessen, mit den Kindern verlagern sich oft auch unsere Werte.

Inwiefern denn?
Mit der Familie kommt eine neue Dimension der Verantwortung ins Leben. Die Leichtigkeit von vorher ist weg. Mit den Erziehungsaufgaben können sich unsere Einstellungen ändern, ja sogar der Humor kann ein ganz anderer sein. Wir sehnen uns danach, uns mit Gleichgesinnten auszutauschen, also mit Menschen, die gerade Ähnliches erleben. Windelnwechseln oder Breikochen sind nicht unbedingt die prickelndsten Themen für einen heiteren Mädelsabend.

Wie sollen die Mamis in der Runde sich denn verhalten?
Wenn ich mich dazu zwingen muss, mit den Tischgesprächen der anderen mitzuhalten, obwohl ich eigentlich lieber über meinen Schlafentzug oder die Krabbelerfolge des Nachwuchses reden möchte, läuft etwas falsch. Wenn der Freundeskreis auf ein Ich zugeschnitten ist, das ich schon länger nicht mehr bin, sollte nicht auf Biegen und Brechen weitergemacht werden. Andernfalls besteht nämlich die Gefahr, dass wir in eine Rolle schlüpfen, in der wir uns nur verbiegen.

Mit den Kindern ändern sich oft die Werte!

ANDREA EDER, Elternbildnerin & Coach, www.andrea-eder.com

Zitatzeichen

Was aber, wenn einem diese Freundschaften wichtig sind?
Mit Toleranz, Ehrlichkeit und Akzeptanz auf beiden Seiten können gute Freundschaften sicher bestehen. Sehr enge Freundinnen können in der Regel wohl damit leben, dass die Freundschaft eine Zeit lang auf Sparflamme läuft. Um nicht ganz auf lustige Abende zu verzichten, ist vielleicht hier und da ein bisschen Kreativität gefragt, zum Beispiel mit abwechselnden Mädels- und Männerrunden inklusive „Gutschein zum Ausschlafen“ am nächsten Morgen. Mamis mit Kleinkindern dürfen übrigens nicht vergessen: Ihr aktueller Zustand ist ja nur ein vorübergehender, und bald ist wieder mehr Platz für Freundschaften. Da heißt es dann auch: dranbleiben und nicht unbedingt auf Einladungen warten.

Woran erkennt man, dass ein Bruch tatsächlich unvermeidbar ist?
In der Regel daran, dass es von allen Seiten zu wenig Verständnis für die jeweiligen Lebenswelten gibt. Oder wenn man das Gefühl hat, dass man sich dauernd für das eigene Verhalten und das jetzige Leben rechtfertigen muss. Auch Belehrungen, Bewertungen oder ständiges Vergleichen sind besonders schädlich. Oder eben, wie bereits gesagt: Man spielt nur mehr eine alte Rolle.

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