„Der Mann hält sich lieber raus, um es sich nicht mit Mutti zu verscherzen!“
Psychologin und Buchautorin Felicitas Heyne erzählt, wie Schwiegertöchter ihren Umgang mit der Schwiegermutter verbessern können und welche Chancen diese Konflikte für alle Beteiligten bergen.
Welches sind den die typischen Probleme zwischen Schwiegermüttern und Schwiegertöchtern?
Felicitas Heyne: Oft passt schlicht das Temperament nicht. Falsche Erwartungshaltungen, Vergleiche und Konkurrenzdenken sind ein großes Thema. Letzteres hat vor allem damit zu tun, dass Haushalt, Erziehung & Co in der Regel Frauensache sind und da ergeben sich mehr Berührungsflächen mit der Mutter des Mannes.
Worin liegen denn die typischen Ursachen für diese Konflikte?
Heyne: Wirklich böswillig handeln Schwiegermütter sehr selten. Meistens sind es Frauen, die ihren ganzen Lebenssinn in die Aufzucht ihrer Kinder gesteckt haben. Im Endeffekt können sie schwer loslassen und übersehen dabei die so genannte „Vorwärtsschuld“. Nämlich, dass es bei kommenden Generationen darum geht, etwas weiterzugeben und nicht darum, etwas zurück zu fordern. Im Übrigen erlebe ich bei allen Beteiligten oft fehlende Konfliktbereitschaft, vor allem bei den Männern.
Welche Rolle spielt denn der Mann bzw. Sohn?
Heyne: Der Sohn muss das Verhalten seiner Mutter erst einmal erlauben. Er ist es in Wahrheit, der der Mutter Grenzen aufzeigen muss. Aber in der Regel begibt er sich lieber nicht in den Ring.
Warum opfern Männer dafür lieber ihre Partnerinnen?
Heyne: Weil es bequemer ist, als es sich mit Mutti zu verscherzen. Sollen sich doch die Frauen gegenseitig die Nase einschlagen. Im Grunde haben alle, die ein Schwiegermutterproblem haben, eigentlich ein Eheproblem. Oft werden nämlich latente Konflikte, die in der Ehe nicht ausgetragen werden, als Stellvertreter-Krieg zwischen den Frauen ausgefochten. Dabei wäre es die Aufgabe des Mannes, klar Position zu beziehen. Kein Wunder, dass mangels Loyalität gegenüber der Partnerin, Beziehungen scheitern.
Felicitas Heyne
Familientherapeutin & Diplom-Psychologin
Warum kommen Schwiegersöhne meist recht gut mit ihren Schwiegermüttern aus?
Heyne: Weil es naturgemäß weniger Rollenvergleiche gibt und Männer das Ganze nicht so persönlich nehmen. Frauen sind schnell einmal gekränkt, was wiederum oft mit ungelösten Konflikten aus der eigenen Vergangenheit zu tun hat.
Wie können Schwiegertöchter gelassener mit der Schwiegermama umgehen?
Heyne: Ich empfehle zunächst ein gewisses Maß an Verständnis für die Schwiegermütter. Nicht deshalb, weil die Jungen sich anpassen und unterwerfen müssen. Da geht es schlicht darum, die Mutter des Mannes anzuerkennen, ohne die es den Mann ja auch nicht gebe. Überschreitet die Mutter allerdings Grenzen, dann muss klar kommuniziert werden, was geht und was nicht.
Und was, wenn die Schwiegermutter sich weiter quer stellt?
Heyne: Veränderbare Dinge sollten geändert werden. Unveränderbares soweit annehmen, dass man selber gut damit leben kann. Es müssen praktikable Lösungen erarbeitet werden: wie gestalten sich zum Beispiel Besuche und Treffen – auch mit der Bereitschaft, auf finanzielle oder andere Zuwendungen der Schwiegermutter künftig zu verzichten. Wichtig ist, dass Schwiegertöchter auch für sich selbst klarmachen, warum bestimmte Aussagen sie so treffen. Kritik sagt ja immer mehr aus über den Kritiker als über den Kritisierten. Daher weg von der Opferrolle. Wie bei vielem im Leben gilt auch hier: Wem ich die Schuld gebe, dem gebe ich die Macht. Dabei sollten wir selber entscheiden, wie wir fühlen und wie es uns geht. Solche Konflikte bergen insofern immer eine Chance auf Weiterenwicklung für alle Beteiligten.
In welchen Fällen ist ein Bruch angebracht?
Heyne: Im Grunde wirklich nur bei massiver Gewaltanwendung seitens der Schwiegermutter. Ansonsten gilt ähnlich wie bei Scheidungen das Prinzip der Beziehungstoleranz: Ich habe nie das Recht, meiner Schwiegermutter den Sohn zu entziehen oder die Enkelkinder.
„Hassgeliebte Schwiegermütter“,
mvg Verlag,
EUR 15,90
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