Tschechien: Geheimnisvolle Burgen und Schlösser
Fast jede Burg und jedes Schloss in Tschechien birgt ein Geheimnis. Um die Zeit des Lockdowns zu überbrücken, können Sie diesen Geheimnissen online auf den Grund gehen. Und im Frühling 2021 können sie die Orte hoffentlich gefahrlos persönlich besuchen.
Rund um die historischen Bauwerke, in denen Generationen von Menschen gelebt haben, wurden im Laufe der Jahrhunderte unzählige Legenden und Geschichten zusammengetragen. Wissenschaftler konnten zwar zur Aufklärung einiger dieser Legenden beitragen, jedoch nicht alle offenen Fragen beantworten. In Tschechien gilt für solche Fälle das Sprichwort: „Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde.“ Nachfolgend finden Sie die größten Legenden und Mysterien, auf die Sie in der Tschechischen Republik treffen können. Eines dieser Geheimnisse konnte aufgeklärt werden und ist sogar in einer Vitrine ausgestellt, wobei die anderen erst auf ihre Aufklärung warten. Also genügend Anregung für ein spannendes Rätselraten während des Lockdowns und eine idee für einen spannenden Familienausflug im Frühling 2021.
Der Schatz in Bečov nad Teplou
Würden Sie in Tschechien eine Umfrage zum bedeutendsten Schatz dieses Landes machen, dann würden die meisten Befragten die Reichskleinodien der böhmischen Könige nennen. Diese werden in Prag, genauer auf der Prager Burg, aufbewahrt. Doch es gibt noch einen weiteren, nicht minder kostbaren mittelalterlichen Schatz. Es ist der mit Gold, Silber und Edelsteinen besetzte St.-Maurus-Schrein, der auf Schloss Bečov nad Teplou in Westböhmen bewundert werden kann und auf ein bewegtes Schicksal zurückblickt. Der Schrein stammt wahrscheinlich vom Beginn des 13. Jahrhunderts, und seine Geschichte nahm nach dem Zweiten Weltkrieg eine dramatische Wende, denn er blieb für mehrere Jahrzehnte unauffindbar. Da seine Besitzer mit den Nazis sympathisierten, haben sie nach der Niederlage Deutschlands im Krieg den Schrein vor ihrer Flucht unter dem Fußboden der Burgkapelle vergraben. Vierzig Jahre später schickten sie einen amerikanischen Händler ins Land, der den tschechoslowakischen Behörden eine Viertelmillion Dollar für einen nicht näher definierten historischen Gegenstand anbot. Daraufhin schaltete sich die Polizei ein und suchte nach diesem mysteriösen Gegenstand. Einige Monate später wurde der Schrein, um welchen sich viele Legenden ranken, von Detektiven aufgespürt. Wäre nicht ein Zufall im Spiel gewesen, würde der St.-Maurus-Schrein wahrscheinlich bis heute unter der Kapelle vergraben liegen. Und diesem Zufall ist es zu verdanken, dass Sie bei der Schlossbesichtigung eines der kostbarsten historischen Artefakte der Tschechischen Republik bewundern können.
Die Weiße Frau von Burg Rožmberk
Gleich um mehrere mittelalterliche Burgen und frühneuzeitliche Schlösser rankt sich die Legende von der sog. Weißen Frau. Die Weißen Frauen tauchen meist wie aus dem Nichts auf, wandeln leise vorbei und verschwinden wieder. Aus der Kleidung oder Handschuhfarbe deuten sie dann die Zukunft derjenigen Person, die sie gesehen hat. Meist wurden Weiße Frauen in Schlössern gesichtet, die den Herren von Rosenberg gehörten, d. h. auf Burg Rožmberk und den Schlössern in Jindřichův Hradec, Třeboň und Český Krumlov. Das berühmteste Gemälde einer Frau in weißem Gewand hängt auf Schloss Rožmberk in Südböhmen. Der bekanntesten Sage nach, ist eine Adelige namens Perchta abgebildet, die mit Johann von Liechtenstein vermählt wurde und auf Rožmberk lebte. Die Ehe stand von Anfang an unter einem schlechten Stern und letztendlich verwünschte der Gemahl seine Frau. Seit ihrem Tod im Jahre 1476 kam es zu Erscheinungen der Weißen Frau in allen Herrschaftssitzen der Rosenberger, wobei sie mehrere Jahrhunderte lang den Familienmitgliedern den bevorstehenden Tod, einen Brand oder die Geburt eines Kindes vorhersagte. Das letzte Mal wurde sie im Zweiten Weltkrieg auf der Burg gesichtet, als hier das Sommerlager des nazistischen Bundes Deutscher Mädel stattfand. Beim Hissen der Hakenkreuzflagge ist angeblich auf dem Turm Jakobínka eine weiße Gestalt erschienen, die von mehreren Zeugen gesehen wurde. Sogar die Gestapo wurde alarmiert, um den Fall zu untersuchen, jedoch vergebens – im Inneren des Turms Jakobínka gab es nämlich weder Treppe noch Leiter, mittels welcher der gesuchte Täter auf den Turm gelangen könnte.
War der Schatz der Tempelritter auf Schloss Blatná versteckt?
Rund um die Gründung des Wasserschlosses Blatná an der Grenze zwischen Mittelböhmen und Südböhmen rankt sich eine Legende über Tempelritter. Unterirdische Geheimräume, merkwürdig aussehende Statuen und mysteriöse Gemälde hatten damals fast alle Herrschersitze. Beispielsweise befand sich in einem Saal im Nordflügel des Schlosses Blatná noch im 18. Jahrhundert eine Wandmalerei mit wüster Felslandschaft mit durchziehenden Tempelrittern und einem Mohr mit Laterne in der Hand. Angeblich gelang es dem Schlossschreiber, das Geheimnis des Gemäldes zu lüften. Er glaubte, dass der Mohr die Ritter zu einem Felsen führt, wo der Schatz versteckt liegt. Der genaue Ort sei ihm nach die Stelle gewesen, wohin theoretisch das Licht der Laterne fallen würde. Angeblich schlich er sich eines Nachts in den Saal, fand die geheime Stelle, plünderte sie und machte sich schnell aus dem Staub. Was auch immer der Schatz der Tempelritter beherbergte, das Geheimnis des Gemäldes war ein für alle Mal gelöst. Später wurde es übermalt und verschwand genauso, wie der Schreiber, der dem Rätsel auf die Spur gekommen war. Bis heute wissen wir nicht, ob tatsächlich ein Schatz auf Schloss Blatná versteckt war oder nicht.
Das Tor zur Hölle unter der Burg Houska
Burg Houska in Mittelböhmen ist einer der geheimnisvollsten Orte Tschechiens. Niemand weiß, warum gerade hier eine Burg errichtet wurde – ohne strategische Bedeutung und weit weg von allen wichtigen mittelalterlichen Handelswegen gelegen. Es handelte sich auch nie um eine Königsburg, wo sich Herrscher vom Trubel der Reichsstädte erholt hätten, noch war es jemals eine Grenzfestung, und außerdem wurde die Burg inmitten einer wüsten Landschaft ohne Wasserquelle erbaut. Noch mysteriöser ist jedoch, dass die Befestigungsanlage scheinbar so errichtet wurde, dass die Burg als Schutz dient, damit irgendetwas aus dem Inneren nicht nach außen dringen kann. Einer Legende nach wurde die Burg auf einem Felsen mit Felsspalt erbaut, der das Tor zur Hölle sei. Direkt über diesem Felsspalt steht die Burgkapelle mit gotischer Wandmalerei, die weltweit ihresgleichen sucht und viele Fragen aufwirft. der Legende nach öffnete sich eines Tages ein Spalt im Felsen und legte das Tor zur Hölle frei, aus welchem Dämonen emporstiegen, die von zahlreichen Zeugen gesichtet wurden. Die schier bodenlose Öffnung konnte erst nach drei langen Jahren kontinuierlicher Arbeit zugeschüttet werden. Die Stelle wurde noch sicherheitshalber mit der Burgkapelle „versiegelt“. Es heißt auch, dass sich unter der Burg viele Gänge und Räume befinden, wo Dinge begraben wurden, die nicht ans Tageslicht gelangen dürfen. Interessant ist auch der Name der Burg „Houska“: dieser leitet sich nämlich von der keltischen Bezeichnung gosca für „Tor“ ab. Bei der Schlossbesichtigung kommt es schon mal vor, dass Besucher über Unwohlsein, Schwindelgefühl oder leichte Benommenheit klagen. Trauen Sie sich eine Besichtigung der Burg zu?
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