SAFER Schulstart mit Buddy, Internet, Handy& Co
Die Schule startet und damit auch der Kontakt der Kinder und Jugendlichen in ihren Alltagsgruppen, im Freundeskreis, in Cliquen. Manchmal entstehen aus scheinbar kleinen Konflikten ernst zu nehmende Probleme, die in Mobbing und Cybermobbing enden. Woran erkennt man aber den Ernst der Lage und was kann man als Eltern, Lehrende und Betroffene dann tun? Experten kennen die Wege aus dem Mobbing.
„Wir haben uns früher auch am Schulhof gehaut und sekkiert, und keiner hat mit uns so ein Theater gemacht“, höre ich Menschen meiner Altersgruppe gern sagen. Anders als bei kleinen Streitereien handelt es sich jedoch bei Mobbing und Cybermobbing (am Handy und PC) um ernst zu nehmende Angriffe verbaler oder körperlicher Art, die das Ziel haben, eine andere Person zu verletzen. Dies geschieht nicht unbedingt körperlich, auch Einschüchtern, Entmutigen, langanhaltendes Kritisieren und Ausgrenzen durch verbale Attacken, Missachtung und Ignorieren, können einen Menschen derart verletzen, sodass ihm psychischer und in der Folge oft auch physischer Schaden zugefügt wird.
Einmalige Konflikte und Reibereien sind scharf abzugrenzen von länger dauernden Schikanen, Verbreitung von falschen Tatsachen, Androhen von Gewalt oder ständiger Kritik an einer Person. Wo immer Gruppen von Menschen entstehen und aufeinander treffen, sei es in der Schule, in Wohnhäusern, in Peergroups, am Arbeitsplatz, bilden sich soziale Hierarchien. Manche Menschen übernehmen Führungsaufgaben in Gruppen, andere lassen sich führen oder bleiben im Hintergrund. Als Gruppenphänomen zeigen sich in einer echten Mobbingsituation mehrere Rollen in ihrer Verteilung. Es gibt nicht nur Mobber und Betroffene, sondern auch Verteidiger, Verstärker, Mitläufer und Außenstehende, welche dem oder den Betroffenen die Lösung des Problems aus eigener Kraft unmöglich machen. Mobbing kann nur fruchten, wo es auch geduldet wird. Daher kommt Eltern, LehrerInnen und SchuldirektorInnen die Aufgabe zu, soziale Strukturen zu analysieren, zu hinterfragen und zu bearbeiten. In erster Instanz ist es ratsam, zur Vorbeugung Informationsveranstaltungen für Eltern und auch LehrerInnen in Schulen an zu bieten. Hier muss nicht nur die Rolle des/der Betroffenen, sondern auch jene des Mobbers beachtet werden. Es braucht Aufklärung von allen SchulpartnerInnen, also ganz klar auch von SchülerInnen.
Eine von Ministerien ,Regierung und dem Safer Netzwerk der EU gegründete und finanzierte Initiative ist das „Safer Internet Programm“, das den österreichischen Partner des EU Safer Internets repräsentiert.
Gemeinsam mit Stopline Österreich und 147- Rat auf Draht bildet Safer Internet das Safer Internet Center Austria.
Die Initiative unterstützt beim verantwortlichen Medienumgang in mehrfacher Form. Auf der Homepage www.saferinternet.at finden Jugendliche, Eltern und Lehrende zahlreiche News, Infos und Tipps zum Jugendschutz, dem Privatsphärenschutz, zum Cybermobbing, der Computersicherheit und zum Internetbetrug. Auf gut verständliche Weise werden wesentliche Schritte zum Daten- und Personenschutz am Handy und PC geliefert, die Website ist ansprechend und kann alle Beteiligten erreichen. Safer Internet bietet auch Vorträge an Schulen für Eltern, LehrerInnen und Workshops für SchülerInnen an, die eine ausgezeichnete Resonanz besitzen. „familiii“ sprach diesbezüglich mit Erich Schillerwein, Leiter der Ganztagesvolksschule Diesterweggasse 30 in Wien-Penzing. „Ich kann diese Initiative nur wärmstens empfehlen. Die Vorträge sind informativ und klar, die Workshops an unserer Schule sehr gut angekommen. Heutzutage stellt die Auseinandersetzung mit medialen Problematiken einen unverzichtbaren Teil der Arbeit mit digitalen Medien dar“, so der Schulleiter.
Markus Glück händigt eine Liste von Mobbingberatungsstellen für Jugendliche und Eltern aus. In der Klasse habe ich selbst erlebt, dass das kontinuierliche Arbeiten mit Soziogrammen Aufschluss über die Struktur der Gruppe und die Bewegung innerhalb dieser gibt. Oberste Regel ist, stets im Gespräch zu bleiben. Unterricht ohne die Beachtung sozialer Komponenten ist heutzutage nicht mehr möglich. Es gibt unzählige Übungsprogramme zur Herzensbildung und zum Erlernen sozialer Kompetenzen, an manchen Schulen sogar als Unterrichtsfach- sehr wünschenswert! Es zahlt sich aus, mit SchülerInnen regelmäßig an sozialen Kompetenzen zu arbeiten, Kommunikationsund Konfliktlösungsstrategien einzustudieren, um die Kinder fit zu machen für gruppendynamische Prozesse. Mir ist immer wieder aufgefallen, dass Mobbing nicht nur die SchülerInnen betrifft, sondern natürlich auch im Kollegenkreis und oft unter Elterngruppen zu finden ist. Seien Sie hier sensibel für Ihre Beobachtungen, schwimmen Sie nicht im Strom mit. Wenn eine Elterngruppe einer Klasse eine Whatsapp- Gruppe bildet und Sie dort merken, dass eine Person ausgegrenzt oder schikaniert wird, dann schweigen Sie nicht. Machen Sie nicht mit, suchen Sie das Gespräch mit Schulaufsichtspersonen, LehrerInnen und SchülerInnen. Zuweilen gibt es an Schulen auch MentorInnen und VertrauenslehrerInnen, an die man sich wenden kann.
Kinder und Jugendliche selbst können ihre Aufmerksamkeit auf Anzeichen in der Gruppe legen. Wird jemand ständig kritisiert und ausgeschlossen, wie ist die Gesprächsführung in Whatsapp- Gruppen, wer schreibt am meisten, wer kommentiert andere, wer bestimmt ? Werden Mitglieder aus den Chats ausgeschlossen, beschimpft, gemaßregelt? Nehmen Sie sich als Eltern Zeit, mit Ihren Kindern über das, was in der Schule, in der Freizeit, in den Chats am PC oder am Handy passiert, zu reden.
Immer das Gespräch mit den Kindern suchen
Suchen Sie das Gespräch, bleiben Sie im Gespräch. Selbst wenn Kinder manchmal nur sagen, dass „eh nix war…“, bleiben Sie dran. Beobachten Sie! Verweigert Ihr Kind den Schulbesuch, leidet es an chronischen Schmerzen, verhält es sich anders als sonst, ist es schweigsamer, zieht sich zurück und verschließt sich? Wer sind die Freunde meines Kindes, was machen sie in der Freizeit, kontrollieren Sie Chatverläufe, SMS und Whatsapp- Verläufe, solange Ihre Kinder noch nicht jugendlich sind. Abgesehen davon, dass ein Kind unter 8 Jahren gar kein Handy haben sollte, machen Sie sich mit den Tätigkeiten vertraut, die Ihr Kind, wenn es ein Handy besitzt, ausübt. Ein Handy ist kein Babysitter! Welche Spiele spielt Ihr Kind mit wem, wie oft, wie lange? Ein Handy von GrundschülerInnen kann und muss kontrolliert werden wie die Schultasche.
Seien Sie selbst Vorbild, legen Sie handyfreie Zonen, Tage, Stunden mit Ihrer Familie fest. Zeigen Sie Ihrem Kind aktiv, dass das Reden von Mensch zu Mensch mehr Bedeutung hat, als geschriebene Nachrichten. Erklären Sie Ihrem Kind auch, dass geschriebene Wörter am Handy unterschiedlich vom Leser interpretiert werden können und somit andere vielleicht verletzen. Wenn der eine schreibt „Wo bist du?“, will er womöglich tatsächlich wissen, wo der andere gerade ist. Der jedoch schreibt zurück „Kontrollierst du mich schon wieder?“. Wahrscheinlich haben Sie selbst schon ähnliche Missverständnisse erlebt. Reden Sie mit Ihrem Kind Klartext darüber!
Ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht bietet die Chance direkt mit Mimik und Gestik rückzufragen, eben miteinander zu REDEN.
Jemanden fertig zu machen ist nicht cool
Ich möchte nochmals betonen, dass es sein kann, dass Ihr Kind der „Mobbingtäter“ ist. Auch hier gilt es, aufmerksam zu sein, denn wenn Ihr Kind als leader einer Gruppe anderen Schaden zufügt, ist das immer auch ein direkter Hilferuf und keine Schande. Wenn Kinder und Jugendliche mobbendes Verhalten oder gar wiederholte körperliche Angriffe beobachten, ist es nötig, sich an Eltern, LehrerInnen, DirektorInnen, Mentorinnen, VertrauenslehrerInnen oder SchulpsychologInnen zu wenden. Ich ermuntere Kinder und Jugendliche, offen zu sein und nicht mit zu machen, sondern mit Erwachsenen zu reden. Man ist nicht cool, wenn man sich daran beteiligt, jemand fertig zu machen. Es sind die Ruhigen, Stillen, die oft am meisten zu sagen haben. Ermuntert sie, sich zu öffnen und Hilfe zu suchen, sich jemandem an zu vertrauen. Das alte Sprichwort „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold!“ scheint in manchen Bereichen seine Gültigkeit doch verloren zu haben.
Rat und Hilfe bei Mobbingfällen
BUDDY – Gemeinsam gegen Mobbing
helpme@buddy4you.at, 0800/567 567
RAT AUF DRAHT 147
ÖKIDS-Österreichische Gesellschaft für Eltern, Kinder- und Jugendlichen
Psychotherapie (kostenpflichtig), office@oekids.at, 01/ 985 12 40
Ombudsstelle Bildungsdirektion Wien
ombudsstelle@bildung-wien.gv.at, 01/525 25 77802
Ombudsstelle Bildungsministerium
info@ombudsstelle-schule.at, 0800/ 311305
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