Unser Alltag mit Corona
Corona zwingt uns alle, den Alltag trotz Pandemie-Situation so gut es geht zu bewältigen – möglichst eigenverantwortlich und risikobewusst. Familien erzählen von ihren ganz persönlichen Corona-Regeln.
Von Babyelefant bis Händewaschen mit Happy-Birthday-Singen bis zum Tragen des Mund-Nasen-Schutzes: Groß und Klein, Jung und Alt haben die allgemeinen Corona-Spielregeln verinnerlicht. Abgesehen von den generell geltenden Maßnahmen, die (hoffentlich) mehrheitlich eingehalten werden, gibt es freilich die eine oder andere Grauzone. Situationen im Alltag nämlich, bei denen einmal mehr Eigenverantwortung gefragt ist und damit eine vernünftige Risikoabwägung, die letztendlich jeder auf seine individuellen Bedürfnisse abstimmen muss.
Risiko ist für jeden anders
Für die einen ist es zu riskant, in den Flieger zu steigen. Die anderen verreisen munter, meiden aber Treffen mit den Großeltern. Die einen umarmen im engen Freundes- und Familienkreis, die anderen verzichten konsequent aufs Händeschütteln und üben sich fleißig im Ellbogen- oder Faustkicken. Die einen sagen ihre Teilnahme zu Taufen und Hochzeiten ab, bei anderen kommt’s erst gar nicht zur Einladung. Die einen steigen in keinen Lift, die anderen in keinen Zug. Es gibt die, die den Gehsteig wechseln, wenn wer entgegen kommt und die, die mit dem Treffen der immer gleichen Leute eher ein- statt mehrspurig unterwegs sind. Corona zwingt uns alle, zusätzlich zu den allgemeinen Vorschriften, täglich unsere ganz persönlichen Vorsichtmaßnahmen zu treffen, um den Alltag trotz Pandemie-Situation so gut es geht zu schupfen. Wir haben fünf Familien zu ihren persönlichen Do’s and Dont’s befragt.
„Es gibt bei uns keine Bussis, Umarmungen und kein Händeschütteln!“
Wie haltet ihr es mit Events, Treffen von Freunden oder Familienfeiern?
Wir versuchen so viel Normalität und Treffen wie möglich. Familien treffen wir eher einzeln als mehrere auf einmal. Was möglich ist, wird nach draußen verlagert. Auf Einladungen bei uns daheim im größeren Rahmen verzichten wir derzeit aus Rücksicht vor älteren Gästen und heben uns diese Treffen fürs nächste Jahr auf. Ansonsten gehen wir ins Fitnesscenter oder in den Sportverein.
Wie geht ihr mit den Großeltern um?
Meine Eltern sind beide über 80 und noch recht vital. Umarmungen und Bussis werden zwar vermieden, aber sie bestehen auf den Kontakt und gehen somit das Risiko bewusst ein. Mein 89-jähriger Schwiegervater hingegen besucht uns seit Corona nicht mehr. Er möchte das so handhaben, bis es Medikamente bzw. Impfstoffe gibt. Das respektieren wir natürlich.
Inwiefern habt ihr eure allgemeinen Hygieneregeln durch Corona adaptiert?
Wir verzichten aufs Desinfizieren, gestalten unsere Handhygiene aber seither bewusster und auch intensiver. Wir vermeiden Bussis und Umarmungen im Familien- und Freundeskreis. Ebenso das Händeschütteln.
Zug, Flugzeug oder Öffis? Wie sehr hat Corona euer Reiseverhalten und den Umgang mit öffentlichen Verkehrsmitteln verändert?
Als leidenschaftliche Fern- und Abenteuerreisende fehlt uns das Urlauben in fernen Reisezielen schon sehr. Wir waren zwar auf Zypern – stationär an einem Ort – eben ohne Rundtour, anders als sonst. Mit den Öffis fahren wir anlassbezogen. Zu den Stoßzeiten nehmen wir eher das Auto.
Auf welche Begrüßungsrituale seid ihr umgestiegen?
Irgendwie ist nichts so geeignet. Gerade bei offiziellen Begrüßungen gerät man ohne Händeschütteln schnell einmal in Verlegenheit. Auch mit Ellbogen oder Faustkicken schaut man schnell einmal „patschert“ aus.
Welche ganz speziellen Vorsichtsmaßnahmen trefft ihr als Familie?
Große Menschenansammlungen meiden wir. Wir lüften unsere Räume gut durch. Außerdem werden wir uns als Familie heuer wieder gegen Influenza impfen lassen.
Von welchen Vorsichtsmaßnahmen haltet ihr weniger bzw. in welchen Bereichen ist eure Risikotoleranz höher?
Das Risiko im Freien ist für uns tatsächlich überschaubar. Also Gehsteige zu wechseln, obwohl man einen gesunden Abstand gut einhalten kann, halte ich für übertrieben. Aber jeder, wie er will.
„Wir meiden Großveranstaltungen, Einkaufszentren, Kino oder Partys!“
Begrüßen vor Corona war mit Händedrücken, Bussis und Umarmen. Welche Rituale habt ihr seither?
Wir begrüßen mit Winken, Berührungen mit dem Fuß, Ellbogen – je nach Situation. Für mich und auch die Kinder ist es schon komisch, dass dieses jahrelang, gelernte Händeschütteln plötzlich nicht mehr zum Tragen kommt.
Inwiefern habt ihr eure allgemeinen Hygieneregeln durch Corona adaptiert?
Wir waschen uns seither gründlicher die Hände und ich erinnere die Kinder auch stets daran. Für unterwegs benutzen wir ein Desinfektionsmittel. Ich mache die Kinder auch darauf aufmerksam, sich nicht ins Gesicht zu fassen.
Wie geht ihr mit den Großeltern um?
Wir pflegen einen engen, normalen, familiären Kontakt wie vorher. Die Großeltern haben selbst entschieden, dass sie auf den Kontakt nicht verzichten wollen.
Wie haltet ihr es mit Events, Treffen von Freunden oder Familienfeiern?
Großveranstaltungen meiden wird. Ebenso große Einkaufszentren oder Kino. Partys mit vielen Leuten ebenso. So gut es es geht, verlagern wir Aktivitäten nach draußen. Bei Indoor sind wir zurückhaltender, wobei schulische Veranstaltungen schon ein Muss sind. Alles zu verhindern will und kann ich nicht, schließlich sollen sich die Kinder trotz Corona so normal wie möglich entfalten können. Eigenverantwortung und eine vernünftige Risikoabwägung sind das Gebot der Stunde.
Zug, Flugzeug oder Öffis? Hat Corona euren Umgang mit öffentlichen Verkehrsmitteln verändert?
Wir suchen uns großteils Ferienziele in Österreich. Im Sommer war aber auch ein Kroatien-Urlaub drin. Es kommt ja da wie dort immer darauf an, was man unternimmt. In einem Ferienhaus ist man ohnedies eher abgeschieden. Eine Flugreise würde ich derzeit nicht machen. Öffis wie Schnellbahn oder Zug meiden wir auch eher und nehmen im Zweifelsfall das Auto. Schulbus ist hingegen kein Thema.
Von welchen Vorsichtsmaßnahmen haltet ihr weniger bzw. in welchen Bereichen ist eure Risikotoleranz höher?
Ich finde nichts übertrieben. Dass es keine einheitliche Maskenpflicht in Geschäften & Co gab, brachte aus meiner Sicht viel Verunsicherung, gerade auch bei den Kindern.
„Unsere älteren Familienmitglieder sind sich ihres eigenen Risikos bewusst!“
Wie geht ihr mit den Großeltern um?
Nachdem mein Vater im gleichen Haus wohnt, ist der Umgang uneingeschränkt.
Welche ganz speziellen Vorsichtsmaßnahmen trefft ihr als Familie?
In der Regel meiden wir größere Menschenansammlungen und verbringen unsere Freizeit möglichst im Freien. Seit Corona gehe ich auch öfters ohne Kinder einkaufen, weil sie ja doch noch so Vieles angreifen und sich mit Abstand halten an der Kassa schwer tun.
Inwiefern habt ihr eure allgemeinen Hygieneregeln durch Corona adaptiert?
Händewaschen war vorher auch schon wichtig. Jetzt machen wir es vielleicht noch gründlicher, sobald wir heim kommen. Ich möchte, dass sich die Kinder so normal wie möglich entfalten, trotz Corona. Wir versuchen deshalb Corona nicht ständig zu thematisieren und gehen zum Beispiel einfach Händewaschen und nicht Händewaschen wegen Corona.
Wie haltet ihr es mit Events, Treffen von Freunden oder Familienfeiern?
Wir beschränken uns auf Treffen im kleineren Rahmen, verzichten auf Ausgehen und geben – wie früher aber auch – vor einem Treffen Bescheid, ob jemand von uns etwa verkühlt ist. Wir vermeiden alles, was auf engem Raum stattfindet.
Begrüßen vor Corona war mit Händedrücken, Bussis und Umarmen. Welche Rituale habt ihr seither?
Das fällt nun alles in den meisten Fällen weg. Man begrüßt sich auf Distanz. Jedoch machen wir bei entfernt wohnenden Freunden oder Verwandten, die wir nur einmal im Jahr sehen, auch mal eine Ausnahme. Es ist schwierig, wenn nicht herzlos, einer älteren Person aus dem Familienkreis, die sich ihres erhöhten Eigenrisikos durchaus bewusst ist, eine vielleicht lang ersehnte Umarmung auszuschlagen.
Von welchen Vorsichtsmaßnahmen haltet ihr weniger bzw. in welchen Bereichen ist eure Risikotoleranz höher?
Grundsätzlich respektieren wir, wenn andere Leute mehr auf Distanz gehen möchten bzw. jegliche Entscheidungen anderer hinsichtlich ihrer persönlichen Risikoabwägung. Stichwort Maske: Es war, glaube ich, für viele schwer nachzuvollziehen, warum ich im Shopping Center keine und im Supermarkt sehr wohl eine brauche. Wir haben sie auch da verwendet, wo es nicht Pflicht war. Andersrum: Wenn man nach sechs Stunden Zugfahrt irgendwann mit nur mehr zwei fremden Leuten auf Distanz in einem Wagon sitzt, finden wir eine kurze Verschnaufpause von der Maske ok.
„Wir weichen öfters auch auf virtuelle Freizeit-Optionen aus!“
Welche ganz speziellen Vorsichtsmaßnahmen trefft ihr als Familie?
Wir vermeiden größere Events oder auch Indoor-Veranstaltungen. Zum Beispiel auch Museen, vor allem deshalb, weil das Maskentragen mit den kleinen Kindern nicht durchgehend funktioniert. Wir achten bewusster darauf, auch bei Rotznase und Erkältungen Rücksicht auf andere zu nehmen. Allgemein glaube ich, dass wir diesen Winter noch ein bisschen durchbeißen und verzichten müssen. Wir haben für uns auch inzwischen recht gute virtuelle Familien-Freizeit-Optionen entdeckt, mit dem positiven Effekt, dass das oft auch praktisch und weniger stressig für alle ist.
Begrüßen vor Corona war mit Händedrücken, Bussis und Umarmen. Welche Rituale habt ihr seither?
Händeschütteln war für uns schon immer sehr wichtig. Jetzt ist es halt ein höfliches Hallo mit Augenkontakt.
Zug, Flugzeug oder Öffis? Wie sehr hat Corona euer Reiseverhalten und den Umgang mit öffentlichen Verkehrsmitteln verändert?
Unseren Skiurlaub haben wir bereits gebucht. Bezüglich Urlaub außerhalb von Österreich stehen wir auf der Bremse. Selbst wenn die Grenzen offen sind, sind uns die Rahmenbedingungen mancher Auslandsreisen zu unsicher bzw. einfach zu stressig – Stichwort Quarantäne, Test & Kontrollen etc. Lange Fahrten mit dem Zug vermeiden wir. Notwendige Termine wie Arzt und Job machen wir mit Öffis. Familienausflüge mit dem Auto.
Wie geht ihr mit den Großeltern um?
Am Anfang waren die Treffen noch mit Abstand, aber das ist mit kleinen Kindern nicht umzusetzen. Sofern alle gesund sind, treffen wir uns inzwischen ganz normal, auch weil die Großeltern den Kontakt wollen. Sollten wir kränkeln, weichen wir einfach wieder auf Zoom aus.
Inwiefern habt ihr eure allgemeinen Hygieneregeln durch Corona adaptiert?
Wir waschen gründlich die Hände beim Heimkommen. In der Hochphase haben wir noch fleißig desinfiziert das machen wir jetzt eher situationsabhängig.
„Ich erledige den Einkauf möglichst ohne Kinder und plane ihn detaillierter!“
In welchen Bereichen habt ihr mehr Risikotoleranz?
Auf alles verzichten wollen wir freilich nicht. Wir waren im Sommer im Bad und ich gehe mit den Kindern auch einmal in eine Theateraufführung. Auch bei den schulischen Veranstaltungen nehmen wir sozusagen das Risiko in Kauf.
Inwiefern habt ihr eure allgemeinen Hygieneregeln durch Corona adaptiert?
Wir waschen uns gründlich die Hände, wahrscheinlich intensiver als vorher. In Geschäften verwenden wir Dseinfektionsmittel und oft auch unterwegs.
Zug, Flugzeug oder Öffis? Wie sehr hat Corona euer Reiseverhalten und den Umgang mit öffentlichen Verkehrsmitteln verändert?
Auf gemeinsame Flugreisen verzichten wir. Mit der Schnellbahn fahren wir derzeit ganz bewusst gar nicht.
Begrüßen vor Corona war mit Händedrücken, Bussis und Umarmen. Welche Rituale habt ihr seither?
Entgegen der jahrelangen Etikette des Händeschüttelns heißt es nun Abstand halten. Also sind wir bei Umarmungen und Bussis zurückhaltend. Viele der „neuen“ Begrüßungsarten wie gefaltete Hände oder Fußkick finde ich für uns nicht immer passend. Grundsätzlich gibt’s bei uns kein Händeschütteln mehr, aber manchmal geht’s nicht anders und dann heißt’s halt Desinfizieren oder Händewaschen.
Wie geht ihr mit den Großeltern um?
Treffen mit der Familie finden ganz normal statt. Da ist uns einfach die soziale Komponente sehr wichtig, die in dem ganzen Kontext nicht vernachlässigt werden darf.
Welche ganz speziellen Vorsichtsmaßnahmen trefft ihr als Familie?
Wir haben Indoor immer Masken getragen, egal ob es Pflicht war oder nicht. Auch die Kinder haben damit kein Problem und möchten das aus Respekt vor den anderen machen. Im Sommer waren die Kinder jeweils nur zwei Wochen in externer Betreuung – diese Reduktion war für mich eine bewusste Vorsichtsmaßnahme. Außerdem treffen wir uns immer wieder mehr oder weniger mit den gleichen Freunden. Und ich plane Einkäufe detaillierter, um weniger oft zu gehen und wenn möglich ohne Kinder. Ich kaufe auch vermehrt in kleinen, nachbarschaftlichen Läden ein.
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