Covid-19: Impfen oder nicht impfen?
Seit Mai ist der mRNA-Impfstoff von Biontech/ Pfizer in Europa für die Altersgruppe der 12- bis 15-Jährigen zugelassen. Doch viele Eltern zögern, ob sie ihre Kinder impfen lassen sollen.
Bei Kindern und Jugendlichen ist die Corona-Pandemie, so scheint es, besonders unfair verlaufen. Denn sie sind am wenigsten gefährdet, waren aber durch Schulschließungen sehr stark getroffen. Sportvereine blieben ebenso geschlossen wie Kinos. Das Leben fand in dieser Zeit nur noch zu Hause statt. Durch die Zulassung des mRNA-Impfstoffes von Biontech/Pfizer in Europa für die Altersgruppe 12-15 Jahren, kann nun auch diese Altersgruppe immunisiert werden und danach wieder ein Leben ohne große Einschränkungen führen. Und doch zögern viele Eltern, ihre Kinder für die Impfung vormerken zu lassen.
Entscheidung mit Arzt treffen
Das Nationale Impfgremium (NIG) in Österreich empfiehlt die Impfung für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren uneingeschränkt, das heißt mit wenigen Ausnahmen für alle Personen aus dieser Altersgruppe. Damit schließt sich das Nationale Impfgremium der Empfehlung der europäischen Arzneimittelagentur und Zulassungsbehörde EMA an. „Impfgremien können diesen Einsatz empfehlen. Letztendlich ist es aber immer eine individuelle Entscheidung, die gemeinsam mit einer Ärztin oder einem Arzt des Vertrauens getroffen werden sollte. Ich würde mich aktuell an die Empfehlung der Ständigen Impfkommission in Deutschland (STIKO) halten, die den Einsatz für bestimmte Gruppen von 12- 15-Jährige Kindern und Jugendlichen empfiehlt. Eine allgemeine Empfehlung halte ich, so wie die STIKO, aktuell nicht für sinnvoll“, steht Martin Sprenger, Allgemeinmediziner und Master of Public Health, eher kritisch zur Covid-Impfung für Kinder und Jugendliche.
Vor schweren Verläufen schützen
Doch ist die Impfung von Kindern also wirklich notwendig? Die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) hat dazu eine Stellungnahme veröffentlich, in der es heißt: „Wesentlichstes Argument für die Impfung auch von Kindern und Jugendlichen, ist der durch die Impfung zu erwartende Individualschutz. Das heißt, dass die Geimpften weitestgehend vor einer Infektion und insbesondere vor schweren Krankheitsverläufen geschützt sind.“
Die Analyse österreichischer Daten hat ergeben, dass im Kindes- und Jugendalter bei etwa einer von 1.000 Infektionen mit einem schweren Verlauf gerechnet werden muss. Rund 500 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren mussten bisher im Spital behandelt werden, drei Todesfälle wurden registriert. „Bei fehlendem Impfschutz muss im Laufe der nächsten Jahre mit zahlreichen weiteren krankenhauspflichtigen Verläufen gerechnet werden. Demgegenüber gab es in der Zulassungsstudie keine schwerwiegenden Impfkomplikationen“, heißt es in der Stellungnahme der ÖGKJ.
Impfgründe abwägen
Public Health Experte Sprenger warnt jedoch davor, die Entscheidung für oder gegen eine Impfung von Kindern und Jugendlichen mit sozialer Teilhabe und gar mit dem Zugang zu Bildung zu verknüpfen. „Das halte ich für eine gefährliche Debatte, die auch voreilig ist. Ich vermute einmal, dass so wie in Israel bald auch in vielen europäischen Länder die nationalen Beschränkungen aufgehoben werden. Also alle Menschen wieder gleichbehandelt werden, unabhängig von ihrem Impfstatus. SARS-CoV-2 wird nicht verschwinden, aber bis Ende August sollten wir einen so hohen Immunisierungsgrad erreicht haben, dass zumindest für Kinder und Jugendliche das Leben möglichst uneingeschränkt weitergehen kann.“
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