Wohntrend: Raus aufs Land
Bewusst leben, wohnen und arbeiten – in den letzten zwei Jahren hat sich der Umzug aufs Land zum klaren Trend für Familien entwickelt. Wir haben eine Familie besucht, die diesen Schritt gewagt hat.
Natürlich hat das Wohnen in der Stadt nach wie vor eine große Anziehungskraft, doch immer mehr Familien zieht es aufs Land. Waren früher der räumliche Bezug zum Arbeitsplatz, zur Schule oder eine Anbindung an den Nah-verkehr besonders wichtig, so entscheiden jetzt eher persönliche Kriterien wie ein schönes Lebensumfeld und Platz für die Familie über den gewünschten Wohnsitz. Der Wunsch nach einem eigenen Haus mit Garten hat bereits 2020 extrem stark zugenommen: Auf der Immobilienplattform ImmoScout24 wurden Häuser um 49 Prozent häufiger gesucht. Vor allem die Suche im erweiterten Speckgürtel rund um Wien und Graz hat hohe Steigerungsraten verzeichnet. Aber auch die Suchraten in den anderen Bundesländern können sich sehen lassen: In Kärnten (+76 Prozent), Niederösterreich (+63 Prozent), der Steiermark (+59 Prozent) und dem Burgenland (+55 Prozent) gab es insgesamt den höchsten Anstieg bei der Nachfrage nach Häusern.
Der Speckgürtel wird breiter
Ein Problem bei der Suche stellt jedoch das mittlerweile dünne Angebot dar. Der Speckgürtel wird dadurch zwangsweise breiter, eine Suche im Umkreis von 50 Kilometern ist durchaus üblich. „Gezwungener Maßen müssen die Leute flexibler werden. Am Anfang wird nur in der Wunschregion gesucht, geht man aber ein Stück weiter weg, ist das Angebot meist größer und auch erschwinglicher“, so Immobilienmakler Dominic Lorenz, Lorenz Real Construct Immobilien GmbH, und weiter: „Wichtig ist, dass die Infrastruktur den Erfordernissen von jungen Familien entspricht. Es müssen Kindergärten, Schulen, Ärzte und natürlich Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe sein. Durch die Arbeit im Homeoffice sind die Leute toleranter geworden was die Distanz zu Wien betrifft, weil sie nicht täglich ins Büro fahren müssen.“
Die Wunschimmobilie
Und wie sieht das begehrte Einfamilien-haus nun aus? Über ganz Österreich betrachtet, hat das meistgesuchte Einfamilienhaus 4,5 Zimmer mit 126 Quadratmetern Wohnfläche und kostet rund 284.000 Euro. Dazu Dominic Lorenz: „Unserer Erfahrung nach sind es auf alle Fälle vier Zimmer, der Rest schwenkt sich dann durch das vorhandene Budget ein. Die Schmerzgrenze liegt bei 500.000 Euro, darüber wird es sehr schwer – auch mit der Finanzierung. In Wien und Umgebung ist jedoch unter den 500.00 Euro kaum etwas zu finden. Da müsste man schon weiter weg gehen, Richtung Wiener Neustadt oder Neunkirchen. Sind die Häuser billiger, ist der Sanierungs-aufwand jedoch oft extrem hoch.“
Traumhaus gefunden
Nathalie und ihr Lebenspartner Christoph haben sich den Traum vom eigenen Haus im Sommer 2021 erfüllt. Auch hinter ihnen lag eine lange Suchphase, denn es sollte ein Zweifamilienhaus werden, in dem auch Nathalies Eltern Platz finden können. Fündig wurde die Familie schließlich in Felixdorf. „Vorher haben wir in Alt Erlaa in einer neuen Genossenschafts-wohnung gewohnt. Da steht Haus an Haus und Wohnung grenzt an Wohnung, es war dort sehr laut und lag auch direkt neben der U-Bahn. Die Spielplätze in unserer Umgebung waren winzig. Ich konnte meinen Sohn auch nie aus den Augen lassen, weil die Fahrradwege direkt daran vorbeigeführt haben. Die RadfahrerInnen sind da mit hoher Geschwindigkeit vorbeigefahren. Das war sehr gefährlich und auch sehr stressig“, beschreibt sie die Situation in der alten Wohnung. „Jetzt haben wir einen großen Garten und unser Sohn kann laufen und spielen, wie er will“, freut sich die junge Mutter. Den Weg zur Arbeit nach Wien legt das Paar per Bahn und Auto zurück. Und auch bei der Infrastruktur am neuen Wohnort sind keine Abstriche nötig. „Wir haben drei Kindergärten im Ort, eine bilinguale Grundschule und eine Mittelschule“, bekräftigt Natalie.
Umbau abgeschlossen
Das Haus wurde Ende der 1960er-Jahre gebaut. Am Grundriss wurde bis auf einen Wanddurchbruch nichts verändert. Die Ausstattung hat allerdings der Vorbesitzerin – einer alten Dame – entsprochen. „Das hat nicht wirklich zu uns gepasst, darum haben wir alles erneuert. Das Badezimmer haben wir natürlich auch umgebaut und haben eine neue Badewanne und eine neue Dusche einbauen lassen“, so Natalie. Da sie und ihr Partner handwerklich begabt sind, konnten sie sehr viel selbst machen – ein großer Vorteil, der die Kosten verringert hat. Kauf und Umbau wurden zum großen Teil über einen Kredit finanziert, den sie über die Plattform Infina aufgenommen haben. „Dort haben wir relativ gute Konditionen bekommen, den Rest haben wir durch Eigenmittel finanziert. Uns wurden unterschiedliche Möglichkeiten zur Finanzierung aufgezeigt und wir wurden gut beraten. Nach zwei Wochen hatten wir die Zusage für die Finanzierung“, erzählt die junge Mutter. Jetzt wird die Zeit im neuen Haus genossen und auch für den Sommer hat die Familie schon große Pläne. Der Garten spielt dabei eine große Rolle.
„Am Anfang wird nur in der Wunschregion gesucht, geht man aber ein Stück weiter weg, ist das Angebot meist größer und auch erschwinglicher.“
Dominic Lorenz
Immobilienmakler Lorenz Real Construct Immobilien GmbH
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