Ostbayerns Städtejuwelen: Zeitreisen ins Mittelalter
In den historischen ostbayerischen Zentren tauchen Besucher an einzigartigen Originalschauplätzen tief in das Mittelalter ein.
Historie zum Anfassen, Erleben und Entdecken und große Geschichte als Urlaubsabenteuer: Ostbayerns Städte sind begehbare Geschichtsbücher und faszinierende Gästemagnete – ideal für erlebnisstarke Ausflüge oder unvergessliche Erlebniswochenenden. An historischen Originalschauplätzen und vor der prächtigen Kulisse besterhaltener mittelalterlicher Stadt-Ensembles drehen Besucher die Zeit zurück in eine Epoche, in der Fürsten und Herzöge in Bayern herrschten – und begegnen Rittern, Henkern und einer vermeintlichen Ketzerin.
Amberg: einst "festeste Fürstenstadt"
In Amberg kann man Geschichte spüren. Die ostbayerische Stadt war einst Hauptstadt der Oberen Pfalz unter der Herrschaft der pfälzischen Linie der Wittelsbacher. Ein Stadtgraben, eine äußere und eine innere Stadtmauer mit fast einhundert Türen und Toren machten Amberg über Jahrhunderte uneinnehmbar – und brachten der Stadt den Titel „festeste Fürstenstadt“ ein. Die Befestigungsanlage ist knapp drei Kilometer lang und heute noch fast vollständig erhalten.
Sie ist – auch dank der vier aus dem 14. Jahrhundert stammenden Stadttore – damit eine der besterhaltenen mittelalterlichen Stadtbefestigungen Europas. Die Amberger nennen die Ringmauer liebevoll „Ei“ – wegen ihrer unverwechselbaren ovalen Form. Wasser führt der Graben, der die Stadt einst vor Bedrohungen schützte, heute nicht mehr. Bei einem Spaziergang rund um das „Amberg Ei“ kann man aber noch heute erleben, wie die mächtigen und unüberwindbaren Mauern der Stadt auf potenzielle Feinde gewirkt haben müssen. Zahlreiche lauschige Plätzchen mit malerischen Durchgängen gelten nicht nur bei Mittelalter-Fans als Geheimtipp. Innerhalb der Mauern erwarten den Besucher neben kleinen versteckten Läden, Biergärten und Wirtshäusern, Industriekultur und Luftkunst. Es ist für jeden Geschmack etwas Passendes dabei. Infos: tourismus.amberg.de
Regensburg: Flanieren durchs mittelalterliche UNESCO-Weltkulturerbe
Als ein herausragendes Beispiel für eine mittelalterliche europäische Handelsstadt und ihre historischen Entwicklungsstufen gilt heute das ostbayerische Regensburg. Das ist auch einer der Gründe, warum die UNESCO die vor mehr als 2.000 Jahren von den Römern gegründete Stadt 2006 in die Liste des Weltkulturerbes aufnahm. Über 1.000 Einzeldenkmäler machen den historischen Stadtkern einzigartig.
Geschlechtertürme zeugen von der Repräsentation der reichen Kaufleute, die auf der Donau Handel betrieben. Der Regensburger Dom, dessen Bau im Mittelalter begann, ist Ausdruck eines wohlhabenden Bürgertums. Das Rathaus erzählt die Geschichte der Stadt und auch die des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation: Im Reichssaal des Alten Rathauses, der bis heute originalgetreu erhalten ist, trafen sich einst die Fürsten aus dem ganzen Land beim Immerwährenden Reichstag. Bereits seit dem Mittelalter gilt die Steinerne Brücke als „Weltwunder“. Sie verbindet, 1135 bis 1146 in Rekordzeit erbaut, die Altstadt und Stadtamhof. Das Besondere: Beinahe 800 Jahre lang blieb sie die einzige zuverlässige Donauüberquerung. Direkt daneben, auf Seite der Altstadt, steht die Historische Wurstkuchl, die seit mehr als 500 Jahren Einheimische und Besucher zuverlässig mit hausgemachten Bratwürstchen versorgt. In Regensburg gibt es heute unzählige architektonische Zeugen der blühendsten Stadtepoche: Dazu gehören zum einen die engen Gassen und die großen Plätze wie der Haidplatz, wo früher sogar Ritterturniere stattfanden. Er gilt heute als „gute Stube“ Regensburgs. Auch unterirdisch lässt sich das Mittelalter erleben: Neben römischen Spuren sind im „document Neupfarrplatz“ Fragmente der 1519 zerstörten jüdischen Synagoge freigelegt. Unter der romanischen Niedermünsterkirche aus dem 12. Jahrhundert eröffnet sich im „document Niedermünster“ eine der größten kirchlichen archäologischen Ausgrabungen Deutschlands. Bei zahlreichen Schauspiel- und Themenführungen begeben sich Gäste auf die Spuren der mittelalterlichen Hexenverfolgung oder gehen mit einem Henker im Original-Gewand auf einen Streifzug durch die Stadt. Infos: tourismus.regensburg.de
Straubing: Ein Gottesacker, auf dem die Zeit stehengeblieben ist
m niederbayerischen Straubing liegt östlich des mittelalterlich-neuzeitlichen Zentrums mit seinen prächtigen Bauten und dem weithin bekannten Gäubodenmuseum ein besonderer Ort: Der Historische Friedhof St. Peter. Er erhebt sich über Resten des spätantiken burgartigen Kastells aus der Römerzeit, jetzt Teil des UNESCO-Welterbes Donaulimes. Er ist eine besondere Oase der Kunst und Natur, ein Ort der Ruhe und der Besinnung. Umgeben von einer hohen Mauer und eingebettet in das üppige Grün alter Bäume erzählen vier Sakralbauten aus dem Mittelalter und mehr als tausend Grabmäler aus sieben Jahrhunderten von der Straubinger Stadtgeschichte.
Eine romanische Pfeilerbasilika grüßt mit ihren Doppeltürmen über die Donau hinweg zu den Vorbergen des Bayerischen Waldes. Sie besitzt wertvolle skulptierte romanische Portale. In ihrem Innern verbinden ein spätromanischer Triumphbogen-Christus, eine ergreifende überlebensgroße gotische Pietá und Heiligengestalten des Weichen Stils wichtige Kunstepochen des Mittelalters.
Ein doppelgeschossiger Karnerbau stammt aus dem ausgehenden 13. Jahrhundert und wurde später zu einer Votivkapelle für „Maria Heil der Kranken“. Die 1436 gegründete Kapelle für Agnes Bernauer erinnert an die tragische Liebesgeschichte zwischen der angeblichen Augsburger Baderstochter und dem Münchner Thronfolger Albrecht III., die mit der Ertränkung der Bernauerin endete. Ihr Epitaph in der Kapelle zählt zu den wichtigsten und bekanntesten Kunstdenkmälern Straubings. Im zweiten spätgotischen Karner erzählt ein Totentanz aus dem Jahre 1763, aber noch der mittelalterlichen Tradition verbunden, von der Begegnung der Menschen mit dem Tod. Infos: www.straubing.de/de/tourismus/
Landshut: Erleben, wo einst Bayerns Herzöge residierten
Landshut, 1150 erstmals erwähnt, war im späten Mittelalter einst Hauptstadt des Herzogtums Bayern-Landshut. Die Landshuter Altstadt gilt als einer der baukulturell bedeutendsten und besterhaltenen historischen Stadtkerne in Deutschland. Steinernes Symbol dieser mittelalterlichen Blüte ist bis heute die mächtige Burg Trausnitz hoch über der Stadt. Berühmt gemacht haben die Burg besonders die „Reichen Herzöge“ von Bayern-Landshut, Heinrich, Ludwig und Georg. Noch heute feiert die Stadt alle vier Jahre – das nächste Mal 2023 – die „Landshuter Hochzeit“ und erinnert an eine Adelshochzeit der Superlative: Ludwig der Reiche ließ 1475 seinen Sohn Georg mit der polnischen Königstochter Hedwig vermählen. Die „LaHo“, wie die Einheimischen das Großereignis nennen, gilt heute mit rund 2.400 Laiendarstellern in historischen und originalgetreuen Kostümen als das bedeutendste historische Fest Europas und wurde mit dem Titel „Immaterielles Kulturerbe“ ausgezeichnet.
Bis zum Frühjahr 2022 eröffnet eine neue Ausstellung exklusive Einblicke in diese mittelalterliche Erlebniswelt: Sie fasziniert unter dem Titel „Am Hof der Reichen Herzöge von Bayern – Geschichten um die Landshuter Hochzeit 1475“ mit Szenen des mittelalterlichen Lebens. In edle, historische Kostüme gekleidete lebensgroße Figuren erzählen stilvoll und authentisch Episoden zur berühmten Fürstenhochzeit.
Zeitgleich zur Ausstellung auf der Burg Trausnitz können Gäste sowohl auf der Burg als auch in der Landshuter Innenstadt bei zahlreichen mittelalterlichen Stadtführungen auf Zeitreise gehen: So erfahren Besucher bei „300 Jahre Glanz“, welches Landshuter Ereignis 1410 sogar den Papst aufkochen ließ. Die Tour „Ritter-Henker-Mönche“ gibt Einblicke in das Leben der Rittersleute von einst. Das Rezept für einen geschätzten „Liebestrank“ erfahren Teilnehmer der Führung „Schaurige Geschichten und fröhliche Musik“ an einem exklusiven Originalschauplatz: dem Weinkeller der Burg Trausnitz, der nur im Rahmen dieser Führung zugänglich ist. Infos: landshut-tourismus.bayern
Passau: Mittelalter-Feeling beim "Frösteln" in historischen Gemäuern
Sie gilt als Wahrzeichen der Dreiflüssestadt Passau: Die Veste Oberhaus, die hoch über der Altstadt thront. 2019 wurde das Juwel aus dem Mittelalter 800 Jahre alt. Die Veste gilt als prachtvolle Renaissanceresidenz und war einst Sitz der Passauer Fürstbischöfe.
Für Aha-Erlebnisse sorgt bei einem Besuch des Oberhausmuseums neben Rittersaal und der Georgskapelle mit ihren gotischen Fresken ein besonderer Raum: In der unbeleuchteten und unbeheizten Kältekammer des Oberhausmuseums lässt sich bis heute spüren, wie es sich anfühlte, im Mittelalter hinter dicken Burgmauern zu leben. Der Raum ist nur einer von vielen Bestandteilen der Ausstellung „Faszination Mittelalter – irdisches Leben“. Neben hochkarätigen Exponaten aus der mittelalterlichen Zeit liegt das Augenmerk auf der Vermittlung des damaligen Alltags der Menschen. Mehr Infos und weitere Dauerausstellungen auf www.oberhausmuseum.de
Mit der Bahn anreisen
Ostbayerns Städte bieten viele Möglichkeiten, den Erlebnis-Ausflug ins Mittelalter mit einer nachhaltigen Anreise zu kombinieren: Schnelle, preisgünstige und umweltfreundliche Mobilität eröffnen die Verbindungen mit den bayerischen Bahnen. So können beispielsweise mit dem Bayern-Ticket bis zu fünf Personen einen Tag lang quer durch den Freistaat reisen und die Gegend erkunden. Grundpreis für das Bayern-Ticket sind 25 Euro, jeder zusätzliche Mitfahrer zahlt acht Euro. Die Planung ist bequem von zuhause möglich: Das Portal „Bayern-Fahrplan“ stellt als komfortable Online-Fahrplanauskunft umfassende Informationen für den öffentlichen Nahverkehr in Bayern und darüber hinaus bereit. Infos: www.bayern-fahrplan.de und www.bahnland-bayern.de/bayern-ticket
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