Konfliktlösung: Schrei mich nicht an!
Der neue Ratgeber der SOS-Kinderdörfer liefert wertvolle Tipps zur gewaltfreien Konfliktlösung in der Familie und im Alltag.
Als Familie zusammen zu leben, ist immer wieder ein Kunststück. Unterschiedliche Vorstellungen, Interessen und Charaktere treffen aufeinander. Wenn dann noch Herausforderungen von außen kommen, wie aktuell durch die Corona-Pandemie, fliegen schnell die Fetzen. Der Ratgeber der SOS-Kinderdörfer hilft, Konflikte gewaltfrei zu lösen.
#1 Konflikte dürfen sein
„Streit im Familienalltag ist normal“, sagt Corinna Harles, psychologische Leiterin von „Rat auf Draht“ der SOS-Kinderdörfer Österreich. „Wichtig dabei ist, wie gestritten wird.“ Die gewaltfreie Kommunikation ist ein guter Weg, Konflikte zu bewältigen. Sie hilft, Wahrnehmungen und Gefühle so mitzuteilen, dass sie ankommen, aber nicht angreifen. Wenn Familien dies üben, stärkt es die Beziehungen untereinander und Kinder haben eine gute Chance, auch im späteren Leben besser mit Konflikten umzugehen.
#2 Ich höre dir zu
Interessieren Sie sich dafür, was ihr Kind macht und welche Themen bei ihm gerade aktuell sind. Wenn Ihr Sohn oder Ihre Tochter etwas erzählt, hören Sie aufmerksam zu. So spürt Ihr Kind, dass Sie es ernst nehmen, und es fühlt sich wertgeschätzt. Ein regelmäßiger Austausch schafft die beste Basis für Situationen, in denen man einmal nicht einer Meinung ist.
#3 Ich-Botschaften
Wenn Sie in der Familie diskutieren, lassen Sie einander ausreden und versuchen Sie, sich in die Lage des Gegenübers zu versetzen. Vermeiden Sie Vorwürfe und formulieren Sie Ihre Sicht der Dinge in Ich-Botschaften.
#4 Beobachtung – Gefühl – Bedürfnis – Bitte
Versuchen Sie die Situation zu beobachten, ohne sie zu bewerten, und teilen Sie diese möglichst neutrale Beobachtung Ihrem Kind mit. Formulieren Sie im zweiten Schritt, wie Sie sich dabei fühlen und auch das dahinterliegende Bedürfnis. Zum Schluss sollte eine Bitte stehen: Was wünschen Sie sich für die Zukunft? „Ich habe das Gefühl, wir verbringen kaum noch Zeit miteinander. Das macht mich traurig, weil wir dadurch immer weniger wissen, was beim anderen gerade los ist. Ich würde mir wünschen, dass wir zumindest zwei Mal in der Woche gemeinsam Abendessen.“
#5 Kompromisse
Manchmal werden sich Eltern und Kinder selbst nach längerer Diskussion nicht einig. Versuchen Sie, sich auf die Sichtweise Ihres Kindes einzulassen und diese zu verstehen. Finden Sie gemeinsam Kompromisse, die die Ideen des Kindes miteinbeziehen.
#6 Ich könnte schreien!
Wenn die Situation zu eskalieren scheint, beharren Sie nicht weiter auf Ihrem Standpunkt. Bevor Sie etwas sagen, das Ihr Kind verletzt und Ihnen später leidtut, atmen Sie tief durch. Achten Sie darauf, dass Sie mit beiden Beinen fest am Boden stehen und zählen Sie gedanklich langsam bis 10. Kann Sie das immer noch nicht beruhigen, hilft es vielleicht, das Zimmer kurz zu verlassen. Sagen Sie Ihrem Kind, dass Sie eine kurze Auszeit brauchen und dann wiederkommen.
#7 Unterstützung holen
Wenn Sie weitere Unterstützung oder Information brauchen, zögern Sie nicht, sich Hilfe zu holen.
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