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Schwangerschaft auch mit angeborenem Herzfehler möglich

Frühzeitige Planung und Beratung ist bei einer Schwangerschaft von Frauen mit angeborenem Herzfehler wichtig. Expertin der Herzstiftung erklärt, worauf Patientinnen mit Herzfehler achten sollten.

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Der Fortschritt in der Medizin macht es möglich: Die meisten Frauen mit angeborenem Herzfehler (AHF) können heute Kinder bekommen. Doch bei Patientinnen mit Kinderwunsch ergeben sich viele Fragen: Wie groß ist das Risiko für Mutter und Kind? Bei welchen angeborenen Herzfehlern ist von einer Schwangerschaft abzuraten? Kann der Herzfehler vererbt werden? „Wichtig ist, dass Frauen mit angeborenem Herzfehler ihre Schwangerschaft frühzeitig planen und sich von einem erfahrenen EMAH-Spezialisten betreuen lassen”, erklärt Prof. Dr. med. Tanja Rädle-Hurst, Kardiologin an der Klinik für Pädiatrische Kardiologie am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg mit Zusatzqualifikation für Erwachsene mit angeborenem Herzfehler (EMAH); derzeit leben bis zu 330.000 EMAH in Deutschland. Die EMAH-Stiftungsprofessorin der Deutschen Herzstiftung betont zugleich, dass Hochrisikopatientinnen nicht nur während der Schwangerschaft und Geburt, sondern auch nach der Entbindung besonders engmaschig betreut werden müssten. Wie sich das Risiko für Komplikationen abschätzen lässt, welche Schwierigkeiten auftreten können und worauf Patientinnen achten sollten, erklärt Rädle-Hurst.

Schon vor der Schwangerschaft beraten lassen

Im Idealfall sollten sich Frauen mit AHF bereits vor Planung der Schwangerschaft von ihrem EMAH-Spezialisten beraten lassen. „Es gibt eine Reihe von Medikamenten, die der Entwicklung des Embryos schaden können“, erläutert Rädle-Hurst. Beispielsweise gelten bestimmte Gerinnungshemmer oder ACE-Hemmer in der Schwangerschaft als ungünstig. Daher sollten zunächst die regelmäßig einzunehmenden Medikamente überprüft und gegebenenfalls ersetzt werden. Weiterhin sollte der Arzt in dem Gespräch über verschiedene Risiken aufklären, über notwendige Kontrollen informieren und über geeignete Möglichkeiten der Entbindung beraten. Die folgende Checkliste hilft beim Gespräch mit dem/der EMAH-Spezialisten/in:

  • Überprüfung der Medikamente
  • Aufklärung über mütterliches Komplikationsrisiko
  • Aufklärung über kindliches Komplikationsrisiko
  • Aufklärung über Vererbbarkeit des Herzfehlers
  • Beratung zu Geburtszeitpunkt und -modus

Risiko abschätzen, Komplikationen vermeiden

Wie groß das Risiko einer Komplikation während der Schwangerschaft oder Geburt ist, hängt von der Art und der Schwere des angeborenen Herzfehlers ab. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat dazu verschiedene Risikoklassen (mWHO I bis IV) erstellt, die eine Abschätzung möglicher Komplikationen für Mutter und Kind ermöglicht. So ist das Risiko für Schwangere der mWHO-Klasse I – hierzu zählen beispielsweise Frauen mit einer leichten Pulmonalstenose oder nach Verschluss eines Septumdefekts – mit 2,5 bis 5 Prozent nur gering. Hingegen wird Frauen mit schwerer Aorten- oder Mitralklappenstenose (mWHO IV) wegen des hohen Risikos in der Regel von einer Schwangerschaft abgeraten. „Eine gute Pumpfunktion der Hauptherzkammer ohne Hinweis auf eine Herzschwäche ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen optimalen Schwangerschafts- und Geburtsverlauf“, betont Rädle-Hurst. Mögliche Komplikationen bei Frauen mit AHF seien beispielsweise das Auftreten von Herzrhythmusstörungen oder sichtbare Zeichen einer Herzschwäche. Das Risiko für Komplikationen beim Kind steigt ebenfalls mit der Schwere der mütterlichen Herzerkrankung. Hier sind insbesondere eine vorzeitige Geburt und ein niedriges Geburtsgewicht zu nennen.

Engmaschige Überwachung auch nach der Geburt

Generell sollten alle Patientinnen mit angeborenem Herzfehler während der Schwangerschaft überwacht werden. Für Schwangere der Risikoklassen mWHO I und II ist jeweils eine kardiale Untersuchung pro Schwangerschaftsdrittel ausreichend. Patientinnen der Risikoklasse mWHO III haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Komplikationen, sowohl bei der Mutter als auch beim Kind. EMAH-Patientinnen, die zu dieser Hochrisikogruppe mWHO III zählen, haben komplexe AHF wie eine Transposition der großen Gefäße (TGA), einen systemischen rechten Ventrikel oder nur eine funktionierende Herzkammer (Fontan-Zirkulation). „Sie sollten am Ende der Schwangerschaft und zusätzlich in den ersten zwei Wochen nach der Entbindung besonders engmaschig überwacht werden“, betont die EMAH-Spezialistin Rädle-Hurst. Aufgrund der hormonellen Umstellung nach der Geburt können der Druck und Widerstand in der Lungenstrombahn ansteigen. Da zudem mehr Blutvolumen aus der Peripherie in Richtung Herz verlagert wird, kann dies zu einer Überlastung der rechten Herzkammer mit Zeichen einer Rechtsherzschwäche führen.
Fazit: Die meisten EMAH-Patientinnen können ihr Kind auf normalem Weg zur Welt bringen. Eine Periduralanästhesie (PDA) kann die Belastung während der Geburt verringern. Bei Schwangeren mit komplexen Herzfehlern (mWHO-Klasse III und IV) kann ein geplanter Kaiserschnitt sinnvoll oder sogar notwendig sein.

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