Bis zu 13-mal Quarantäne für Kinder in Schule und Kindergarten
SOS-Kinderdorf fordert dringend eine Anpassung der Quarantäneregelung für Bildungseinrichtungen. Der Entfall der Maskenpflicht für Schüler:innen als Erleichterung der Quarantäne ist zu wenig.
Bereits am Wochenende wurden erste Öffnungsschritte für diverse Lebensbereiche verkündet. Für Bildungseinrichtungen gibt es heute lediglich eine knappe Information zur Änderung der Maskenpflicht. „Leider gibt es keine umfassenden Überlegungen für Bildungseinrichtungen, die alle Bereiche zum Beispiel die Quarantäneregelungen umfassen“, sagt Christian Moser, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf. „Die aktuellen Regelungen und deren Auslegung durch die Gesundheitsbehörden bedeuten eine nahezu unerträgliche Lebenseinschränkung für Kinder in Schulen und Kindergärten.“
Denn aktuell würden sogar eben erst genesene Kinder neuerlich in Quarantäne geschickt, wenn es zu weiteren zwei Corona-Fällen von Kindern oder einer Betreuungsperson kommt. „Wir können nicht länger zuschauen, wie Kinder von einer Quarantäne in die nächste geschickt und so in gröbster Weise in ihrem Leben eingeschränkt werden. Es braucht ganz dringend Erleichterungen und einen besseren Schutz für junge Menschen“, so Moser.
Keine Verhältnismäßigkeit gegeben
In Freizeitbereichen, wie Kinos, Cafés oder Wintersportbetrieben, wo es ebenfalls zu engen Kontakten kommt, gibt es so gut wie kein Contact Tracing und somit auch keine Quarantänemaßnahmen von Kontaktpersonen mehr. Hingegen werden Kinder bei Kontakt mit Infizierten in Kindergarten oder Schule mit strikten Quarantänemaßnahmen belegt. „Für mich ist hier keine Verhältnismäßigkeit gegeben“, betont Moser. „In den Bildungseinrichtungen werden die Grundbedürfnisse der Kinder und ihr Recht auf Bildung abgedeckt.“ Gleichzeitig sind diese jungen Menschen ständig der Angst und der Gefahr ausgesetzt, von einer Quarantäne in die nächste zu kommen.
Wenn auch weiterhin genesene Kinder in Quarantäne gesteckt werden, könne das bei einer Klasse oder Gruppe mit 25 Kindern im schlimmsten Fall bedeuten, dass ein Kind ganze 13-mal in Quarantäne muss. „Gerade jetzt vor den Ferien gibt es eine riesige Verunsicherung in Familien“, erklärt Moser. „Die so dringende Erholungszeit für die Familien ist durch drohende Erkrankungen und Quarantäne in Gefahr. Viele Familien überlegen, ihre Kinder die letzten Tage vor den Ferien gar nicht mehr in Kindergarten oder Schule zu schicken.“
Informationschaos bei Behörden
Zur großen Verunsicherung trage zusätzlich bei, dass es keine verlässlichen Informationen gibt, etwa schriftlich auf den Webseiten der diversen öffentlichen Anlaufstellen. „Auch telefonisch haben unsere Expert*innen von SOS-Kinderdorf bei den öffentlichen Hotlines zu unterschiedlichen Zeitpunkten unterschiedliche Informationen über die Handhabung der Quarantäneregelungen bei genesenen Kindern erhalten“, kritisiert Moser. „Nicht nur die Kinder, sondern auch ihre Eltern und alle Menschen, die in Bildungseinrichtungen arbeiten, werden von der Politik und den Behörden im Regen stehen gelassen bzw. im Kreis herum geschickt.“ Zusätzlich zu den Sorgen über Freiheitsbeschränkungen für ihre Kinder, müssen berufstätige Eltern auch fürchten, dass die Sonderbetreuungszeiten für die Betreuung ihrer Kinder während der Quarantäne nicht ausreichen.
Es sei völlig unverständlich, warum einerseits bei den Schutzmaßnahmen für die Kleinsten im Kindergarten weiterhin keine Lösung in Sicht ist und gleichzeitig bei den Quarantäneregelungen mit größter Härte durchgegriffen wird. „Wieder einmal wird auf die Kinder vergessen, wir fordern dringend ein, endlich im Sinne der Bedürfnisse und Rechte von Kindern zu handeln“, so Moser abschließend.
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