Bildung

Königreiche der Eisenzeit im MAMUZ

Das MAMUZ Museum Mistelbach zeigt ab 19. März 2022 die neue Sonderausstellung „Königreiche der Eisenzeit“ und begibt sich damit auf die Suche nach den Spuren der frühen Eisenzeit.

01 Titelbild _Königreiche der Eisenzeit_ (c) Atelier Olschinsky

Im 8. Jahrhundert v. Chr. begann in Mitteleuropa eine neue Epoche: die Eisenzeit. Eisen wurde zum wichtigsten Werkstoff für Werkzeuge, Schmuck, Gerätschaften und Waffen und lieferte zusammen mit verstärkten Handelsbeziehungen in den Mittelmeerraum die Grundlage für eine neue, stärker strukturierte Gesellschaft. Mit der nach dem berühmten Fundort in Oberösterreich benannten Hallstattkultur entstand eine völlig neue Kultur mit einer deutlich ausgeprägten Hierarchisierung in der Bevölkerung, wie zahlreiche Gräberfunde nachweisen. Eine hochrangige Oberschicht wurde in markanten Großgrabhügeln beigesetzt. Diese enthielten wertvolle Beigaben, darunter Waffen, Schmuckstücke, Importe aus dem Mittelmeerraum sowie große Geschirrsets für Festgelage im Jenseits und Kultgefäße.

Eine Zeit der Umbrüche

Aber was wissen wir heute über die Anführer der frühen Eisenzeit und wie weit reichte ihre Macht? Wir kennen weder die Namen der einzelnen Völker noch die ihrer Herrscher. Einzig archäologische Zeugnisse und die Schriftquellen antiker Hochkulturen im Mittelmeerraum geben Aufschlüsse über ihren Reichtum und Einfluss. Ausstellungskurator Fritz Preinfalk verrät: „Zahlreiche Funde deuten darauf hin, dass an der Spitze der hallstattzeitlichen Gesellschaft absolute Herrscher standen, deren Gewalt über ein Territorium offenbar vererbbar war. Neben der weltlichen Macht übten sie offenbar auch religiöse Funktionen aus, weshalb die Bezeichnung dieser Personen als ,Kleinkönige‘ oder ,Sakralkönige‘ berechtigt erscheint, zumal diese Begriffe aus zeitgenössischen Schriftquellen benachbarter Völkerschaften bezeugt sind.“

Mit spektakulären Fundstücken, originalgetreuen Rekonstruktionen und Repliken zum Angreifen entführt das MAMUZ auf eine Reise in die frühe Eisenzeit. Eine Vielzahl an nationalen und internationalen Leihgebern, darunter das Naturhistorische Museum Wien, welches auch als Kooperationspartner der neuen Ausstellung fungiert, das Universalmuseum Joanneum in Graz, das Ungarische Nationalmuseum in Budapest, das Landesmuseum Württemberg in Stuttgart, das Keltenmuseum Hallein, das Oberösterreichische Landesmuseum und die Landessammlungen Niederösterreich, haben zahlreiche Objekte und Fundensembles zur Verfügung gestellt.

Prächtige Grabbeigaben

Höhepunkte der Ausstellung sind hallstattzeitliche Grabbeigaben wie die bronzene Maske und die Hände sowie der Panzer und Helm aus dem Kröll-Schmid-Kogel bei Kleinklein in der Steiermark, die Aulosbläser-Figur aus Százhalombatta in Ungarn, der Vogelwagen aus Glasinac oder die Bronzene Stierfigur aus der Býčí skála-Höhle. Präsentiert werden zudem Nachbildungen des Kultwagens von Strettweg, des Goldhalsreifs aus Uttendorf und der Statue eines hallstattzeitlichen Fürsten aus Hirschlanden. Außerdem werden einige neue Fundstücke aus jüngsten Grabungen, wie die Gesichtsurne aus Schöngrabern, erstmals einem breiten Publikum präsentiert. Junge Besucher*innen werden bei Kinderstationen eingeladen, das Leben in der Eisenzeit auf interaktive Weise kennenzulernen.

Erste Blütezeit des Handels

Der Fokus der Ausstellung liegt auf der Repräsentationskultur der herrschenden Eliten, die nicht zuletzt durch ihre internationale Vernetzung Mitteleuropa entscheidend geprägt haben. Importfunde aus dem Mittelmeerraum lassen auf einen intensiven Austausch mit den frühen mediterranen Hochkulturen schließen.

„Die Hallstattkultur ist ein enorm faszinierendes Phänomen. Sie umfasste weite Teile Mitteleuropas, von Frankreich bis nach Ungarn. Ihre Nachbarn im Süden waren die Etrusker und die Griechen, mit denen man nicht nur Handel betrieb, sondern auch in einem regen Ideenaustausch verbunden war. Die Ausstellung in Mistelbach ist eine spannende Spurensuche nach den Eliten der frühen Eisenzeit, die für ihre Repräsentationskultur einheimische Traditionen mit neuartigen Ideen aus dem Mittelmeerraum verbanden,“ kündigt Franz Pieler, wissenschaftlicher Leiter des MAMUZ, an.

Christoph Mayer, Geschäftsführer des MAMUZ, ergänzt: „Mit der neuen Sonderausstellung ‚Königreiche der Eisenzeit‘ bieten wir erneut einen besonderen Einblick in 40.000 Jahre Menschheitsgeschichte. Das eigenständige Erleben dieser Zeit ist bei begleitenden Workshops und einem breiten Veranstaltungsangebot möglich, sodass wir auch in diesem Jahr unserem Slogan ‚Entdecken, Staunen, Ausprobieren!‘ treu bleiben. Mit faszinierenden Fundstücken aus ganz Europa ist die Ausstellung 2022 wieder ein ganz besonderes Highlight.“

Veranstaltungsprogramm und Vermittlungsangebote zur Ausstellung

Lauermann, Karina Grömer und Hans Reschreiter geben vertiefende Einblicke in die aktuelle Forschung zur Hallstattkultur. In Workshops und Führungen für Kinder tauchen auch junge Besucher*innen spielerisch in die frühe Eisenzeit ein.
Jeden Samstag, Sonn- und Feiertag um jeweils 13 und 15 Uhr kann die Ausstellung mit einer öffentlichen Überblicksführung besucht werden. Private Gruppenführungen außerhalb dieser Termine sind nach Anmeldung buchbar.
Außerdem gibt es die Möglichkeit, mit eigens dafür bereit gestellten Tablets und der MAMUZ App weiterführende Informationen zu einzelnen Objekten abzurufen. Die App kann auch direkt am eigenen Smartphone installiert werden.
Tipp: Sie möchten schon vor Ausstellungsbeginn mehr über die Königreiche der Eisenzeit erfahren? In seinem neuen Podcast präsentiert das MAMUZ spannende und interessante Geschichten rund um 40.000 Jahre Menschheitsgeschichte. Die Folge „Die Ältere Eisenzeit“ knüpft an die neue Ausstellung „Königreiche der Eisenzeit“ an.

Termine: 19. & 20. März 2022, 10-17 Uhr

Am Eröffnungswochenende beantworten Kulturvermittler*innen direkt in der Ausstellung Ihre Fragen und geben einen Überblick über die Hallstattkultur.

  1. April 2022, 14 Uhr,  Kinderworkshop „Metallene Geschichten“
  1. April 2022, 18 Uhr,  Die Grabhügel im Weinviertel – Vortrag von Ernst Lauermann
  1. Mai 2022, 14 Uhr, Kinderworkshop „Modische Textilkunst“
  1. Juni 2022, 9:30 Uhr,  Tag der Niederösterreichischen Landesarchäologie, renommierte Wissenschafter*innen, deren Forschungstätigkeiten weit über die Grenzen Niederösterreichs hinaus Bekanntheit erlangten, präsentieren die aktuellen Ergebnisse ihrer archäologischen Forschungsprojekte.
  1. September 2022, 17:30 Uhr, Nachts im Museum, Kinderführung mit Taschenlampen durch die Sonderausstellung
  1. Oktober 2022, 17:30 Uhr,  ORF Lange Nacht der Museen, Vorträge, Führungen und Kinderprogramm „Nachts im Museum“
  1. Oktober 2022, 18 Uhr, Prachtvolle Stoffe vor 2500 Jahren? Textilproduktion und Kleidung in der Eisenzeit – Vortrag von Karina Grömer
  1. November 2022, 18 Uhr,7000 Jahre Salz. Hallstatt – eine besondere Gemeinschaft in den Alpen –Vortrag von Hans Reschreiter

Informationen zur Ausstellung

Ausstellungsdauer: 19. März bis 27. November 2022

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag & an Feiertagen auch montags, jeweils 10 – 17 Uhr

Ausstellungsort: MAMUZ Museum Mistelbach, Waldstraße 44-46, 2130 Mistelbach

Eintritt: Saisonkarte € 29,- | Erwachsene € 12,- | Ermäßigt (Gruppen, Studierende bis 26 Jahre, Senior*innen, Jugendliche 15 – 18 Jahre, körperlich beeinträchtigte Personen) € 10,- | Kinder (11 – 14 Jahre) € 3,- | freier Eintritt für Kinder bis 10 Jahre in Begleitung von einem Erziehungsberechtigten

Der Eintritt gilt für das gesamte Ur- und Frühgeschichtemuseum MAMUZ Schloss Asparn/Zaya und Museum Mistelbach.

Besucher*inneninfo: T: +43 2572 / 20 719, info@mamuz.at, www.mamuz.at

Es gelten die aktuellen Corona-Schutzmaßnahmen. Nähere Informationen finden Sie unter: https://www.mamuz.at/de/ihr-besuch/sicherheit-gesundheit.

 

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