5 Tipps, wie Kinder aus der Mobbingfalle herauskommen können
Wie kommt ein Kind wieder aus der Mobbingfalle heraus? Lehrer scheinen mit dem Thema komplett überfordert zu sein. Hier schreitet Alexandra Fritz ein. Sie hilft Kindern, die Gefühlswelt des Mobbings kennenzulernen und entwickelt mit ihnen Strategien.
Mobbing ist ein gesellschaftliches Phänomen. Warum mobben eigentlich die Täter? Und wer sind eigentlich deren Opfer? Wie kommt es zum Mobbing? Und wie kommt ein Kind wieder aus der Mobbingfalle heraus? Lehrer scheinen mit dem Thema komplett überfordert zu sein. Hier schreitet Alexandra Fritz ein. Sie hilft Kindern, die Gefühlswelt des Mobbings kennenzulernen und entwickelt mit ihnen Strategien. Sie zeigt Kindern auf, wie man selbst aus der Mobbingfalle herauskommen und sich in der konkreten Situation schützen kann. Tätern zeigt sie auf, warum sie das Bedürfnis haben zu mobben und wie es sich anfühlt, gemobbt zu werden. Impulscoach Alexandra Fritz gibt im Interview Tipps, wie man sein Kind wieder aus der Mobbingfalle herausholen kann.
Frau Fritz, wie würden Sie Mobbing beschreiben?
Alexandra Fritz: „Mobbing ist eine Art psychischer Gewalt. Opfer sind konfrontiert mit regelmäßigen seelischen Qualen und Verletzungen, die von einem Täter ausgehen. Es ist ein Gefühl, das psychische Schäden verursacht.“
Können Sie beschreiben, wie es zu Mobbing kommen kann?
„Da gibt es viele Möglichkeiten. Immer da, wo heterogene Gruppen zusammenkommen. (Im Netz, in Schulen, in Vereinen) Oft sind die Kinder, die gemobbt werden, nicht selbstbewusst und/oder fallen durch eine Besonderheit (Brille/Herkunft/Kleidungsstil) auf. Interessant zu wissen ist, dass die Grundvoraussetzung für Mobbing ist, dass Kinder/Jugendliche nicht resilient (seelisch widerstandsfähig) sind. D.h. es gibt Kinder, denen wird 3 Monate lang erzählt von Klassenkameraden, dass sie doof sind. Diese Kinder ruhen in sich, gehen nach Hause in den sicheren Hafen und erholen sich. Es bleiben keine seelischen Schäden zurück. Andere Kinder nehmen sich dem Thema an und sind schon nach 4 Wochen seelisch am Boden. Mobbende kann man selbst als Opfer sehen, denn sie lassen oft seelischen Druck an Schwächeren aus oder verbergen die eigene Angst vor dem Gemobbt werden dahinter. Man darf auch hier die seelische Situation beleuchten.“
Wann kommen Kinder besser klar mit Mobbing?
„Wie schädlich Mobbing ist, hängt von der psychischen Widerstandsfähigkeit ab. In der Psychologie sprechen wir von Resilienz. Psychische Widerstandsfähigkeit kann erlernt und gestärkt werden. Das hilft Betroffenen Situationen besser zu meistern, in denen sie seelische Angriffe erfahren.“
Welche Faktoren sind denn wichtig für die Stärkung der psychischen Widerstandsfähigkeit?
„Das ist ein tiefgreifendes Thema, welches ich mir zu Herzen genommen habe. Wichtig ist in jedem Fall das Elternhaus. Wenn Kinder ihre familiäre Situation zuhause als sicheren Hafen spüren, ist damit sehr viel erreicht. Wenn Mama und Papa für einen da sind, stärkt es die Seele des Kindes. Sie fühlen sich dann aufgehoben. Hier gibt es viele Möglichkeiten einer wertschätzenden Kommunikation, Lob, Ruhe etc.“
Was kann Kindern noch helfen mit Mobbing klarzukommen?
„Betroffene Kinder verlieren durch regelmäßige psychische Misshandlungen ihr Selbstvertrauen. Das versuche ich in meiner Arbeit aufzubauen. Dabei vermittle ich, dass nicht jede Meinung, die von außen kommt, wichtig ist. Zudem können Methoden gelernt werden, sich Verbündete zu suchen. Viele Klassenangehörige heißen Mobbing nicht gut und können helfen.“
Welche Rolle spielen Lehrer?
„Die Pädagogen spielen eine ganz entscheidende Rolle. Umso früher Lehrer erkennen, dass es Mobbingfälle gibt, desto besser kann eingeschritten werden. Lehrer sollten generell präventiv arbeiten, auf die Gefahren von Mobbing hinweisen und möglichst viele Klassenmitglieder einbeziehen. So können Kinder und Jugendlichen am besten für das Thema sensibilisiert werden. Handlungsleitfaden können mit auf den Weg gegeben werden.“
Sie arbeiten nicht nur mit Mobbingopfern zusammen, sondern auch mit Tätern. Wie gehen Sie diese Arbeit an?
„Täter psychischer Gewalt sind häufig in einem Strudel negativer Verhaltensweisen. Häufig ist Kinder oder Jugendlichen nicht bewusst, was sie mit ihrem Verhalten anrichten können. Deshalb ist Kommunikation so wichtig. Bei mir wird ein Gemeinschaftssinn als Gruppe gefördert (sie erhält ein soziales Ziel), Täter lernen wie es ist, gemobbt zu werden und Opfer lernen Strategien, sich zu wehren, bzw. resilient zu werden.“
Haben Sie denn Erfolg mit ihrer Herangehensweise bei den Tätern?
„Ich bin sehr zufrieden mit den Fortschritten. Wenn sich Mobbingtäter auf eine Zusammenarbeit einlassen, erleben sie eine Veränderung zum Positiven. Mein Ziel ist es immer ein Bewusstsein für die Handlungen meiner Klienten zu schaffen. Dafür ist Reflektion nötig. Ich biete u.a. einen sehr erfolgreichen Workshop für die Schüler in vier Einheiten an, um Verständnis, Achtung und Respekt zu erzeugen. Zudem komme ich mit den Eltern ins Gespräch und berichte über meine Workshopinhalte, damit auch die Eltern gemeinsam mit Lehrern und mir in die gleiche Richtung gehen.“
Würden Sie also zusammenfassend sagen, dass Kommunikation der wichtigste Baustein ist, um der Mobbingfalle zu entkommen?
„Ja! Meine Strategie ist es, mit so vielen Beteiligten wie möglich zu sprechen (Eltern, Lehrer.Schüler), eine gemeinsame Kommunikationsebene zu schaffen und ein Ziel zu definieren. Reden hilft definitiv am besten! Deshalb habe ich mich dieser Arbeit angenommen und möchte noch vielen Menschen helfen.“
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