Ende der Stillzeit
Wann der Zeitpunkt gekommen ist, um abzustillen, können nur Mutter und Kind individuell und nach ihren Bedürfnissen bestimmen.
Die Frage, wie lange ein Kind gestillt werden sollte, sorgt bei Müttern immer wieder für Unsicherheit.
Von Abstillen spricht man, wenn das Baby keine Mahlzeiten mehr über die Brust bekommt, sondern stattdessen Obst-, Gemüse- und Milchbrei oder feste Nahrung isst. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollten Frauen die ersten sechs Monate ausschließlich stillen und dann schrittweise auf Beikost umstellen. Nach dieser Empfehlung sollten Kinder bis zum Alter von zwei Jahren ergänzend gestillt und dann abgestillt werden. Die tatsächliche Dauer des Stillens hängt jedoch von den individuellen Bedingungen von Mutter und Kind ab. „Abstillen betrifft irgendwann, früher oder später, jede Mami. Man kann das Thema jedoch nicht grundsätzlich über einen Kamm scheren. Ich glaube „der richtige Zeitpunkt“ zum Abstillen existiert nicht, weil es für jede Mama und jedes Kind individuell ist und viel mit der Lebenssituation zu tun hat“, erklärt Hebamme Maike Wentz.
Muttermilch schützt
In den ersten Lebensmonaten gilt Muttermilch als ideale Ernährung für Säuglinge, da sich die Zusammensetzung der Muttermilch laufend verändert und sich auch an das Alter des Kindes anpasst. Muttermilch besteht aus mehr als 200 Inhaltsstoffen, wie Eiweiß, Fette, Kohlenhydrate, Mineralstoffe und wichtige Enzyme. „Babys haben durch die Muttermilch viele Vorteile für die Zukunft, wenn sie ein paar Monate gestillt werden. So unterstützt die Muttermilch die Entwicklung eines gesunden Immunsystems, schützt vor Infektionen und ist auch wichtig für die Allergieprophylaxe. Bei Kindern, die gestillt werden, kommen auch in späteren Jahren Übergewicht und Diabetes Typ 2 viel seltener vor“, so Wentz.
Es ist Zeit abzustillen
Folgende Anzeichen sprechen dafür, dass es Zeit fürs Abstillen ist:
• Das Baby trinkt nur noch kurz, wirkt schnell abgelenkt oder dreht den Kopf weg
• Die Brust der Mutter produziert nicht mehr genug Milch
• Das Kind zeigt deutliches Interes- se an fester Nahrung und macht etwa Schmatzgeräusche
• Die ersten Zähne des Babys sind durchgebrochen und das Stillen wird schmerzhaft für die Mutter
• Die Mutter geht wieder arbeiten und kann daher nicht mehr regel- mäßig stillen
Keinen Druck machen
Von Expert*innen wird die Einführung von Beikost frühestens ab dem fünften Lebensmonat und nicht später als dem siebten Monat empfohlen. Kleinkinder haben hier ihr eigenes Tempo. Ist der Zeitpunkt fürs Abstillen gekommen, sollte die Stillzeit sanft zu Ende gehen. Mit Fingerspitzengefühl muss auf die Bedürfnisse des Kindes geachtet werden. Beim allmählichen, langsamen Abstillen fallen nach und nach Stilleinheiten weg und werden von Beikost abgelöst. In welchem Zeitraum dies geschieht ist individuell und wird von Mutter und Kind bestimmt. Bis zum vollständigen Abstillen kann es daher ganz unterschiedlich lange dauern. „Ich glaube, die Beikost sollte man wirklich nach Bedarf geben. Ich persönlich sage häufig zu den Mamis, ungefähr um das erste Lebensjahr herum isst das Kind am Tisch mit.
Das darf man nicht so engstirnig sehen, weil einfach jedes Kind unter- schiedlich ist – so wie wir Erwach- sene unterschiedlich sind. Das eine Kind findet die Beikost toll und
das andere denkt sich: Was soll ich denn damit machen, ich will lieber den Busen von der Mama“, so Maike Wentz und weiter: „Wenn es wirklich gar nicht klappt mit der Beikost und nur Chaos ausgelöst wird, warum sollte ich diesen Druck dem Kind sowie letztendlich mir auferlegen und mir denken: Du musst! Du musst! Du musst! Essen sollte auch als etwas Schönes empfunden werden, denn es ist ja nicht nur Nahrungsaufnahme. Man sollte mit der Beikost die Kinder auch dahin führen. Ich persönlich bin auch kein Freund davon, dass man das Abstillen konsequent durchzieht. Wenn das Kind zum Beispiel krank ist, kann ich, obwohl ich schon ein bis zwei Mahlzeiten ersetzt habe, einfach wieder einen Schritt zurückgehen.“
Körperkontakt weiter anbieten
Ein wichtiger Teil des Stillens ist der liebevolle Körperkontakt zwischen Mutter und Kind und die innige Verbundenheit, die daraus entsteht. Durch die liebevollen Berührungen wird im Körper Oxytocin ausgeschüttet, das als das Bindungshormon gilt und eine beruhigende sowie besänftigende Wirkung auf Mutter und Kind hat. Auf Kuscheleinheiten sollte man daher auch in der Zeit des Abstillens und danach nicht verzichten. „Da man durch das Stillen ja engen Körperkontakt hat, muss man dem Kind zeigen, dass es die gewohnten Kuscheleinheiten auch anders bekommen kann. Mütter sollten in dieser Zeit der Umstellung einfach andere Rituale
mit viel Körperkontakt einführen, die das auffangen, wie Kuscheln, Streicheln oder Babymassagen. Wenn man zum Beispiel immer im Liegen gestillt hat, kann man sich mit dem Kind wie gewohnt hinlegen und kuscheln. In dieser Zeit sollte das Kind liebevoll begleitet werden“, so Hebamme Wentz.
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