Vom ICH zum DU zum WIR
Bindung und Beziehung von Anfang an. So bauen wir eine gute Bindung zu unseren Kindern auf. Was auf dem Weg dazu wichtig ist. Und was Eltern getrost weglassen können.
Wir Menschen sind Beziehungswesen – von Anfang an. Bereits im Mutterleib sind Babys in der Lage, in Beziehung mit ihrer Außenwelt zu treten und wollen Kontakt. Wir wissen, dass unser ganzer Organismus besser wächst und lernt, wenn wir in Beziehung mit anderen Menschen sind.
Das ICH – Vor der Schwangerschaft
Schon vor einer Schwangerschaft kann ich einen guten Boden bereiten, indem ich an mir selbst und meiner Beziehung zu mir arbeite. Das gilt sowohl für Frauen als auch für Männer. Der Beginn liegt immer in der eigenen Geschichte. Nur wenn ich gelernt habe, mit mir selbst eine liebevolle und wertschätzende Beziehung zu pflegen, kann ich das später auch an meine Kinder weitergeben. Aus diesem Grund beginnt auch die Bindung und Beziehung zu meinem Kind bei mir und meiner Geschichte. Indem ich meine Kindheit und die daraus entstandenen Prägungen reflektiere und auflöse, bin ich später freier in der Gestaltung der Beziehung zu meinem Kind. Um das zu erreichen, gibt es mehrere Möglichkeiten und Techniken zur Selbstreflexion. Sei es Lebensberatung, Kinesiologie, Psychotherapie oder eine ganz andere Herangehensweise. Hauptsache, ich räume in meinem Inneren auf und schaffe auch emotional Platz für ein neues Wesen.
Vom ICH zum DU – die Schwangerschaft
Sobald Frauen schwanger sind, weitet sich diese Selbstreflexion und Beziehungsarbeit auf
das Kind aus. Die meisten Schwangeren treten sehr bald durch kleine Gesten mit dem Baby in Kontakt. Sie streicheln ihr Bäuchlein, reden mit ihm, spielen ihm Musik vor… All diese Gesten sind sinnvoll und wertvoll. Will man aber ganz bewusst eine Beziehung zum Kind aufbauen und darüber hinaus auch dazu beitragen, dass sich das Kind gesehen und angenommen fühlt, hilft die Bindungsanalyse. Bei dieser Begleitung geht es darum, bewusst in Kontakt mit dem Ungeborenen zu treten und mit ihm zu kommunizieren. Dabei zeigen sich auch Muster, Sorgen und Ängste, die die Frau in sich trägt. War ich selbst ein unerwünschtes Baby? Hatte ich das „falsche“ Geschlecht? Hatte meine Mutter Fehlgeburten vor mir? All das sind Fragen bzw. Umstände, die die eigene Geschichte und damit auch das Erleben, Gefühle und letztlich den Blick auf die Welt beeinflussen. In den Sitzungen werden diese Prägungen durch die Unterstützung einer Bindungsanalytikerin sichtbar. Dadurch lässt sich verhindern, dass sie an das Baby unreflektiert weitergegeben werden.
In diesem Stadium können Väter durch die Fürsorge für die Mutter und die Gestaltung der Beziehung mit ihr maßgeblich zum Beziehungsaufbau mit dem Baby beitragen. Eine Möglichkeit, als Vater in dieser Phase zu unterstützen, ist zum Beispiel, sich aktiv in die Vorbereitungen für die Geburt einzubringen und Verantwortung dafür zu übernehmen.
Die Babyzeit – das WIR
Nach der Geburt geht es erst einmal darum, sich gegenseitig kennenzulernen. Das Bekannte aus der Schwangerschaft wie zum Beispiel die Stimmen der Eltern wird mit neuen Erfahrungen verknüpft. Wie berührt mich Mama, wie hält mich Papa… Eine schöne und hilfreiche Fortsetzung zur Stärkung der Bindung und Beziehung zum Kind ist dabei die Dunstan Babysprache. Das Wissen um diese 5 reflexbasierten Laute stärkt im Baby das Urvertrauen und in den Eltern das Vertrauen in ihre elterlichen Fähigkeiten und die Beziehung zueinander. Das Kind erfährt, dass seine Bedürfnisse richtig erkannt und schnell befriedigt werden. Das führt bei ihm zu einer Gewissheit über das Wohlwollen der Eltern und ein Gefühl des Willkommenseins. Besonders in Baby‘s erstem Jahr ist es für eine stabile und sichere Bindung notwendig, unmittelbar auf sein Weinen zu reagieren. Kinder in diesem Alter können nicht verwöhnt oder verzogen werden, wie es immer noch manchmal heißt.
Eine weitere Möglichkeit, die Bindung zum Baby, aber auch dessen Entwicklung zu fördern, ist das Tragen in einer Trage oder einem Tragetuch. Dabei ist es wesentlich, das Kind in einer ergonomischen Position und mit dem Blick zum Erwachsenen zu tragen. Nur so können die Babys immer wieder (Blick-) Kontakt aufnehmen, um sich zu versichern, dass alles in Ordnung ist. Wenn dann Mama oder Papa auch noch sprachlich begleiten, was gerade rund um das Kind passiert, schaffen sie gemeinsame Erlebnisse und nähren ihr „Wir“.
Das können Eltern tun, um die Beziehung zum Kind zu stärken:
• Handy, Tablet und Co weg und Aufmerksamkeit ins Hier und Jetzt.
• Weniger werten, mehr wertschätzen.
• Miteinander Spaß haben, Blödeln und Quatsch machen.
• Über Gefühle reden
• Fehler zugeben
• Vorbild sein
Was man getrost weglassen kann:
• Perfektionistische Ansprüche an sich und seine Kinder
• Vergleiche mit anderen
• Von einem Freizeitangebot zum nächsten hetzen
• Noch mehr Spielzeug kaufen
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