Neonatologie im St. Josef Krankenhaus Wien setzt auf familienzentrierte Betreuung
Für eine gesunde Entwicklung brauchen frühgeborene Babys vor allem die Nähe und Zuwendung der Eltern: Das ist das Motto der Neonatologie im St. Josef Krankenhaus Wien. Das Ordensspital setzt auf eine familienzentrierte Betreuung, bei der die Eltern von Anfang an in die Pflege und Betreuung der Frühgeborenen eingebunden werden.
Katharina Reiser steht am Bettchen ihres zwei Wochen alten Sohnes, der – so wie seine Zwillingsschwester – in der 31. Schwangerschaftswoche und damit viel zu früh auf die Welt gekommen ist. Routiniert verabreicht sie ihm Muttermilch über eine Sonde, deren Sitz vorab noch von DGKP Tamara Novotny kontrolliert wurde. Und sie erzählt: „Anfangs hab ich mich gar nicht getraut, meine Kinder anzugreifen. Sie waren so klein und zerbrechlich, überall waren Schläuche.“ Zwei Wochen später, nach einer guten Anleitung durch das Pflegeteam, übernimmt die frisch gebackene Mama schon einen Großteil der Betreuung, „eigenständig und mit so viel Liebe und Hingabe, wie es nur eine Mutter kann“, so Tamara Novotny.
Eltern als Teil des Pflegeteams
„Die Einbeziehung der Eltern in die Betreuung von Frühchen ist wesentlich für die weitere Entwicklung der Kinder. Und es ist etwas, wovon alle Beteiligten profitieren“, beschreibt Primarius Roland Berger die Ausrichtung seiner Abteilung, der Kinderheilkunde mit Neonatologie im
St. Josef Krankenhaus Wien. „Die Kinder sind stabiler und ausgeglichener, das macht es auch für uns Pflegekräfte einfacher. Vor allem aber geben wir den Eltern eine gute Vorbereitung auf die Zeit daheim“, ergänzt DGKP Tamara Novotny.
Die Eltern werden Schritt für Schritt, auf jeden Fall aber so früh wie möglich in die Betreuung ihrer Babys eingebunden. „Zunächst einmal geht es ums Bonding: Die Eltern sollen so oft und so lange wie möglich mit ihren Babys kuscheln. Im Idealfall starten sie damit innerhalb der ersten Stunden nach der Geburt und geben ihnen damit die Nähe und Wärme, die so wichtig für die weitere Entwicklung sind“, so Berger. Danach erfolgt die Einschulung der Eltern in die komplette Pflege der Frühgeborenen, von der Ernährung übers Wickeln bis hin zum Umbetten der Kinder.
„Die Eltern dürfen alles – aber sie müssen nicht“, betont Tamara Novotny. „Die meisten schätzen es aber sehr, dass sie immer da sein dürfen und alles machen können.“ Am Anfang der Einschulung steht ein interdisziplinäres Elterngespräch am Programm, bei dem Vertreter*innen von Pflege, Medizin und Psychologie das familienzentrierte Betreuungskonzept vorstellen und ermitteln, welche Unterstützung die Eltern benötigen. Erleichtert wird die familienzentrierte Betreuung auch durch das einzigartige Raumkonzept der Neonatologie im St. Josef Krankenhaus Wien. „Die Station wurde erst 2018 eröffnet. Bei der Planung haben wir darauf geachtet, dass wir Eltern-Kind-Zimmer haben, wo die Eltern rund um die Uhr bei ihrem Kind sein können“, berichtet Primarius Berger.
Vorbereitung für die Zeit daheim
Und wann geht es dann ab nach Hause? „Die meisten Eltern sind nach einiger Zeit so selbständig, dass sie ihr Kind gut pflegen und auf seine Bedürfnisse jederzeit eingehen können“, erzählt DGKP Tamara Novotny. Der Zeitpunkt für die Entlassung richte sich jedoch ausschließlich nach dem Entwicklungsstand des Kindes. „Die Frühgeborenen müssen eine stabile Herz- und Atemfrequenz haben, die Temperatur halten und selbständig trinken können“, erklärt Neonatologe Berger. Die intensive Vorbereitung auf die Zeit daheim wird von den betroffenen Eltern jedenfalls sehr geschätzt. „Ich habe das Gefühl, dass ich nicht überfordert bin, wenn ich mit meinen beiden Babys heimgehe. Ich habe genug Zeit, um all das zu lernen, was ich daheim brauche“, so Katharina Reiser.
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