Medien

Online- Freundschaften

Jungen Nutzer*innen eröffnen Communitys wie TikTok, Instagram & Co zahlreiche Wege, sich zu vernetzen, Gemeinschaft zu erleben und Interessen zu teilen. Wichtig ist, dass Eltern mögliche Risiken bei Online-Freundschaften begrenzen.

 

Vielen Eltern geht es wie Thomas und Karolina. Deren Tochter Luna, 12, verbringt Stunden vor dem Handy, um sich in ihren Chatgruppen via Instagram oder TikTok auszutauschen, Videos zu teilen und Likes zu vergeben. Da ist der Teenager für die Eltern so gut wie nicht mehr ansprechbar. Thomas: „Luna ist völlig in ihrer digitalen Welt versunken. Sie hört und sieht nichts, was nicht auf dem Bildschirm ihres Handys ist. Wir als Eltern machen uns da oft Sorgen, mit wem sie da in Kontakt ist.“
Thomas und Karolina können beruhigt sein, sie sind kein Einzelfall. Digitale Netzwerke haben für Kinder und Jugendliche heute den gleichen Stellenwert wie die Clique am Schulhof. Daran, so Iren Schulz, Mediencoach bei SCHAU HIN!, ist nichts falsch. Allerdings sollten sich Eltern aktiv für das digitale Leben ihrer Kinder interessieren. „Interessieren sich Eltern dafür, in welchen Gruppen oder auf welchen Plattformen ihr Kind im Netz aktiv ist, lernen sie viel darüber, was es gerade bewegt und können Tipps geben, wie es etwa seine Privatsphäre schützt“, sagt Iren Schulz.

 

 

Sicherheit steht an erster Stelle

In sozialen Netzwerken tauschen Kinder und Jugendliche sich nicht nur mit Freund*innen und Mitschüler*innen aus, sondern treten auch mit Unbekannten in Kontakt. Um dafür einen sicheren Rahmen zu schaffen, brauchen Kinder Unterstüt- zung: „Vor der Nutzung ist es notwendig, gemeinsam Profile sicher einzurichten und Verhaltensregeln festzulegen“, rät Schulz. Dazu zählt vor allem der Umgang mit persönlichen Informationen und mit möglichen unangemessenen Inhalten. Ein guter Schutz ist auch, das Bauchgefühl und das Bewusstsein für Risiken wie etwa Belästi- gung zu schärfen. Wichtig für das eigenen Handeln des Kindes: Melde- und Blockierfunktion kennen.

 

Gruppenzugehörigkeit ist wichtig

Für Heranwachsende ist die digitale Vernetzung mit anderen ein maßgeblicher Baustein dieser Lebensphase: „Besonders TikTok verfügt über eine vielfältige Community. Das Gefühl einer sozialen Gruppe anzugehören, ist Jugendlichen sehr wichtig“, sagt Schulz. Wie auf einer Übungsbühne hätten sie die Möglichkeit, sich auszuprobieren und selbst darzustellen. „Jugendliche testen dabei, was bei anderen ankommt und was nicht. Diese Proberäume sind für die Ausprägung der eigenen Identität von Bedeutung.“

 

 

Das Netz bietet für alle etwas

Ob kreative Aktivitäten, Technologie oder Sport – für jedes Interesse gibt es eine passende Community im Netz, die Nutzer*innen verbindet und unterstützt. Auch bei ausgefallenen Interessen oder Hobbys findet jede*r online schnell andere für den Austausch. Zudem bieten Communitys im Netz eine Vielzahl von Lernmöglichkeiten: Kinder können von Expert*innen auf ihrem Gebiet lernen und von deren Erfahrungen profitieren. Um die Chancen zu nutzen und die Risiken so gering wie möglich zu halten, hilft eine offene Kommunikation. Schulz: „Eltern sollten regelmäßig das Gespräch suchen und mit den Kindern über ihre Erfahrun- gen in den Online-Communitys sprechen“. Das stärkt, gerade auch dann, wenn es hämische Kommentare gibt oder beleidigende Nachrichten folgen. Eltern unterstützen, indem sie ein offenes Ohr für ihr Kind haben und es in seinem Selbstbewusstsein fördern.

 

Mobbing im Klassenchat verhindern

Gerade nach den Ferien oder dem Wechsel auf eine weiterführende Schule wollen Kinder sich miteinander vernetzen und in Verbindung sein. Ein Thema sorgt in Familien immer wieder für Gesprächsstoff: Klassenchats auf WhatsApp und Co.. Um auch nach dem Unterricht in Kontakt zu bleiben, Hausaufgaben zu besprechen oder sich über Freistunden zu infor- mieren, spielen Chatgruppen in Messengern eine immer größere Rolle. „Weil Messenger-Dienste auch für junge Menschen im Alltag oft schon selbstverständlich sind, sollten Kinder wissen, wie sie sich in einem Klassenchat verhalten“, sagt Iren Schulz. Sonst kann es in Klassengruppen zu ausgrenzendem und unangemessenem Verhalten kommen. „Das können verbale Attacken sein, aber auch das Versenden von peinlichen oder ungeeigneten Fotos oder Videos bereitet Eltern und Kindern Sorgen“, so Schulz. Um online einen fairen Umgang miteinander zu finden, respektvoll zu agieren und niemanden auszugrenzen, braucht es von Anfang an gute Regeln im Chat.

 

 

Regeln für den Klassenchat

Der Mediencoach rät dazu, das Thema auf einem Elternabend zu diskutieren, die Positionen und Vorschläge der Kinder zu berücksichtigen und eine einheitliche Haltung im Klassenverband zu entwickeln. Ein respektvoller Umgang wird am besten vor der Gründung der Chatgruppe mit den Kindern besprochen. (siehe Kasten links) Den jungen Nutzer*innen fällt es oft noch schwer zu unterscheiden, welche Nachrichten in eine Chatgruppe gehören und welche nicht. Über eine Unterhaltung im Chat spitzen sich Situationen außerdem schneller zu, geraten aus dem Ruder und können in Mobbingattacken münden. Betroffenen fällt es dann schwer, Auseinandersetzungen, Beleidigungen und Drohungen zu entfliehen: Sie wollen den Klassenchat nicht verlassen, um keine Informationen zu verpassen und nicht ausgeschlossen zu sein; gleichzeitig können sie die Mobbingnachrichten auf ihrem Smartphone dann immer und überall erreichen. Der Mediencoach rät: „Es ist wichtig, dass Eltern ihr Kind dabei unterstützen, neue Herausforderungen zu meistern. Dazu gehört, den fairen Umgang mit anderen auch online zu pflegen ebenso wie das souveräne Handeln in Bezug auf die eigene Person zu lernen.“

 

4 Regeln für den Klassenchat

1. Meinungsverschiedenheiten

Unterschiedliche Standpunkte sollten angemessen und am besten imk direkten Gespräch miteinander geklärt werden, nicht im Klassenchat.

2. Fairness

Fair miteinander umgehen, keine Beleidigungen und Schimpfwörter im Chat.

3. Fotos und Videos

Vereinbarungen zu Fotos und Videos einhalten: keine Aufnahmen ohne Einverständnis teilen, keine peinlichen Fotos und Videos verbreiten.

4. Kein Ausschließen

Es werden keine Schüler*innen absichtlich aus dem Chat ausgeschlossen.

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