Ernährung

Welternährungstag 2024: Gemeinsam gegen Lebensmittelverschwendung

Wiener Organisationen setzen anlässlich des Welternährungstages 2024 ein gemeinsames Zeichen für das wichtige Thema Ernährung.

kochkurs kinder

Am 16. Oktober wird jährlich von der UNWelternährungsorganisation (FAO) der Welternährungstag begangen – DER weltweite Aktionstag rundum das Thema Ernährung und Lebensmittelproduktion. Heuer lautet dasglobale Motto dafür: „Right to Foods for a better life and a betterfuture.“ Zu diesem Anlass setzten Organisationen aus Wien eingemeinsames Zeichen, mit dem sie auf ihre Aktivitäten und dieBedeutung des Themas hinweisen. Das Motto lautete: Gemeinsam gegenErnährungsarmut und Lebensmittelverschwendung – gemeinsam für sozialeLebensmittelweitergabe und gutes Essen für alle!

„Ernährung ist ein wesentlicher Schlüssel zu einem gesunden Leben, aber auch zu einer nachhaltigen Gesellschaft.“ , so Andrea Schnattinger , Vizepräsidentin des Ökosozialen Forums Wien. Die Produktion unserer Lebensmittel ist aufs engste mit unserer Natur und Umwelt verflochten und hat vielfältige Auswirkungen auf Umwelt, Klima und Biodiversität. „ Es gibt kein Lebensmittel, das nicht direkt oderindirekt aus der Erde, unserer Lebensgrundlage, stammt.“ , so Schnattinger. „Ob Biodiversität, Bodenfruchtbarkeit, Spritzmitteleinsatz oder bei den Haltungsbedingungen von Tieren – in der Art und Weise der Produktion und Verwertung von Lebensmitteln zeigen sich unser Respekt und unsere Wertschätzung gegenüber der Natur – unserer Lebensgrundlage. Hier bekommen wir Einblick in unser gesellschaftliches Verhältnis zur Natur, deren Ressourcen wir nutzen und von der wir leben.“ , so die Biologin.

Armut gefährdet gesunde Ernährung

Wie bekommen Menschen auch ohne Geld möglichst guten Zugang zu frischen, nahrhaften Lebensmitteln? Wie ernährt man sich gesund, nachhaltig und leistbar? Wie kann Ernährungswissen niedrigschwellig und anregend vermittelt werden? Fragen wie diese sind in der Arbeit des Ökosozialen Forum Wien zentral. Der Verein engagiert sich unter dem Motto „G.U.T.es Essen für alle!“ mit vielen Partnerorganisationen intensiv in diesem Themenfeld. (Die Formel “G.U.T.” ist entstammt dem Wiener Lebensmittelaktionsplan (Informationen s.u.) und bedeutet: Gesund und genussvoll, Umwelt- und klimafreundlich, Tierfair .)

Besonders wichtig ist dabei auch der soziale Aspekt. „ Ernährung ist für uns nicht nur ein Menschenrecht.“ , erklärt René Hartinger ,Generalsekretär des Ökosozialen Forums Wien. „Es geht uns nicht nur um einen vollen Bauch. Gut essen zu können ist für uns ein zentraler Aspekt von Menschenwürde und eine Voraussetzung für Lebensqualität und Gesundheit, die allen Menschen zusteht. Dafür setzen wir uns gemeinsam mit unseren Partnern ein.“

Versorgung von Armutsbetroffenen - eine immer dringlichere Aufgabe

Eine der in Wien sehr engagierten Organisationen ist dabei der Samariterbund Wien, der mit seinem Projekt „Samariter Suppentopf“ seit November 2022 bereits über 120.000 Mahlzeiten für die Besucher:innen seiner Sozialmärkte zubereitet und serviert hat. „In einer Zeit, in der immer mehr Menschen von Armut betroffen sind, wollen wir mit dem Projekt Suppentopf Wiener:innen, die nicht genug Geld für das tägliche Essen haben, unmittelbar helfen.“ , so Tobias Aistleitner , Chefkoch Samariter Suppentopf, und ergänzt: „ Auch der soziale Kontakt von Mensch zu Mensch ist wichtig. Mit unserem „Suppentopf“ geben wir den Menschen auch die Möglichkeit, auszugehen und mit anderen zusammenzutreffen, ein Essen und einen Kaffeegemeinsam zu genießen.“

Dass die Versorgung mit frischen und hochwertigen Lebensmitteln im Rahmen einer gesunden und nachhaltigen Ernährung ganz zentral ist weiß die Diätologin und Ernährungswissenschafterin Daniela Bergthaler, Obfrau des Vereins für Ernährungsgesundheit PAN Austria. Sie arbeitet seit 2022 gemeinsam mit dem Ökosozialen Forum Wien daran, Wissen und Bewusstsein über gesunde, nachhaltige Ernährung zu fördern. Unter dem Motto „G.U.T. und günstig essen“ ist hier nicht nur eine gleichnamige Publikation erschienen, sondern Wissen auch ganz praktisch in Kochkursen, Workshops und Webinaren vermittelt worden. „Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, den Zugang zu guter Ernährung für alle sicherzustellen und sie erschwinglich zu machen, um Chancengleichheit zu fördern und eine gesündere, nachhaltigere Gesellschaft zu schaffen.“ , so Bergthaler.

Wichtig ist dabei auch, dass früh der Grundstein dafür gelegt wird. Ein Ansatzpunkt hierfür ist der Lehrgang Kinder-Garten-Pädagogik , den die City Farm Augarten und das Ökosoziale Forum Wiengemeinsam anbieten. Hier haben sich seit 2020 bereits über 100Elementarpädagog:innen der Stadt Wien und der Wiener Kinderfreunde in Hinsicht auf das Garteln mit Kindern und weitergebildet und wichtige Grundlage der Garten- und Ernährungspädagogik kennengelernt.

Von der zunehmenden Dringlichkeit, Menschen zu versorgen, weiß Alexandra Gruber, Geschäftsführerin der Tafel Österreich , zu berichten: „Der Welternährungstag erinnert daran, dass weltweit Millionen Menschen an Hunger leiden. Keineswegs nur in Entwicklungsländern – auch in Österreich leiden 420.000 Menschenunter schwerer Ernährungsarmut. Und das, während jeden Tag gutes Essen einfach in der Tonne landet.“ , so Gruber. Die Tafel habe es sich daher seit 25 Jahren zur Aufgabe gemacht, Lebensmittel zu retten und an Armutsbetroffene weiterzugeben.

Auch das Wiener Hilfswerk engagiert sich mit seinem Erfolgsprojekt Hilfswerk FAIRteiler in der Rettung und der sozialen Weitergabe von Lebensmitteln. „ Wertvolle Lebensmittel umzu-fair-teilen, statt sie zu entsorgen, ist gleichzeitig Teil unserer Angebote in den Hilfswerk Nachbarschaftszentren und gesellschaftlicher Auftrag, den wir erfüllen möchten.“ , so Bettina Koller von den Wiener Hilfswerk Nachbarschaftszentren . „Die Lebensmittel, die in unseren sieben Hilfswerk Fair-Teiler-Kühlschränken landen, sind wertvolle Ressourcen. Besonders armutsgefährdete Menschen sollen damit unterstützt werden.” Mit dem Erfolgsprojekt, das 2018 als Kooperation der Nachbarschaftszentren mit dem Ökosozialen Forum Wien startete, werden seither pro Jahr und Kühlgerät viele hunderte Kilo Lebensmittel – oft mehr als eine Tonne- gerettet und umFAIRteilt.

 

Gemeinsam gegen Lebensmittelverschwendung

Dass auch in Zeiten hoher Lebensmittelpreise und dringenden Bedarfs immer noch zahlreiche Lebensmittel im Müll landen, damit beschäftigen sich unter anderem zwei aktuelle Projekte in Wien. „Jährlich landen in Österreich über eine Million Tonnen genießbare Lebensmittel im Müll. Dies verursacht nicht nur erhebliche finanzielle Verluste für Haushalte und Unternehmen, sondern verschwendet auch wertvolle Ressourcen wie Boden, Wasser und Energie. Lebensmittelverluste tragen maßgeblich zu globalen Umweltproblemenbei, darunter 8 – 10 % der weltweiten Treibhausgasemissionen.“ , weißMichaela Hickersberger , Generalsekretär-Stv. und BereichsleiterinGesellschaftspolitik im Ökosozialen Forum Österreich & Europa. Mitdem Projekt “Isst das jemand? Gemeinsam gegenLebensmittelverschwendung!” setzen sich Die Tafel Österreich und dasÖkosoziale Forum Österreich & Europa dafür ein, unseren Umgang mitLebensmitteln zu überdenken.

Auch das Institut für Technikfolgenabschätzung der Österr.Akademie der Wissenschaften beschäftigt sich im EU-Projekt„ToNoWaste“ mit dieser dringenden gesellschaftlichen Herausforderung:„Die Zusammenarbeit und eine verbesserte Kommunikation zwischen denAkteuren entlang der gesamten Wertschöpfungskette ist für dasVerringern und Vermeiden von Lebensmittelabfällen von zentralerBedeutung.“ weiß Mahshid Sotoudeh , Projektleiterin von ToNoWaste amITA -ÖAW. Die Mission des von der EU geförderten Projektes bestehtdarin, die Akteure der europäischen Lebensmittelsysteme zu ermutigen,bessere Entscheidungen für nachhaltigere Produktions- undKonsummuster zu treffen. Hier kommen am Schnittpunkt von Themen wieWirtschaft, Gesundheit, Umwelt- und Klimaschutz und Verteilungkomplexe Zusammenhänge zum tragen. „Die Erzeugung der Produkte undall die Schritte, die die Nahrung hinter sich hat, spielen einezentrale Rolle. So ist z.B. der Fußabdruck von Lebensmitteln imweiteren Sinn auch gesundheitsrelevant.“ , so Ulrike Bechtold ,Forscherin im Projekt.

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