Bildung

Lern-Tipps für Eltern

Schule läuft nicht immer und bei allen Kindern von alleine. Eltern sind sehr oft involviert und da ist guter Rat teuer: Wie motiviere ich mein Kind richtig? Wie kann ich es beim Lernen unterstützen? Wie loben wir richtig und wie helfen wir bei negativen Schulerlebnissen?

Kind und Vater beim Lernen

 

Jedes Kind ist von Grund auf neugierig und will Neues lernen. Auch wenn die meisten Kinder am Beginn ihrer Schulkarriere vor Motivation nur so strotzen, läuft Schule bei Weitem nicht bei allen Kindern alleine. Schwierige Lernphasen stellen auch die Eltern vor große Herausforderungen. Doch wie soll man den Kindern daheim zur Hand gehen?

Lernfrust statt Schullust

So viel Hilfe wie nötig, so wenig wie möglich. Maria Montessoris berühmter Erziehungsgrundsatz wird auch bei Fabian Grolimund großgeschrieben. In seinem Schulratgeber „Mit Kindern lernen“ zeigt der Lernpsychologe auf anschauliche Weise, wie man seinem Kind mit wenig Unterstützung eine große Hilfe sein kann. Laut Grolimund hadern die meisten Eltern und Kinder mit den Themen Selbständigkeit oder Lernfreude. Auch Hausaufgaben und Misserfolge liefern regelmäßig Zündstoff für leidige Familiendiskussionen. Gerade wenn das Kind Lernfrust äußert, entgegnen die meisten Eltern, dass es wohl „nicht so schlimm sein könne“ oder „dass man sich eben einfach zusammenreißen müsse“. Solche Einwände könne man sich laut Grolimund sparen. „Eltern sollten die Kinder ruhig einmal motzen lassen. Werden Frust und Unlust ausgesprochen, ist es Aufgabe der Eltern, diese Gefühle wahrzunehmen und nicht davon abzulenken“. Ein bisschen nach dem Motto: Wenn etwas gelingt, freue ich mich mit dir – und bei Misserfolgen, fange ich dich auf. Es ist ja tatsächlich extrem frustrierend, wenn man zum Beispiel in Rechnen ständig eine schlechte Note nach Hause bringt. Mit dem oft gut gemeinten Verweis auf den Einser im Sport sei in dieser Situation niemandem geholfen. Was wäre also ein angemessener Umgang mit dem konkreten Misserfolg? „Indem Eltern die verzwickte Lage in Mathe anerkennen, positive Aspekte loben und dies zum Beispiel alleine der Mut des Kindes, sich täglich mit dem leidigen Rechnen abzumühen“. Davon alleine würden die Noten unmittelbar zwar nicht besser, aber das Kind lerne mit Kritik und Verlieren besser umzugehen. Und im Idealfall erkenne das Kind, dass Schule da ist, um etwas zu lernen und nicht, um etwas zu können oder etwas zeigen zu müssen. Das Ablenkungsmanöver in Richtung andere Fächer, in denen das Kind brilliere, könne laut Grolimund übrigens nach hinten losgehen: Kinder versteifen sich womöglich auf die Rolle des „tollen Fußballers“ und würden Mathe & Co. noch weiter hinten anstellen.

Hausaufgaben – ein ewiger Kampf

Manche Eltern liegen ihren Kindern nach der Schule oft alle zehn Minuten mit den Hausaufgaben in den Ohren: „Was musst du heute alles für die Schule machen? Wann machst du es? Müsstest du nicht langsam damit anfangen?“ Solche Ansagen nerven im Grunde jeden. Grolimund rät dazu, gar nicht erst mit diesem leidigen Diskutieren anzufangen. Die meisten Kinder wüssten ohnedies, dass sie die Übungen letztendlich machen sollen. Eine klare Abmachung wie „vor dem Abendessen sind die Hausaufgaben erledigt“ und die einmalige Erinnerung „jetzt ist der letzte Moment, um anzufangen“ zum Beispiel um 17.30 Uhr, genügen vollauf und bringen in der Regel Entspannung. So bleibt auch die Verantwortung für Hausübung und Lernen letztendlich bei den Kindern. Gut fürs selbständige Arbeiten sei es auch, wenn die Eltern während der Hausübungen einer anderen Beschäftigung nachgehen und dem Kind vermitteln, dass sie jederzeit Hilfe anbieten, sollte diese benötigt und auch angenommen werden. „Hausaufgaben dürfen Kinder nicht überfordern und Eltern sollten ihre Kinder nicht unter Druck setzen, nur um etwas aufs Biegen und Brechen zu Ende zu bringen.“ Die oberste Prämisse sollte vielmehr lauten: beim Lernen Erfolge erleben. Ist dies der Fall, erlebt das Kind positive Gefühle wie Freude und Stolz. Die Annäherungstendenz zu allfälligen Problemfächern wird durch– auch kleine – Erfolgserlebnisse gestärkt und damit erhöht sich die Motivation, sich mit den schwierigen Themen erneut auseinanderzusetzen. „Es ist zum Beispiel weit ermutigender, zumindest einen Teil der Aufgaben innerhalb einer bestimmten Zeit konzentriert und motiviert zu erledigen, als alles ums Verrecken fertig zu bringen“, sagt Lerncoach Grolimund. Und wenn einfach gar nix mehr weitergeht? Es sei schlichtwegs kein Drama, wenn der Nachwuchs einmal ohne Hausaufgaben in die Schule kommt. Im Gegenteil: So erhalten Lehrer auch ein wichtiges Feedback darüber, dass das Kind mit manchen Aufgaben oder der geforderten Menge nicht zurecht kommt. Insofern müsse bei regelmäßiger Überbelastung sowieso das Gespräch mit den Pädagogen gesucht werden.

Individuelle Beurteilung und richtiges Loben

„Wenn Kinder mit den Lehrpersonen über ihre Lernschwierigkeiten sprechen, kriegt das oft ein anderes Gewicht und Kinder erkennen im Idealfall, dass sie nicht für die Eltern, sondern für sich selbst lernen“, weiß Lernpsychologe Grolimund. Wichtig sei jedenfalls gerade auch zwischen Lehrern und Schülern eine Beziehung auf Augenhöhe. „Oft fällt viel Druck von den Kindern ab, wenn Lehrer ihnen vermitteln, dass die schlechte Note wegen der Fehler oder der mangelhaften Leistung nun mal sein muss, aber diese auch nichts an ihrer Wertschätzung den Schülern gegenüber ändert.

 

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1. Keine sinnlosen Diskussionen

Kein Hausaufgaben-Mantra nach der Schule: Klare Abmachungen und einmalige Erinnerungen fürs Lernen reichen. Vermeiden Sie nervige Fragen: Lassen Sie Ihr Kind erzählen!

2. Kontrolle abgeben

Lassen Sie ihr Kind so weit mitbestimmen, soweit es altersgemäß Verantwortung übernehmen kann. Ihr Kind bestimmt Ablauf, Uhrzeit oder auch Ort des Lernens – und übernimmt dafür auch die Verantwortung für die zeitgerechte und ordentliche Erledigung.

3. Zu Selbständigkeit ermutigen

Helfen Sie nur, wenn Ihre Hilfe auch angenommen wird. Erkennen Sie an, was ihr Kind schon alles alleine erledigen kann.

4. Individuelle Beurteilung

Vergleiche mit Geschwistern oder anderen Schülern vermeiden. Schauen Sie, wo Ihr Kind gerade steht; gemeinsam Lücken identifizieren und schrittweise mit kleinen Erfolgserlebnissen schließen.

5. Richtig loben

Je mehr Lernschwierigkeiten, umso mehr täglicher Frust. Um dies wettzumachen, braucht es viel Ermutigung. Auch kleine Fortschritte loben und vor allem auch die Mühe, mitzumachen – und weniger die Noten.

6. Übung macht den Meister

Vermitteln Sie – gerade schwächeren – Kindern, dass Leistungsfähigkeit zwar von Begabung, insbesondere aber auch von Anstrengung abhängt. Jeder kann mit Übung vorankommen.

7. Misserfolge und Frust wahrnehmen

Freuen Sie sich mit ihren Kindern über alles, was gelingt und fangen Sie es auf, wenn etwas schiefläuft. Misserfolge dürfen passieren – und aus ihnen kann man lernen.

8. Auf Konzentration achten

Kinder können sich nicht so lange konzentrieren wie Erwachsene. Bei 5 bis 7 Jahre alten Kindern sind es 15 Minuten Konzentration. Von 7 bis 10 sind es 20 Minuten. Von 10 bis 12 dann immerhin 25 Minuten.

9. Für Pausen und Erholung sorgen

Nach jeder Konzentrationsphase braucht es eine kurze Pause – 5 Minuten sollten reichen. Eine längere Erholphase zwischen Schule und Hausaufgaben einplanen. Individuellen Tagesrhythmus herausfinden und Lernplanung danach ausrichten.

10. Wissen und Wert unterscheiden

Eine Prüfung in der Schule misst Wissen, nicht jedoch den Wert des Menschen! Jedes Kind ist wertvoll- unabhängig von seinen Noten.

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