Advent, Advent, die Zeit die rennt!
Entschleunigung liegt seit Jahren im Trend. Die Weihnachtszeit als die mitunter stressigste Zeit im ganzen Jahr scheint davon jedoch unberührt zu bleiben. Wir zeigen, welche Aktivitäten – vom Christkindlmarktbesuch, Keksebacken bis hin zum Räuchern – zum vorweihnachtlichen Slow Down beitragen können.
Karl Valentin sagte mal: Ist die stille Zeit vorbei, wird es auch wieder ruhiger. Damit spricht der Autor und Komiker vemutlich vielen Vätern und Müttern aus dem Herzen. Denn gerade für Familien ist die Zeit vor Weihnachten oft mehr belastend als besinnlich. Statt Ruhe, Magie und Stille bestimmen unzählige To Dos den Advent-Alltag mit gefühlt oft unendlich vielen Dingen, die erledigt und bedacht werden wollen – von Adventkranz und Adventkalender, den Nikolaussackerln bis zur Weihnachstbäckerei, den Grußkarten und der Weihnachtspost bis hin zum perfekten Christbaum samt Krippe und stimmungsvollen Deko-Elementen für ein weihnachtliches Ambiente. Als wäre der Terminkalender mit Familienbesuchen, Weihnachtsfeiern, Punsch-Partys sowie Adventveranstaltungen von Schule und Kindergarten nicht schon knackevoll, will dann meist auch noch jeder jeden unbedingt noch vor den Feiertagen treffen, als würde das neue Jahr dafür keine Möglichkeiten mehr bereit halten. Und dann braucht es natürlich Geschenke. Für die Kinder, für Freunde, Verwandte – nicht zu vergessen die Aufmerksamkeiten für Lehrpersonen, Kindergartenpädagog:innen und wer da sonst noch aller beschenkt werden soll. Dazwischen sollte die Bude aufwändig durchgeputzt, Einladungen und Menüabfolgen für die Festtage geplant und die Speisekammern entsprechend aufgefüllt werden.
Wie geht Slow Christmas?
Höchste Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, wie Familien den Advent wieder ein wenig entschleunigen könnten. In seinem Buch „Slow“ lädt Autor Winfried Hille seine Leserschaft dazu ein, die persönliche Einstellung im Bezug auf die Zeit zu hinterfragen, „um gegebenenfalls Wiederentdeckungen verlorengegangener Momente eines langsamen Lebens“ zu machen. Auf den Alltag übertragen kann das bedeuten, einmal zu hinterfragen, inwieweit bestimmte To Dos oder auch festgefahrene Routinen einem überhaupt als Familie gut tun. Und welche Möglichkeiten wir haben, bewusst Freiräume zu schaffen, indem so mancher Ballast abgeworfen wird und sich vielleicht sogar neue Gewohnheiten etablieren, die die Sehnsucht nach besinnlicher Familienzeit tatsächlich befriedigen. Nicola Schmidt und Julia Dibbern propagieren in ihrem Buch „Slow Family“ für die Wiederentdeckung der Langsamkeit und raten dazu, sich von unrealistischen Erwartungen und hohen Ansprüchen am besten schon frühzeitig zu verabschieden. Ganz nach dem Motto: Je mehr Dinge man weg lässt, umso mehr Zeit bleibt für das, was man wirklich genießen kann. Schließlich ist die Weihnachtszeit kein Wettrennen um die schönste Dekoration, um die meisten Einladungen oder die besten Geschenke.
Ruhe und Einkehr mit Räuchern
Räuchern mit Kindern kann ein schönes, gemeinsames Ritual sein, das Entspannung verströmt. Manche räuchern an den Adventsonntagen, zur Wintersonnenwende, am Heiligabend oder zu Dreikönig. Rituale wie das Räuchern können Halt und Geborgenheit vermitteln, familiäre Identität stiften und Erinnerungen fürs ganze Leben schaffen.
TIPP:
Im Fachhandel gibt es hübsche Stövchen, bei denen das Räuchergut nicht verbrennt, sondern nur leicht angesengt wird, wodurch sich der Duft der Kräuter oder Harze auf milde Art und fast ohne Rauchentwicklung entfalten kann. Mit Kinde rn am besten wohlriechende Kräuter wie Lavendel, Rosenblüten oder Thymian verwenden.
Kranz, Kalender, Kekse & Krippe
Gerade bei typischen Ritualen und Bräuchen sollte unnötiger Stress vermieden werden. Schließlich geht es einzig und allein darum, ein weihnachtlichen Ambiente zu schaffen für gemeinsame entspannte Momente. Und dafür bedarf es nicht unzähliger, selbstgebackener Kekssorten, raffinierter DIY-Adventkalender oder einer perfekten Weihnachts-Deko. Selber Basteln soll Freude machen und keinesfalls Zeit rauben oder gar als lästige Pflichterfüllung empfunden werden. Fallen aufwändige Bastel- und Backorgien weg, bleibt vielleicht endlich Zeit für mehr gemütliches Beisammensitzen im Schein der Kerzen – mit Gewürztee, selbst gekauften Keksen und dem Kranz vom Supermarkt.
TIPP:
Handy aus, Kerzen an! Sitzen alle um den Adventkranz, können Weihnachtslieder gesungen, Gedichte vorgetragen oder das eine oder andere Wintermärchen vorgelesen werden. Oder jeder erzählt, was ihm gerade unter den Nägeln brennt.
Weniger ist mehr: Oder Geschenke mal anders…
Um Stress zu vermeiden, sollten Weihnachtseinkäufe so früh wie möglich abgeschlossen sein. Bei konkreten Geschenk-Wünschen zahlen sich Online-Bestellungen definitiv aus, um Zeit und Nerven zu sparen. Generell könnte man im Familien- und Freundeskreis vorab offen klären, welche Geschenke-Vorstellungen man hat und wer tatsächlich aller beschenkt werden sollte. Geschenkwünsche der Kinder sollten immer ernst genommen werden, aber auch hier gilt: im Vorfeld klären, was möglich ist und was nicht, um unnötige Enttäuschungen unterm Baum zu vermeiden. Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit sollten übrigens auch zu Weihnachten groß geschrieben werden.
TIPP:
Mit zeitlichem Vorlauf und weniger Hektik lassen sich Weihnachtsgeschenke zum Beispiel auch auf Tauschbörsen, Floh- oder Wochenmärkten, in Second-Hand-Läden oder in kleinen Läden in der unmittelbaren Nachbarschaft besorgen. Wer Verpackungen und Geschenkpapier vom Vorjahr regelmäßig aufhebt, hat gleich ein ressourcenschonendes Packaging bei der Hand, ohne lästige Besorgungen von zusätzlichem Schnickschnack.
Christkindlmarkt, Krippenspiel & Co – nur das machen, was Freude macht!
Im Advent jagt oft ein Event den anderen und wir nehmen uns oft zu viele Aktivitäten vor. Aber: Muss man überall dabei sein? Am besten gemeinsam überlegen, was der ganzen Familie heuer im Advent gut tut: Ist es Backen, der Besuch eines Krippenspiels oder Christkindlmarktes, in die Kirche gehen, durch die frostige Natur wandern oder einfach im Kerzenlicht nichts tun?
TIPP:
Terminkalender gemeinsam durchgehen und schauen: Welche Termine und weihnachtlichen Aktivitäten kann man genießen und auf was kann getrost verzichtet werden.
Nein zu Partymarathon und Perfektionismus
Gerade in hektischen Zeiten ist es essentiell, seine Grenzen zu kennen und sie nach außen hin zu vertreten. Am besten gemeinsam prüfen, ob man wirklich bei jeder Feier und Einladung dabei sein will. Dabei reicht ein „Nein“ als Erklärung. Manchmal braucht es eine Extra-Portion Mut bzw. Kompromissbereitschaft, um eventuell mit bestimmten Traditionen (extravagantes Festmahl, Besuche-Marathon bei Verwandten, aufwändiger Christbaum, perfekt geputzte Wohnung etc.) zu brechen, sollte die Belastung zu groß werden.
TIPP:
Von wegen Solo-Programm! Niemand braucht zu meinen, alles alleine schaffen zu müssen. Also unbedingt um Hilfe bitten bzw. Partner:innen und Kinder bei den Weihnachtsvorbereitungen einbinden! Letztendlich geht es darum, Zeit mit seinen Lieben zu verbringen, abseits von Perfektionismus und hohen Ansprüchen.
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