Politik

Wiener Integrationsrat: Pluralität als Basis des Zusammenlebens

Vizebürgermeister Wiederkehr präsentiert Maßnahmen zur Stärkung der Demokratiebildung. Menschenrechte und Pluralität sind dabei die Basis des Zusammenlebens.

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Der Wiener Integrationsrat (W.I.R.) stellte heute sein 6. Statement vor, das den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Wiens immer diverser werdenden Stadtgesellschaft in den Mittelpunkt rückt. Dem Statement vorangegangen ist eine wissenschaftliche Integrationsfachtagung im Juni zum Thema „Einstellungen zur Demokratie und gruppenbezogene Abwertungen in der Einwanderungsgesellschaft“, bei der sich der Wiener Integrationsrat mit Expert*innen aus der Wissenschaft und Praxis zur Thematik ausgetauscht hat. Das vorliegende Statement betont menschenrechtsbasierte Werte und Pluralitätsfähigkeit als unverzichtbare Elemente einer demokratischen Stadtgesellschaft. Der thematische Fokus wurde im Rahmen und als Teil des Prozesses „Prinzip Wien“ gesetzt.

Wien stellt sich den Herausforderungen einer immer diverseren Stadt

Fast die Hälfte der Wiener*innen hat einen Migrationshintergrund. Diese Pluralität bietet Chancen, bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich. Unterschiedliche Weltbilder, kulturelle Bindungen und soziale Normen erfordern verbindliche Prinzipien für das friedvolle und respektvolle Zusammenleben. „Wien steht vor der Aufgabe für ein gutes Zusammenleben in einer sehr diversen Gesellschaft zu sorgen. Dies gelingt nur, wenn sich alle an gemeinsame Regeln und gemeinsame Werte halten. Menschenrechtsbasierte Werte wie Menschenwürde, Pluralismus und Demokratie sind unverzichtbar, um Teilhabe zu stärken und Polarisierungen entgegenzuwirken“, sagte Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr.

Empfehlungen für ein stärkeres Miteinander

Das Statement formuliert klare Handlungsempfehlungen, die u.a. auf den Erkenntnissen der wissenschaftlichen Integrationsfachtagung basieren:

  • Demokratie- und Ethikunterricht: Mehr Fokus auf Demokratiebildung in Wiener Schulen soll Toleranz, Gleichberechtigung und interkulturelles Verständnis fördern.
  • Gruppenübergreifende Begegnungen: Soziale Räume für Austausch und Dialog zwischen unterschiedlichen Communities sollen ausgebaut werden.
  • Stärkung der Elternarbeit: Workshops und Dialogformate für Eltern sollen entstehen, um demokratische Werte und Respekt zu vermitteln.
  • Verantwortung der Communities: Migrantische Communities sollen gezielt in die Förderung des sozialen Zusammenhalts eingebunden werden.

Kenan Güngör, Soziologe und Mitglied des W.I.R., erklärte: „Menschenrechtsbasierte Werte bieten den gemeinsamen Nenner, den eine diverse Stadtgesellschaft benötigt. Gruppenspezifische Abwertungen und Polarisierungen – egal von welcher Seite – können nur durch gezielte Prävention und Förderung des Dialogs überwunden werden.“

Wiener Integrationsrat betont, das Menschenrechte und Pluralität die Basis des Zusammenlebens in der Millionenstadt Wien darstellen.

Basis: Wertekonvent und Integrations-Enquete

Das Statement baut auf den Ergebnissen der Integrations-Enquete auf. Aber auch beim Wertekonvent „Prinzip Wien“, welcher im November in der Wiener Hofburg stattfand, diskutierten über 200 Teilnehmer*innen – darunter Bürger*innen, Wissenschaftler*innen, Vertreter*innen der Zivilgesellschaft und Religionsgemeinschaften – über demokratische Grundwerte. Die Enquete, die von Vizebürgermeister Wiederkehr initiiert wurde, lieferte fundierte Erkenntnisse zu gruppenbezogenen Abwertungen und deren Auswirkungen auf den sozialen Zusammenhalt.

Judith Kohlenberger, Migrationsforscherin und Mitglied des W.I.R., hob hervor: „Das 6. Statement versteht sich als wissenschaftlich fundierter Beitrag zu aktuellen Debatten über Identität und Zusammenleben. Wir möchten nicht nur Probleme aufzeigen, sondern auch Lösungsansätze entwickeln, die die Vielfalt Wiens stärken.“

Zukunftsweisend für Wien

Das Statement des Wiener Integrationsrats gibt der Stadt Wien konkrete Ansätze, um den sozialen Zusammenhalt in einer sehr diversen Gesellschaft nachhaltig zu fördern. Mit einer klaren Fokussierung auf Werte, Bildung und Prävention setzt Wien Maßstäbe für eine integrative Stadtpolitik. Um das Bekenntnis zu Demokratie und Pluralismus schon bei Kindern und Jugendliche zu stärken, setzt die Stadt Wien ab 2025 zwei Projekte im Bildungsbereich um.

Zertifizierung der „Demokratieschule Wien“: Mit dem Zertifikat „Demokratieschule Wien“ fördert die Stadt Wien eine demokratische Schulkultur, in der Schüler*innen, Lehrkräfte und Eltern aktiv an Entscheidungen beteiligt sind. Das Programm wird vom Verein Wiener Jugendzentren in Zusammenarbeit mit Schulen und der Bildungsdirektion umgesetzt. Das Projekt startet im Schuljahr 2025/26 an fünf Wiener Pflichtschulen.

Die Schulen durchlaufen zunächst eine Selbstevaluierung, um Stärken, Schwächen und konkrete Bedarfe in den Bereichen Partizipation, Kommunikation, Vielfalt & Inklusion, Politische Bildung und Schulgemeinschaft zu identifizieren. Basierend darauf entwickeln sie gemeinsam mit Expert*innen einen individuellen Aktionsplan mit messbaren Zielen zur Förderung demokratischer Strukturen. Die Umsetzung wird durch Workshops, Materialien, Begleitung und Vernetzung durch den Verein Wiener Jugendzentren unterstützt.

Nach erfolgreicher Umsetzung der Maßnahmen erhalten die Schulen das Zertifikat „Demokratieschule Wien“. Dieses zeichnet ihr Engagement für demokratische Werte und nachhaltige Strukturen aus. Ziel ist es, demokratische Prozesse im Schulalltag erlebbar zu machen, das Schulklima zu stärken und junge Menschen zu mündigen, engagierten Bürger*innen zu fördern.

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Demokratiebildung ist bereits fest im Wiener Kindergartenalltag verankert. Aufbauend auf dem Schwerpunkt Partizipation, der in den letzten zwei Jahren intensiv bearbeitet wurde, wird in allen städtischen Standorten ein bewusstes, partizipatives Handeln gelebt.

Überarbeitung des Bildungsplans Kindergarten: Der Wiener Bildungsplan wird überarbeitet, um Demokratiebildung weiter zu stärken. Demokratie prägt alle pädagogischen Inhalte und Handlungen: Kinder werden ermutigt, ihre Meinungen einzubringen, Verantwortung zu übernehmen und andere Perspektiven wertzuschätzen. Der neue Bildungsplan wird unter Einbindung von Expert*innen und privaten Trägerorganisationen entwickelt und legt besonderen Fokus auf Sprache, Inklusion, Demokratie und Kinder unter 3 Jahren. Er soll im Sommer gesetzlich verankert und mit praxisnahen Handreichungen ergänzt werden, um neben anderen Schwerpunkten in der elementaren Bildung besonders auch die Werte einer demokratischen Gemeinschaft im Kindergartenalltag nachhaltig zu fördern.

Demokratiebildung ist bereits fest im Wiener Kindergartenalltag verankert. Aufbauend auf dem Schwerpunkt Partizipation, der in den letzten zwei Jahren intensiv bearbeitet wurde, wird in allen städtischen Standorten ein bewusstes, partizipatives Handeln gelebt. Dazu zählen ein gemeinsamer Pädagogischer Tag zu Partizipation mit 8.000 Mitarbeiter*innen sowie Maßnahmen wie das Kinderschutzkonzept, regelmäßige Fortbildungen und Kinderschutzbeauftragte.

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