Politik

Mehrheit für 2. Kindergartenjahr

Die Österreicher sind klar für ein verpflichtendes 2. Kindergartenjahr, unter Experten aller Lager herrscht Konsens. Das soll laut neuer Regierung auch kommen.

Das „zweite Kindergartenjahr“ geisterte jüngst wieder durch Wahl- und Grundsatzprogramme von Kurz, Kern & Co. Denn, seit es das  „verpflichtende Kindergartenjahr“ vor dem Volksschuleintritt bundesweit gibt (seit 2010) lauten die Erfahrungen unisono: Die Kinder haben allenfalls bessere Deutschkenntnisse und jedenfalls meist besseres soziales und motorisches Verhalten als ohne Pflicht-Kindergartenjahr.
Jetzt soll es  laut neuer Bundesregierung verpflichtend nach einer Bestandsaufnahme der Entwicklung des Kindes mit etwa vier Jahren kommen, also zwei Jahre vor dem geplanten Schuleintritt.

Kaum Zweifel an der Sinnhaftigkeit

Hello familiii wollte es mit Hilfe des Online-Marktforschungsinstituts meinungsraum.at ganz genau wissen: Im Herbst des Vorjahres wurden 500 Interviews zum Thema Kindergarten repräsentativ für die Bevölkerung im Alter zwischen 18 und 65 Jahren durchgeführt. Die Ergebnisse: 60 Prozent halten ein verpflichtendes zweites Kindergartenjahr für eher bzw. sehr sinnvoll. Nur 16 Prozent sehen das als eher nicht/überhaupt nicht sinnvoll. Die Sinnhaftigkeit dürfte aber nicht mit (allenfalls mangelnden) Sprachfertigkeiten zusammenhängen, denn 28 Prozent beurteilen die Deutschkenntnisse der Kinder im jeweiligen Kindergarten als ausreichend oder voll
und ganz ausreichend (40 Prozent). Meinungsraum.at-CEO Herbert Kling: „Interessant war insbesondere, dass Eltern, deren Kinder gerade in die Volksschule gehen, den Kindergarten also kürzlich absolviert haben, das verpflichtende zweite Kindergartenjahr als noch sinnvoller erachten als andere Eltern. Es erleichtert also offensichtlich den Einstieg in die Volksschule.“ Pädagogischer Extrabedarf wird folgerichtig auch in den Volksschulen geortet: 34 Prozent meinen, dass einige zusätzliche Kräfte an den Volksschulen nötig sind, 43 Prozent sogar, dass Extralehrer in allen VS-Klassen wichtig wären.

Noch viel mehr Baustellen

Für Elementarbildungsexperten sind derartige Umfrageergebnisse Wasser auf den Mühlen. Ärger gibt es allerdings mit der zögerlichen Politik: „Wir trommeln diese Forderung seit 2012“, sagt Raphaela Keller, Vorsitzende des Österreichischen Berufsverbandes der Kindergarten- und HortpädagogInnen, „aber im Bereich Bildung gibt es noch viel mehr offene Baustellen.“ Etwa, dass es an einem Bildungsrahmenplan fehlt, zu wenige Pädagogen für 0- bis 14-Jährige gibt und oft jedes Bundesland sein Süppchen kocht. „Jedes Kind hat ein Recht auf außerfamiliäre Bildungsimpulse“, weiß Keller mit Jahrzehnten an Erfahrung als Pädagogin, „selbst wenn es bei einem zweiten Kindergartenjahr nur vier Stunden am Tag ohne Zwang sind, hilft das allen Kindern enorm.“ Die Initiative der neuen Regierung sehen die Expertend ruchgehend positiv, abwartend sind sie allerdings, was die Umsetzung der Pläne durch die Bundesländer betrifft.

Es herrscht Konsens

Auch Neustart Schule, eine Initiative der Industriellenvereinigung, die längst als Partei- und Partikularinteressen-übergreifende Bildungs-Lobby gilt, springt Experten, aber auch der Bundesregierung, bei: Kurz nach der Nationalratswahl legte man „5×5 Bildungsbaustellen für die neue Regierung“ offen, die angegangen werden müssten. Eine der 25 Forderungen lautet: „Bildungspflicht von vier bis 14 anstelle der Unterrichtspflicht.“ Nicht um das Absitzen von Kindergarten- und Schuljahren gehe es, sondern um das Erreichen von Grundbildung.

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