Umstrittene Deutschförderklassen wurden beschlossen
Trotz harter Kritik: Ab dem kommenden Schuljahr werden SchülerInnen mit Deutschförderbedarf in eigenen Klassen unterrichtet. Diese Entscheidung traf der Nationalrat am 17. Mai nach einer heftigen Debatte.
Deutsch vor Schuleintritt und als Voraussetzung für die Teilnahme am Unterricht ist ein zentraler Bestandteil des türkis-blauen Regierungsprogramms. Doch der Weg, den die Regierung nun beschlossen hat, ist umstritten.
Deutschförderklassen stehen im Zentrum der Schulreform. Ziel der Deutschförderklassen sei es, Startnachteile auszugleichen und die Chancengerechtigkeit zu erhöhen. Keinesfalls sollen die extra Förderklassen dazu dienen, Kinder zu separieren, wie von der Opposition vorgeworfen wurde. Es gehe darum, das Sprachniveau an den öffentlichen Schulen zu heben.
Besuch der Deutschförderklassen so kurz wie möglich
Bildungsminister Heinz Faßmann betont, dass es sich bei den Deutschförderklassen um eine teilintegrative, altersmäßig abgestufte und zeitlich begrenzte Lösung handelt. Außerordentliche SchülerInnen würden zielgerichtet gefördert werden und sobald sie ausreichend Deutsch können, kämen sie in eine Regelklasse. In weniger sprachsensiblen Fächern hätten die Kinder schon davor die Möglichkeit, Kontakt mit anderen Kindern der Regelklasse zu knüpfen. Internationale Vergleiche, wie etwa die Berliner Willkommensklassen, zeigen, dass das Konzept funktioniert. Zur optimalen Sprachförderung gehöre eine möglichst früh ansetzende Deutschförderung schon im Kindergarten, dennoch dürfte bei der Optimierung der schulischen Sprachförderung nach eigenen Lehrplänen keine Zeit verloren gehen.
Wissenschaft kritisiert Segregation
SPÖ, NEOS und Liste Pilz lehnen das Schulrechtspaket ab, weil wissenschaftlich unbestritten sei, dass die beste Sprachförderung in der Regelklasse erfolgt. Die Wissenschaft ist sich (mehr oder weniger) einig, dass Kinder eine Zweitsprache am besten im Umgang mit gleichaltrigen, muttersprachlichen Kindern lernen. Das habe auch der von der ÖVP renommierte Experte im Hearing zur Sprachförderung betont. An der vorliegenden Novelle sei vieles noch unkoordiniert: So ist die Evaluierung des bisherigen Sprachstart- und fördergruppen nicht mehr vorgesehen und auch die Integration werde eingeschränkt.
ÖVP und FPÖ sehen Deutschpflicht als Grundlage
ÖVP und FPÖ heben deutlich hervor, dass die Beherrschung der Unterrichtssprache eine Voraussetzung für die Teilnahme am Unterricht ist. Zudem betonen sie, dass viele Kinder die Schule verlassen, ohne Deutsch zu können. Das neue Gesetz sorge nun dafür, dass Kinder, die dem Regelunterricht nicht folgen können, in Deutschförderklassen intensiv unterstützt werden. Eine wissenschaftliche Begleitung sei sichergestellt.
Verschärftes Vorgehen gegen das Schulschwänzen
Das neue Schulgesetz enthält auch ein verschärftes Vorgehen gegen Schulschwänzen. Bei vier Tagen unentschuldigtem Fehlen über die gesamte Pflichtschulzeit, soll es zu einer Anzeige kommen. Die Mindeststrafe beträgt 110 Euro.
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