Darum sind Oma und Opa für Kinder so wichtig
Sie verwöhnen und trösten, spielen und sind Babysitter, schaffen Freiräume und vermitteln Werte. Vor allem aber geben Großeltern Kindern eines: viel Liebe. Warum Omas und Opas für Kinder und Eltern so unverzichtbar sind.

Es ist für Großeltern einer der wohl schönsten Momente ihres Lebens: wenn sie ihr erstes Enkelkind nach dessen Geburt in den Armen halten dürfen. Auf dieses Erlebnis mussten Ilse und Walter Fürst jedoch viele Wochen warten. Denn Julia, das erste Enkelkind des Ehepaares aus dem steirischen Deutschlandsberg, kam als Frühchen zur Welt. Am 13. November 2014 wurde das kleine Mädchen sechs Wochen zu früh geboren, wog nur 1,5 Kilogramm und war 41 Zentimeter klein. „Ich habe sie am Tag ihrer Geburt“, erinnert sich Ilse Fürst, „im Brutkasten gesehen. Als ich sie dann endlich nach vielen Wochen halten durfte, war das ein unbeschreiblicher Moment – sie war so unglaublich winzig.“
Eine enge Verbindung

Mittlerweile sind dreieinhalb Jahre vergangen, und Julia ist ein aufgewecktes und lebensfrohes Mädchen, das an diesem warmen und sonnigen Mai-Tag fröhlich durch den Garten der Großeltern tollt, sich auf die Schaukel stellt, die am großen Baum befestigt ist und Oma und Opa glücklich anstrahlt. Die Großeltern sind ein wichtiger Teil im Leben von Julia: Jeden Montag und Dienstag holen sie sie vom Kindergarten ab, kochen für sie und verbringen den restlichen Tag mit ihr. Für Julias Mama, Stefanie Fürst, die in Graz im Personalbereich arbeitet, sind ihre Eltern, aber auch die ihres Mannes, die Julia jeden Mittwoch betreuen, unverzichtbare Helfer im Alltag:
Die Bedeutung von Oma und Opa
So wie bei Familie Fürst sind viele andere Omas und Opas wichtige Helfer im Alltag von Familien. Sie betreuen die Kinder oft mehrere Tage die Woche, sind in den Ferien unentbehrliche Helfer, wenn die Eltern arbeiten müssen, und vor allem: Sie spielen mit ihnen, geben ihnen emotionalen Halt und sind eine wichtige Brücke zu anderen Generationen. Markus Kainz, Soziologe am österreichischen Institut für Familienforschung (ÖIF), hat eine Studie zur Rolle von Großeltern durchgeführt und weiß, welche Bedeutung sie für Familien haben: „Die Beziehung zu den Enkeln ist besonders gut, wenn das Verhältnis von wenig Erziehungscharakter geprägt ist. Wenn Großeltern hingegen den Part der Eltern übernehmen und Erziehungsarbeit leisten müssen, kann dies die Beziehung belasten. Denn Großeltern sind generell eher für die Freizeit da, Eltern hingegen für die Erziehung, deshalb haben Kinder zu den Großeltern meist ein lockereres Verhältnis.“
Auch eines der Ergebnisse seiner Studie: Großeltern kümmern sich gerne um die Enkel, da sie sie jung halten. „Sie haben generell Interesse daran, eine aktive Rolle bei der Betreuung der Enkelkinder zu spielen, und sind gerne da, da die Betreuung der Enkelkinder auch einen Kontakt zur Jugend darstellt, den man sonst nicht hätte. Allerdings: Wenn die Betreuung zum Fulltimejob wird, wird das als Belastung gesehen“, so Kainz.
Immer für die Enkelkinder da

Für Renate Klinger ist die Betreuung von Adam, 4, und Wilma, 2, alles andere als eine Belastung – sie bereitet ihr Freude und gibt ihr viel Energie, wie sie sagt. Die 71-Jährige ist für die beiden da, seit sie auf der Welt sind, und kümmert sich drei Mal die Woche um sie, wenn ihre Tochter, Lisi Klinger, arbeiten muss. Die PR-Expertin aus Wien hat jeweils knapp ein Jahr nach der Geburt ihrer Kinder wieder zu arbeiten begonnen und wurde von ihrer Mutter dabei sehr unterstützt. „Ich hole die beiden oft vom Kindergarten ab“, erzählt Renate Klinger, „wir gehen dann bei schönem Wetter in den Park oder sind daheim, und ich spiele mit ihnen. Oma zu sein, hält mich jung – für mich ist es etwas Wunderbares.“ Lisi Klinger ergänzt:
Uneinigkeiten bei der Erziehung, etwa zum Thema Essen oder Schlafenszeiten, gibt es bei den Klingers nicht, wie Lisi Klinger sagt: „Wir sind uns da sehr einig. Zum Glück haben wir generell eine tolle familiäre Betreuung für die beiden. Denn wenn einmal der Hut brennt, sind auch meine Schwiegereltern da und helfen uns.“
Kindergarten-Senioren-WG
Auch wenn man nicht verwandt ist, können Kinder und ältere Menschen eine wichtige Verbindung eingehen. Das zeigt sich an den intergenerativen Projekten der Wiener Kinderfreunde, die in zahlreichen Kindergärten Kinder und alte Menschen zusammenbringen – und beweisen, wie sehr beide Seiten voneinander profitieren. Im Seniorenwohnhaus Döbling des Kuratoriums der Wiener Pensionisten-Wohnhäuser (KWP) etwa leben und spielen Senioren und Kindergartenkinder nebeneinander – der Kindergarten Grinzinger Allee 26 ist an das Pensionistenwohnhaus angeschlossen. Einmal die Woche besuchen einige Kinder auch die Bewohnerinnen und Bewohner. Dann wird gemeinsam gebastelt und gespielt, gesungen und gekocht. Für alle eine wertvolle Erfahrung, wie Kindergarten-Leiterin Elisabeth Burdis betont:
Omi aus Leidenschaft

Nicht mehr so viele Großeltern wie viele Kinder seines Alters hat Felix, 2 ½: Die Eltern seines Papas leben nicht mehr, die Mutter seiner Mama Petra Wahl ist seine wichtigste Bezugsperson der vorvergangenen Generation. Jede Woche besucht er seine Omi im Garten, baut in der Sandkiste Burgen oder unternimmt mit ihr Ausflüge. „Wir singen auch gemeinsam, oder ich spiele ihm etwas vor“, sagt Gabriele Gabriel, 57, die mit Felix auch mal auf Klettergerüste kraxelt und Fußball spielt. Was Felix besonders mag: wenn ihm Omi Kinderlieder vorspielt. Gemeinsam singen sie zu Kinderlieder-Klassikern „Hänschen klein“ oder „Alle Vöglein sind schon da“ – spätestens dann spielt das Alter so gar keine Rolle mehr.

Dr. Markus Kaindl Österreichisches Institut für Familienforschung (ÖIF)
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