Almsommer-Ausklang – Tipps für einen Kurzurlaub
Im September und Oktober beeindrucken Österreichs Bergregionen mit farbenfrohen Almabtrieb-Festen - ideal für einen herbstlichen Kurzurlaub.
Jahr für Jahr ziehen in Österreich Bauern, Hirten, Senner und Tiere vom Tal auf die Alm. Oben am Berg finden die Tiere hochwertiges Futter. Zudem trägt die Almwirtschaft wesentlich dazu bei, die Kulturlandschaft zu pflegen. In Österreich gibt es rund 8.000 Almen, davon sind rund 4.500 mit Tieren bestoßen. Auf den Tier-Almen verbringen den Sommer rund 311.000 Rinder, 112.000 Schafe, 10.000 Ziegen und fast 9.000 Pferde.
Je nach Witterung dauert die Almzeit etwa von Juni bis September. Die Rückkehr der Menschen und Tiere ins Tal wird vielerorts mit Almabtrieben und unterschiedlichen Bräuchen gefeiert. In Wildschönau in Tirol verabschieden sich die „Almerer“ mit der Gru-Nacht von der Almzeit. Pferdeliebhaber wird in Ebbs in Tirol der einzige Haflinger-Almabtrieb in Österreich beeindrucken, in Piber in der Steiermark die Heimkehr der jungen Lipizzaner-Hengste. Schafe stehen im Mittelpunkt des „Schafschieds“ in Tarrenz in Tirol. In der Fuschlseeregion erzählt die Legende, dass nach dem Almsommer Almgeister die Hütten beziehen.
Schauspiel der Schafe
Ein außergewöhnliches Bild zeigt sich am Sonntag, den 8. September in Tarrenz bei Imst in Tirol: Beim Tarrenzer Schafschied ziehen rund tausend Schafe durch die langgezogene, enge Trujegasse. Einige von ihnen sind „aufgebuscht“, mit Fichtenbüscheln und Blumen aus Krepp-Papier geschmückt. Echte Blumen würden die Schafe nämlich auffressen.
Danach versammeln sich die Tiere im „Bangert“, der großen Wiese hinter dem Gasthof Sonne, und werden an ihre Eigentümer verteilt. Daher stammt auch der Name der Veranstaltung – beim „Schafschied“ werden die Schafe voneinander geschieden. Die Zuschauer dürfen währenddessen feiern. Die örtlichen Gasthäuser tischen regionale Köstlichkeiten und Spezialitäten vom Schaf auf. An mehreren Plätzen spielt Musik.
Den Sommer verbringen die Schafe und Lämmer traditionell auf der Hinterberg-Alm hoch über Tarrenz. Ihr Weg ins Tal dauert, mit Trinkpausen, über drei Stunden.
Infos zum Tarrenzer Schafschied:
Landpartie der Lipizzaner
In Piber bei Köflach in der Steiermark hat das österreichische Lipizzaner-Gestüt seinen Sitz. Die Herde besteht aus Mutterstuten, Jungpferden und Pferden, die ihre Karriere in der Spanischen Hofreitschule beendet haben. Die talentiertesten Junghengste übersiedeln im Alter von etwa vier Jahren von Piber zur Ausbildung in die Spanische Hofreitschule nach Wien. Bis sie die Hohe Schule beherrschen, dauert es weitere sechs Jahre.
Damit die rund 40 ein- bis dreijährigen Junghengste ihre Trittsicherheit, die Sehnen und Gelenke frühzeitig trainieren, verbringen sie die Sommermonate auf der 1.500 Meter hoch gelegenen Stubalm. Am Samstag, den 14. September kehren die dezent geschmückten, grau-schwarzen Pferde zurück ins Tal. Bevor sie das Gestüt in Piber erreichen, werden sie im Hof der Wallfahrtskirche Maria Lankowitz gesegnet. Mit Musik und regionalen Schmankerln feiern Maria Lankowitz, Köflach und Piber den Almabtrieb.
Wer die eleganten Hengste auf der Alm besuchen möchte, hat dazu bis 12. September die Möglichkeit. Die Almführung findet täglich um 17:00 Uhr beim Soldatenhaus auf der Stubalm statt (witterungsabhängig). Tickets kosten 13 Euro, mit Gestütsführung in Piber und Picknick 34 Euro.
Infos und Kartenvorbestellung:
Ebbs in Tirol ist als Haflinger-Dorf bekannt. Mit dem Fohlenhof Ebbs beherbergt der Ort das älteste und international bedeutendste Haflinger-Gestüt. Dort hat man sich ganz der naturnahen Haflingeraufzucht verschrieben. Dazu gehört, dass die Junghengste fünf Monate auf der Alm verbringen. Am zweiten Samstag im Oktober, in diesem Jahr am 12. Oktober, kehren die „jungen Wilden“ auf den Hof zurück. Jedes der rund 50 Pferde wird dabei von einem Haflinger-Züchter geführt. Wer den Zug auf dem letzten Kilometer begleiten möchte, findet sich gegen 12:30 Uhr beim Oberwirt in Ebbs ein. Gegen 13:00 Uhr ziehen alle in die Arena des Fohlenhofs ein. Nach der Vorstellung der Hengste klingt der Almsommer feierlich aus.
Von Anfang Juni bis Anfang Oktober kann man die Junghengste jeden Mittwoch auf der Alm besuchen. Das Package mit Transfers vom Tal zur Alm und Besichtigungen kostet 45 Euro pro Person bzw. 25 Euro für Kinder.
Informationen zum Haflinger-Hengst-Almabtrieb:
Reise der Rinder in der Gru-Nacht
Hunderte Rinder verbringen ihre Sommerfrische auf 46 Almen in rund 2.000 Meter Höhe oberhalb von Wildschönau in Tirol. Bevor der Almsommer zu Ende geht, pflegen die „Almerer“ einen besonderen Brauch: Mit deftigem Essen und gemütlichem Beisammensitzen feiern sie die Gru-Nacht, die letzte Nacht vor dem Almabtrieb. „Gru-Nacht“ ist ein altes deutsches Wort und bezeichnet eine Nacht, in der fröhliches Feiern die Nachtruhe verkürzt. Ein bisschen Nachtruhe sollten sich die Almerer jedoch gönnen. Am Tag des Almabtriebs, dieses Jahr am 21. September, gilt es, die aufwendig und bunt geschmückten Rinder sicher ins Tal zu begleiten. Dort werden sie freudig mit Musik erwartet. Für Unterhaltung sorgt außerdem der Handwerks- und Bauernmarkt, wo Spezialitäten wie Brodakrapfen, Schmalznudeln und „Krautinger“, der regionaltypische Rübenschnaps, angeboten werden.
Informationen zur "Gru-Nacht":
Kehraus der Kühe
Ein überaus idyllischer Ort ist die auf rund 1.000 Meter gelegene Gruberalm in der Fuschelseeregion im Salzkammergut. Auf den Almweiden grasen im Sommer Kühe. In den Almhütten genießen Wanderer regionale Köstlichkeiten, mancherorts sogar aus bio-zertifizierter Erzeugung. Jedes Jahr im September widmen sich die Senner und vor allem die Sennerinnen einer zusätzlichen Aufgabe: Sie fertigen den kunstvollen Kopfschmuck an, den die Tiere beim Almabtrieb tragen. Am 14. September ist es so weit: Ab 11 Uhr wird gefeiert, ab 13 Uhr werden die Kühe versammelt und geschmückt. Um 14:30 Uhr machen sich alle, die dabei sein wollen, auf den Weg ins Tal.
Dann kehrt wieder Stille auf der Gruberalm ein. Die Legende erzählt, dass nach dem Almsommer das „Kasamandl“, ein Almgeist, die Almhütten bezieht und so lange dort wohnt, bis der nächste Almsommer beginnt.
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