Ausbau der Kinderbetreuung ohne Personaloffensive nicht möglich!
Das Hilfswerk begrüßt das Vorhaben der Bundesregierung zum Ausbau der Kinderbetreuung in Österreich, verweist jedoch auf die bereits aktuell prekäre Personalsituation in den Einrichtungen und fordert zügig eine wirksame Personaloffensive.
Das Hilfswerk begrüßt das kürzlich präsentierte Vorhaben von Bundeskanzler Karl Nehammer und Familienministerin Susanne Raab, bis zum Jahr 2030 50.000 zusätzliche Betreuungsplätze, insbesondere für Unter-Dreijährige, zu schaffen. „Wir freuen uns sehr, dass maßgeblich in den Ausbau der Kinderbetreuung investiert werden soll. Damit werden unverzichtbare Voraussetzungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie einen guten Bildungsstart für alle Kinder in Österreich geschaffen“, sagt Elisabeth Anselm, Geschäftsführerin des Hilfswerk Österreich. Bei den Investitionen dürfe es sich aber nicht wieder nur um Anschubfinanzierungen handeln. „Damit Eltern und Familien, aber auch die Träger im Sektor, Planungssicherheit haben, braucht es neben neuer bzw. zusätzlicher Kindergruppen vor allem deren laufende, langfristige Finanzierung“, betont Anselm mit Blick auf die aktuellen Verhandlungen zum Finanzausgleich. „Teil des Finanzausgleichs muss auch ein kraftvolles Personalpaket sein. Denn während man auf politischer Ebene davon redet, die Kinderbetreuung weiter ausbauen zu wollen, kämpfen wir in der Praxis tagtäglich darum, bestehende Gruppen nicht schließen oder Öffnungszeiten einschränken zu müssen, weil das Personal an allen Ecken und Enden fehlt“, so Anselm weiter.
Prekäre Personalsituation im Elementarbereich gefährdet Versorgungssicherheit und Betreuungsqualität
„Wir brauchen eine gezielte und umfassende Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive im elementarpädagogischen Bereich, die so viele interessierte Personen wie möglich erreicht. Das bedeutet einerseits mehr Ausbildungsplätze und -möglichkeiten für pädagogisches Personal, vor allem aber auch flexiblere Ausbildungssysteme für Assistenzpersonal und Elementarpädagoginnen und -pädagogen. Zum Beispiel durch berufsbegleitend und modular absolvierbare Ausbildungsinhalte oder durch den Einsatz von Kompetenzbilanzen zur Feststellung und Anerkennung formell und informell bzw. in der Praxis erworbener Kompetenzen und einer damit verbundenen Möglichkeit der Anrechnung von Ausbildungsinhalten“, fordert Rebecca Janker, Fachreferentin für Kinder, Jugend, Familie und Psychosoziale Dienste im Hilfswerk Österreich. Ziel sei es, Personen einen raschen Einstieg in den Beruf zu ermöglichen und dann begleitend kontinuierlich aus- und weiterzubilden, um neben der Versorgungssicherheit auch eine hohe Betreuungsqualität für alle Kinder zu gewährleisten. Um bestehendes Personal müsse man sich aber ebenso kümmern, wie um die Akquise und Ausbildung von neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, meint Janker. „Die Forderungen nach besseren Rahmenbedingungen in der Elementarpädagogik sind bei weitem nicht neu, sondern werden seit Jahren sehr klar formuliert. Diese müssen nun dringend ernst genommen und umgesetzt werden“, so die Hilfswerk-Expertin abschließend.
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