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Ausflugstipp: 145 Jahre Schuhgeschichte in Zlin

Vor 145 Jahren genau am 3. April 1876, erblickte Tomáš Baťa, das Licht der Welt. Ein Mann, der nicht nur die ostmährische Stadt Zlín von Grund auf verändern sollte, sondern auch weltweite Trends in der Schuhmode setzte sowie ein Prinzip für erfolgreiches Unternehmertum kreierte.

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Es gibt viele Geschichten, in denen Schuhmacher die Protagonisten sind, aber keine ist so faszinierend wie die wahre Geschichte von Tomáš Baťa. Dieser erstaunliche Schuhmacher, geboren in Zlín, einer kleinen Stadt in Ostmähren, revolutionierte die Schuhindustrie im späten 19. Jh. Am 3. April 2021 sind es genau 145. Jahre, seit er das Licht der Welt erblickte. Begeben Sie sich mit uns auf seine Spuren durch die Stadt, in der er geboren wurde.

Tomáš Baťa - Schuster, Unternehmer und Visionär

Am 24. August 1876 kam ein Junge, der als Tomáš Baťa in der Geburtsurkunde vermerkt wurde, in der ostmährischen Stadt Zlín inmitten einer Schuhmacherfamilie auf die Welt. Damals hätte sich kein Familienmitglied je erträumen lassen, dass dieser Familienname im Laufe der Zeit zum Synonym für Erfolg, weltweiten Respekt und ein Schuhimperium werden würde. Aber lassen Sie uns den Ereignissen nicht voraus greifen. Der junge Tomáš Baťa verspürte bereits in jungen Jahren den Wunsch, neue Techniken zu erlernen und anzuwenden. Dies wurde von seiner Familie, die seit acht Generationen traditionell arbeitete, nicht gut aufgenommen. Deshalb entschied er sich im Alter von
14 Jahren, die Arbeit in einem anderen fortschrittlichen Unternehmen aufzunehmen. Sein Abenteuer dauerte nicht lange, da der Besitzer ihn als möglichen Konkurrenten sah. Dieser Rückschlag schreckte ihn aber keineswegs ab, im Gegenteil, er verlieh ihm den Ansporn, den er brauchte, um seine eigene Schuhfirma zu gründen.

Tomáš Baťa, ein unternehmerisches Talent

Er war kaum 18 Jahre alt, als Tomáš Baťa zusammen mit seinen Brüdern Antonín und Anna die T & A Bat’a Shoe Company gründete. Seinen Wunsch weiter zu lernen, verwirklichte er eine Saison lang in einer Montagefabrik in den USA. Dies war dann auch der letzte Impuls, eine neue Arbeitsorganisation in seinem eigenen Unternehmen anzuwenden. In diesem Kontext der industriellen Revolution Ende des 19. Jh. brachten die Geschwister 1897 eines ihrer Star-Modelle auf den Markt, die „Bakyovky“, einen preisgünstigen, leichten Segeltuchschuh mit einer Lederkappe für die arbeitende Bevölkerung. Diese soziale Klasse, die es gewohnt war, schwere Lederschuhe zu tragen, sagte über diesen Schuhtyp, es sei wie „auf Wolken gehen“. Tomáš Baťa hätte keine besseren Werbeträger finden können, um seine Marke zu positionieren.

Tomášs Aufenthalt in Amerika bewirkte nicht nur eine neue Ordnung im Unternehmen mit sich, sondern löste auch eine echte Revolution in anderen Bereichen außerhalb des Geschäftsbereichs aus. Er förderte den Bau von Wohnsiedlungen in der Nähe seiner Fabriken für Arbeiter und verwandelte so nach und nach das kleine Zlín in eine Industriestadt mit funktionalem Wohnraum umgeben von Gärten.  Sogar Architekten wie Le Corbusier waren beeindruckt, nach seinem Besuch im Jahr 1935 sagte er: „Zlín ist ein brillantes Phänomen. Ich bin um die ganze Welt gereist und trotzdem fühle ich mich hier wirklich wie in einer neuen Welt.“

Neben dem Wohnen interessierte sich Tomáš Baťa auch für neue Wege, um den Materialtransfer in seine Industriezone zu erleichtern. Obwohl er sich diesen Wunsch zu Lebzeiten selbst nicht mehr erfüllen konnte, baute sein Stiefbruder Jan Antonín Bat’a den Bat’a-Kanal, als er die Leitung des Unternehmens übernahm.

Pionier in der Mitarbeiterausbildung

Zu Tomáš Baťas umfassender strategischer Vision gehörte auch die Ausbildung von Arbeitnehmern, die er häufig in ausländische Niederlassungen entsandte. Einer seiner bekanntesten Sätze lautet: „Sag mir nicht, dass du es nicht kannst, sag mir, dass du nicht weißt, wie es geht.“ Nicht weniger bemerkenswert war seine kaufmännische Intuition. Er begann, Zahlen wie 599 in Preisen anstelle von runden Zahlen zu verwenden, um die wirtschaftlichere Wahrnehmung durch den Kunden zu begünstigen. Groß war auch sein Vertrauen in Werbung und so schuf er die Zlín Film Studios, in denen er neben seinen eigenen Werbefilmen auch andere Filme produzierte. In den 30er Jahren war dieser „bescheidene Schuhmacher“ weltweit führend bei den Schuhexporten, er hatte noch zahlreiche Pläne, die er verwirklichen wollte, doch ein Flugzeugabsturz beendete 1932 sein Leben. Er war gerade einmal 56 Jahre alt.

Tschische Industriegeschichte

Die Firma Bat’a überlebte die Wechselfälle der Geschichte: einen Krieg, den sie durch die Produktion von Militärschuhen überstand, die Nachkriegszeit, in der sie sich auf preiswerte Schuhe für die am stärksten Benachteiligten und auf Taschen konzentrierte, und die kommunistische Verstaatlichung 1948. Es war der Sohn Thomas J. Bat’a, der nach dem Exil in Kanada im Jahr 1939 den Familiennamen nicht nur am Leben erhielt, sondern ihn auch noch mehr zum Leuchten brachte. Unter dem Namen Bata Shoe Organization konnten in einem Jahr mehr als 300 Millionen Paar Schuhe verkauft werden. … Bis hierher, zu den Ereignissen der Bat’a-Schuhmacher, sind alle Ereignisse eng mit der böhmisch-mährischen Geschichte verwoben. Ist dies nicht interessanter als eine Kindergeschichte?

Eine Route durch Zlín

Wie würde Zlín wohl aussehen, wäre Tomáš Baťa nicht dort geboren worden? Wir werden dies wohl nie erfahren. Aber klar ist, dass es weit von der Stadt entfernt wäre, die wir heute bewundern können. Seine funktionalistische Konzeption, sowohl in der Architektur als auch in der Stadtplanung, zeigt sich in den Arbeitervierteln, Städten und sogar im Gebäude Zlín 21. Tomáš Baťa hatte viel Einfluss auf all diesen Fortschritt, da er Wohlstand und Beschäftigung schuf, seinen Arbeitern – die er übrigens stets als Mitarbeiter bezeichnete – gute Arbeitsbedingungen bot und Sozial- und Wohnungspolitik umsetzte. Am Rande bemerkt, er war sogar Bürgermeister der Stadt.

Wir sind daher überzeugt, dass es auch 145 Jahre nach seiner Geburt, zahlreiche Gründe gibt, Bat‘a-Schuhe zu tragen und Zlín zu besuchen, um auf den Spuren von Tomáš Baťa zu wandeln. Wir haben die wichtigsten Punkte zusammengestellt, die Sie in der schönen Stadt Zlín auf jeden Fall gesehen haben sollten:

  • Gebäude 14 und 15 im Bat’a Areal: Der erste Besuch in der Hauptstadt der Schuhindustrie sollte in dieses Museum führen, in dem mehr als 1000 Stücke von Schuhen ausgestellt sind, mittels derer die Geschichte der Firma Bat’a (zwischen 1885 und 1945) erzählt wird.
  • Zlín 21 – Zlíner Wolkenkratzer: Dieses geometrisch geformte Gebäude mit seinen 21 Stockwerken war, als es entstanden ist, das zweithöchste Gebäude Europas und repräsentiert das große Symbol des Bat’a-Reiches. Jan Antonín Bat’a errichtete es als Hauptsitz seines Unternehmens und platzierte sein Büro direkt im Aufzug, um keine Sekunde auf seinem Weg zwischen den Stockwerken zu verschwenden. Von der Aussichtsterrasse des Wolkenkratzers lässt sich die rationale Stadtplanung der Stadt gut erkennen.
  • Bat’a-Kanal: Durch diesen Kanal sollten die Materialien näher zu den Bat’a-Fabriken gebracht werden. Heute ist es ein idealer Ort für Radausflüge und einen Hausbooturlaub
  • Tomáš Baťa Universität: Die Universität, die den Namen des visionären Schuhmachers trägt, hat sich zu einem großartigen Forschungszentrum entwickelt, in dem Innovationen bei Materialien und Modellen fortgesetzt werden. Das Bat’a-Informationszentrum befindet sich in seiner Bibliothek und hält zahlreiche interessante Informationen bereit.

Internationales Kinder- und Jugend-Filmfestival

Das erste von Tomáš Baťa gegründete Filmstudio hat den Samen der siebten Kunst in Zlín gesät: Heute ist es Schauplatz eines renommierten jährlichen Kinder- und Jugend-Filmfestivals, an dem alljährlich rund 100.000 Kinder und Erwachsene teilnehmen und bei dem rund 300 Filme aus 50 Ländern präsentiert werden. Ratet mal, wie hoch der Preis für den Gewinnerfilm ist? Es ist ein goldener Ballsaalschuh.

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