Brucknerjahr 2024: Spurensuche in Linz, Ansfelden und St. Florian
2024 feiert Oberösterreich Anton Bruckners 200. Geburtstag. In und um Linz lässt sich seinem Leben und Werk eindrucksvoll nachspüren. Der Veranstaltungsreigen des Brucknerjahres 2024 umfasst Ausstellungen, Konzerte, immersive Musikerlebnisse, Vermittlungsprogramme, Entdeckungstouren sowie Angebote für Kinder und Familien.
Wer war Anton Bruckner? Meister der Sinfonien. Musikant Gottes. Orgelvirtuose. Streng gläubiger Katholik. Geselliger Einzelgänger. Selbstzweifler. Gutmütiger Lehrer. Ehrgeiziger Lernender. Die Zuschreibungen für Anton Bruckner als Musiker und Mensch sind mannigfaltig. Ohne Zweifel gilt er heute als einer der wichtigsten Komponisten seiner Zeit, dessen Werke großen Einfluss auf die Musikgeschichte hatten und haben. Im Jubiläumsjahr 2024 bieten sein Geburtsort Ansfelden, die Bruckner-Stadt Linz und das Stift St. Florian zahlreiche Gelegenheiten, sich Anton Bruckner auf vielfältige Weisen zu nähern.
Der anTon macht die Musik
So groß die Meisterschaft Anton Bruckners im Umgang mit Tönen und Harmonien war, so schwer taten sich Zeitgenossen mit den Umgangsformen des als Dickschädel und „Grantscherm“ (Griesgram) verschrienen Eigenbrötlers. Den „guten Ton“ traf er im Gesellschaftsleben seiner Zeit nicht immer. Im Brucknerjahr 2024 entscheidet sich Linz Tourismus bewusst für eine gegenläufige Orientierung. Das Motto „Der anTon macht die Musik“ soll die Menschen in der Stadt zu mehr harmonischem Miteinander und zu einer Kultur der Freundlichkeit, des Zuhörens und der Zuwendung motivieren. Diese steht dem lautstarken Verunglimpfen sowie den ungefilterten Unmutsbekundungen im Netz diametral entgegen – und darf durchaus als zusätzlicher Anreiz für einen Besuch in Linz verstanden werden.
Eine Reise zu Anton Bruckner via Ansfelden, Linz und St. Florian
Ansfelden, Linz und St. Florian sind zentrale Ausgangspunkte für alle, die den Spuren von Bruckners Leben, Werk und Wirkung nachgehen wollen. In Ansfelden, der Kleinstadt im Süden von Linz, kam Anton Bruckner 1824 zur Welt. In Linz war Bruckner von 1855 bis 1868 Domorganist, seine 1. Sinfonie wurde 1868 im Redoutensaal uraufgeführt. Unweit von Linz liegt auch das Stift St. Florian, wo Bruckner als Sängerknabe, Lehrer und Organist wirkte.
Ansfelden
Das Museum im Bruckner-Geburtshaus zu Ansfelden ist dem Leben und Werk des Musikgenies gewidmet. Persönliche Gegenstände, Musikinstrumente und Manuskripte geben Einblick in sein Schaffen und den Alltag vor 200 Jahren. Die Sonderausstellung „Anton Bruckner. Von Marmor bis Mythos“ befasst sich mit der Darstellung Bruckners in Skulpturen, Plaketten, Gemälden oder auf Briefmarken. Zu sehen sind sowohl historische, als auch zeitgenössische Bruckner-Kunstwerke. Ein Hörraum mit dem weltweit größten Bruckner-Tonarchiv macht Lust, die Werke des Komponisten zu entdecken.
Beim Geburtshaus beginnt auch der neu gestaltete Anton Bruckner-Sinfoniewanderweg. Er verbindet die Kindheits-Orte Bruckners und führt über neun Kilometer und zehn Stationen nach St. Florian.
Anton Bruckner-Museum Ansfelden mit Sonderausstellung „Von Marmor bis Mythos“ 4. Mai bis 27. Oktober 2024, geöffnet Mittwoch bis Sonntag sowie an Feiertagen von 10:00 bis 16:00 Uhr. www.ooekultur.at/location-detail/anton-bruckner-museum-ansfelden
Anton Bruckner in Linz: Historisch bis modern
Von 1855 bis 1868 war Anton Bruckner Domorganist der Ignatiuskirche (Alter Dom) und der Stadtpfarrkirche. In dieser Zeit absolvierte er musikalische Studien in Linz und Wien, war Chorleiter der Linzer Liedertafel Frohsinn und komponierte seine 1. Sinfonie und drei Messen. 2024 präsentiert sich Linz als facettenreich erlebbare Bruckner-Stadt: Spiel Anton! Sei Anton!
„Playing Anton“ heißt die innovative Anwendung für den Multimedia-Showroom Deep Space 8K, entwickelt vom Ars Electronica Futurelab. Im begehbaren, interaktiven Klangerlebnis tauchen Besucher*innen mit dem Bruckner Orchester Linz audio-visuell in Anton Bruckners Klangwelten ein und „spielen“ das Orchester. Der immersive Klangraum „Being Anton“ wiederum führt die Töne, Klänge und Geräusche, die Bruckners Alltag prägten, vor Ohren. Hier werden die großen technologischen Veränderungen des 19.Jahrhunderts hörbar und mit Beispielen aus Bruckners Musik verknüpft.
Playing Anton: Dienstag-Sonntag, 16:30–16:50 Uhr, ars.electronica.art/futurelab/de/projectsplaying-anton; Being Anton: Dienstag bis Sonntag, 10:00 bis 17:00 Uhr, ars.electronica.art/futurelab/de/projects-being-anton
Stadtführungen durch Bruckners Linz mit Orgelerlebnis
Wie Linz zur Zeit Bruckners war, entdecken Interessierte im Rahmen von thematischen Stadtführungen. Fachkundige Tourguides führen „Auf den Spuren Anton Bruckners“ durch die Stadt, den Abschluss bildet ein Orgelkonzert auf der Brucknerorgel in der barocken Ignatiuskirche (Alter Dom). www.linz-austriaguides.at/beitrag/kunst-und-musik Die Orgel zählt zu den bedeutendsten Klangdenkmälern Österreichs und befindet sich heute noch als einzige der sogenannten Brucknerorgeln im Originalzustand. Informationen zu Konzerten und Führungen unter www.linztourismus.at/alter-dom
Orgelkonzerte in Stadtpfarrkirche und Mariendom
200 Meter vom Alten Dom entfernt liegt die ursprünglich romanische, dann gotische und seit 1656 barocke Stadtpfarrkirche. An ihrer Portalseite erinnert ein Relief an Bruckner, der auch hier als Organist wirkte. Von 4. Mai bis 16. Oktober veranstaltet die Donau Touristik auf der renovierten Orgel eine Konzertreihe. Zu hören sind Werke Bruckners, seiner Zeitgenossen sowie von Komponist*innen, die eine „Hommage an Bruckner“ anlässlich des Gedenkjahres schufen.
Termine und Informationen unter www.linztermine.at/event/711800
Bedeutender Brucknerort in Linz ist auch der Mariendom oder Mariä Empfängnis-Dom (= Neuer Dom), die größte Kirche Österreichs. Anton Bruckner schrieb einige Werke für den neuen Dom, etwa eine Festkantate zur Grundsteinlegung oder die Messe in e-Moll zur Einweihung der Votivkapelle im Jahr 1869. 1924 wurde der Mariendom geweiht und löste die Ignatiuskirche als Bischofskirche der Diözese Linz ab. 2024 feiert der Dom also nicht nur den 200. Geburtstag von Anton Bruckner, sondern auch 100 Jahre Mariendom. Zum Festprogramm zählt unter anderem der „domorgelsommerlinz24“ mit besonderen Orgelkonzerten rund um Bruckner.
Infos unter www.dioezese-linz.at/mariendom bzw. rudigierorgel.at/orgelsommer/2024
Bruckners Frauen: Wanderausstellung auf Tour durch OÖ
Die Wanderausstellung „Für Theresia“ rückt die Frauen in Bruckners Leben in den Mittelpunkt. Die Linzer Künstlerin Zoe Goldstein sammelte über ein Jahr lang Informationen, um die Biografien dieser Frauen, ihre Rolle in der damaligen Gesellschaft und ihre Bedeutung für Bruckners Kunst zu zeigen und zu hinterfragen. Die Wanderausstellung war bereits vor dem Brucknerhaus und dem Ars Electronica Center sowie im Arkadenhof des Linzer Landhauses zu sehen, gastiert im Werndlpark Steyr (Juni & Juli), in Attersee (August) und kehrt im September 2024 auf den Linzer Domplatz vor dem Mariendom zurück.
dioezese-linz.at/institution/418409/kalender/calendar/23309530.html
Brucknerhaus und Brucknerfest
Doppelten Grund zum Feiern hat das Brucknerhaus Linz: Nicht nur der 200. Geburtstag des Namenspatrons jährt sich 2024, auch das Haus zelebriert sein fünfzigjähriges Bestehen. Der Jahresregent Bruckner spielt dabei die Hauptrolle. Besondere Highlights sind die Aufführungen aller elf Bruckner-Sinfonien mit Originalinstrumenten während des Internationalen Brucknerfests von 4. September bis 10. Oktober 2024. Das Brucknerfest steht unter dem Motto „Unendliche Weiten. Bruckners Werk als Griff nach den Sternen“ und startet am 4. September in Ansfelden mit dem Open-Air „Geburtstags-Konzert“ für Anton Bruckner: Franz Welser Möst dirigiert „The Cleveland Orchestra”.
Termine und Programm Brucknerfest: www.brucknerfest.at
Alle Bruckner-Termine des Brucknerhauses unter www.brucknerhaus.at/bruckner-jahr-2024/anton-bruckner-2024
Posthof und Ina Regen suchen DIE nächste Bruckner
Auf die Suche nach „Next Bruckner“ macht sich die erfolgreiche Singer-Songwriterin Ina Regen für die gleichnamige Konzertreihe im Posthof Linz. Und stellt sich die Frage, ob der nächste Bruckner nicht genauso gut weiblich sein könnte. Im Rahmen einer bis Oktober 2024 laufenden Konzertreihe holt Ina Regen vielversprechende Talente auf die Bühne: ein kräftiges Lebenszeichen weiblich geprägter Popkultur anno 2024. Ihre Songs präsentieren u. a. Anna Buchegger, Violetta Parisini, Mieze Medusa, Yasmo und Oska.
Termine und Infos unter posthof.at/index.php?id=421
Bruckner in St. Florian
In der musikalischen Biografie Anton Bruckners nimmt sein Lernen, Lehren und Wirken in St.Florian einen zentralen Platz ein. Hier wurde er im Jahr 1837 als Sängerknabe aufgenommen, erhielt Gesangs-, Violin- und Orgelunterricht. 1845 kehrt er als Lehrer der Sängerknaben und Stiftsorganist bis 1855 zurück. Nach seinem Tod findet er, wie von ihm gewünscht, seine letzte Ruhestätte unter der Stiftsorgel. Regelrecht in Bruckners Fußspuren wandern lässt es sich bei den täglichen öffentlichen Führungen im Stift St. Florian (jeweils um 11:00, 13:00 und 15:00 Uhr). Besucher*innen sehen die Prunkräume wie Bibliothek und
Marmorsaal, die Stiftsbasilika mit der Bruckner-Orgel und den Sarkophag des Komponisten unter der Orgel. Täglich außer dienstags und samstags laden die Stiftsorganisten zu einem besonderen Hörerlebnis, einem Live-Konzert an der Bruckner-Orgel, jeweils um 14:30 Uhr.
Die Ausstellung „Wie alles Begann. Bruckners Visionen“ im Stift St. Florian bietet eine weitere Möglichkeit, Bruckner näher zu kommen. Hier wird die Rolle des Augustiner Chorherrenstifts für den jungen Sängerknaben und späteren Lehrer und Stiftsorganisten beleuchtet. Eine Vielzahl von Dokumenten aus dem Stiftsarchiv gibt Einblick in die Lebens und Schaffensstationen Bruckners in St. Florian. Im Innenhof des Stifts machen drei monumentale Pavillons, entworfen vom Linzer Designbüro MARCH GUT, Bruckners Träume, Visionen und sein Erbe in multimedialen Präsentationen erlebbar.
4. Mai bis 27. Oktober 2024, geöffnet Dienstag bis Sonntag von 09:00 bis 18:00 Uhr. www.anton-bruckner-2024.at/ort/st-florian
Bruckner für Kinder und Familien
Der Mensch Anton Bruckner und sein Werk sind heute keineswegs nur musikversessenen Erwachsenen zugänglich. In Vermittlungsprogramme und mit Angeboten speziell für Familien, Kinder und Schulklassen gelingt Groß und Klein eine Annäherung an das Phänomen Bruckner. Im Brucknerhaus begibt sich etwa der Kasperl auf die Suche nach den Orgelpfeifen (Termine am 26. und 30. Oktober).
Das musikalische Koffertheater „NANU, NANI!“ erzählt über Bruckners Leben und Wirken aus der Perspektive seiner ‚kleinen‘ Schwester Maria Anna, genannt „Nani“. Im September, pünktlich zum 200. Geburtstag Bruckners erscheint ein Pixie-Buch für 3- bis 6-Jährige. Die App Hublz lädt zur interaktiven Entdecker*innentour auf des Komponisten Spuren. Im Rahmen der Ausstellung „Wie alles begann. Bruckners Visionen“ im Stift St. Florian ist jeder Sonntag ein Suuuperkulturfamiliensonntag, mit Kreativ-Workshops und Kinderführungen.
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