„BUDDY arbeitet präventiv, eingreifend und weiterführend“
Markus Glück, akademischer Freizeitpädagoge und geschäftsführender Vorstand von BUDDY, über Wege aus dem Mobbing.
Worin besteht die Hauptaufgabe Ihres Vereins?
Markus Glück: BUDDY leistet an Schulen gratis Aufklärungsarbeit im Sinne sorgfältiger Prävention für Eltern, SchülerInnen, LehrerInnen und DirektorInnen, greift aber auch intervenierend in bestehende Mobbingszenen ein, unterstützt und berät Betroffene. Wir sind eine Anlaufstelle für Kinder, Eltern und Jugendliche und planen langfristig auch die Zusammenarbeit mit Jugendzentren. Vor allem aber bieten wir ein nachhaltiges Gesamtkonzept, welches Betroffene sowie deren Angehörige auch außerschulisch weiter betreut.
Gibt es eine Altersgruppe, in der Mobbing am ehesten auftritt?
Mobbing kann es immer geben, gehäuft passiert es jedoch in einem Alter zwischen 11 und 15 Jahren und hier häufiger bei Burschen, meist durch direktes Schikanieren und Ausleben von Machtgefühlen, Beschimpfen oder körperliches Quälen, während die Mädchen subtiler und versteckter, etwa durch Ausschluss aus Freundesgruppen oder im Netz mobben.
Woran erkennt man einen echten Mobbingfall?
Es gibt grundsätzlich 4 Kriterien, die alle gegeben sein müssen, damit wir überhaupt von einem „echten Mobbingfall“ sprechen können. Das Verhalten des oder der TäterInnen hat eine eindeutig schädigende Absicht. Die Übergriffe dauern länger an, also mehrere Wochen oder Monate. Meist steht das Opfer alleine mehreren Agierenden unterlegen gegenüber und ist aus eigener Kraft nicht in der Lage, das Mobbing zu beenden.
Woran können Eltern bemerken, dass Ihr Kind gemobbt wird?
Hier sprechen wir von verschiedenen, erkennbaren Symptomen, die über einen längeren Zeitraum zu bemerken sind und eventuell Anzeichen von Mobbing sein „können“. Das Kind ist traurig oder launisch und wird nicht zu gemeinsamen Feiern eingeladen. Es ist festzustellen, dass das Selbstwertgefühl abnimmt und das Kind sich zurück zieht, oftmals sinken die schulischen Leistungen und es treten Kopf- oder Bauchschmerzen auf. Manche Kinder mögen nicht mehr zur Schule gehen, nicht mit dem Bus fahren, haben Albträume, beginnen zu stottern oder verlieren an geblich Geld (um andere zu bezahlen). Sollte eines dieser Merkmale nur einmal auftreten, ist dies noch kein Hinweis auf Mobbing!
Markus Glück
Geschäftsführender Vorstand von
Welche Möglichkeiten bieten Sie LehrInnen?
Unsere Aufgabe besteht nicht nur in der Informationspflicht, vielmehr können wir mit Tipps und Sensibilisierung unterstützend wirken. Was BUDDY jedoch von anderen Vereinen unterscheidet, ist unser Gesamtkonzept mit seiner Nachhaltigkeit, mit dem wir arbeiten. Wir bieten in der 2. Klasse der Sekundarstufe zweitägige Workshops an, bei denen wir vom Ist-Zustand ausgehend die SchülerInnen mit Beispielen aus Ihrem Lebensbereich betroffen machen, mit Videos in die Realität führen, sie in die Thematik vertiefen. Bei einem vorbereitenden Elternabend binden wir die Erziehungsberechtigten mit ein, wir holen uns nach dem Workshop Rückmeldung von allen Eltern. 6- 8 Wochen nach dem Workshop folgt ein weiterer Elternabend und 6 Monate später ergeht ein Fragebogen an die SchülerInnen. Hervorzuheben ist vor allem die außerschulische Betreuung in Form von Unterstützung, Beratung, diverser Workshops und die Freizeitaktivitäten, die Betroffenen helfen sollen, aus dem Teufelskreis „Mobbing“ auszubrechen bzw. sich langsam wieder einzugliedern. Übrigens: BUDDY ist eine Gratisinitiative.
Welche Erfolgserfahrungen können Sie nennen?
BUDDY ist das derzeit einzige Programm, das als Gesamtkonzept auf Nachhaltigkeit basiert. Wir haben gute Rückmeldungen von den SchülerInnen, die Themen werden sehr gut angenommen und die Resonanz aus dem Elternbereich lautet, dass eine Initiative wie die unsere notwendig und längst überfällig ist. Um noch mehr Inhalte einfach erreichbar anbieten zu können, planen wir in Zukunft auch Elternseminare und LehrerInnenseminare, am besten wäre das natürlich auch schon während der LehrerInnenausbildung direkt über die pädagogische Hochschule.
Wohin genau können sich Betroffene wenden?
Wir bieten im Direktkontakt einen 24 Stunden Hotline unter 0800/ 567567. Weiters kann man auch anonym per E Mail unter helpme@buddy4you.at mit uns in Kontakt treten und persönliche Beratung vereinbaren, das ist auch für Eltern möglich.
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