Corona belastete Pubertierende besonders stark
Die psychischen Probleme Pubertierender sind im Zuge der Corona-Pandemie extrem gestiegen, insbesondere Schlaf-, Angst- oder Essstörungen.
Viele Pubertierende leiden an depressiven Stimmungen und immer öfter auch an Suizidgedanken. Besonders schlimm betroffen sind jene Jugendlichen, die schon vor Corona psychisch belastet waren. Dies betonte Jugend-Expertin Barbara Apschner im Rahmen eines Online-Vortrages, der vom Nachhilfeinstitut LernQuadrat veranstaltet wurde.
Pubertäres Abkapseln ist Auftrag der Natur
Einfach war die Phase der Pubertät für junge Menschen und deren Eltern noch nie, schon bisher war Suizid die zweihäufigste Todesursache bei Pubertierenden. Die permanente Verunsicherung in Zeiten von Corona verschärfte diese Problematik aber noch einmal dramatisch. Psychologisch betrachtet startet die Pubertät mit dem Abschied von der Kindheit. „Das Kind hat sich das nicht ausgesucht, ist selbst nur Passagier und durchlebt enorme Stimmungsschwankungen“, erklärt Apschner: „In einem Moment wird gestritten und getobt, im nächsten schon wieder gelacht. Erwachsene kommen mit diesem Tempo nicht mit, so kommt es oft zu Missverständnissen“.
Pubertierende sind in der Regel sehr zurückgezogen, und haben oft auch eine ablehnenden Haltung den Eltern gegenüber. Dieses Abkapseln sei ein Auftrag der Natur, es ist die Basis für ein selbstbestimmtes Erwachsenenleben. Aufgabe der Eltern ist es, das auszuhalten und dabei Halt, Sicherheit und Zuversicht in der Familie zu vermitteln. „Aktuell sollten Eltern auf ihre eigenen Kommentare zum Thema Corona achten, um die angespannte Lage nicht noch weiter zu verschärfen“, so Expertin Apschner.
Prüfungen besser erst ab 11 Uhr
Während der Pubertät kommt es zu einem Gehirnumbau im Frontallappen, eine der Folgen ist häufige Schlaflosigkeit. Die von jungen Menschen benötigten 10-12 Stunden Schlaf sind oft völlig außer Reichweite. „Da die volle Gehirnleistung von Pubertierenden etwa gegen 11 Uhr da ist, sollten Prüfungen idealerweise erst ab dann bis in den frühen Nachmittag hinein stattfinden“, unterstützt auch LernQuadrat-Unternehmenssprecherin Angela Schmidt eine Empfehlung Apschners.
Durch den Gehirnumbau können Pubertierende mögliche Risiken ihrer Handlungen nicht abschätzen. Schlimmer noch, sie haben keine Impulsregulation, erleben Gefühle extrem intensiv. Das führt etwa bei schlechten Noten oder einer Trennung vom Partner zu Selbstmordgedanken und in manchen Fällen leider auch weiter.
Geduld haben, Freude vermitteln
Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Faktoren, die Pubertierenden das Leben schwer machen, wie im LernQuadrat-Vortrag aufgezeigt wurde. So geht die Fähigkeit, längerfristig zu planen, in dieser Zeit zum Teil verloren, Stress und Überforderung sind die Folge. Zudem mangelt es am Glückshormon Dopamin, die Sinne werden stumpf, der Antrieb geht verloren. Kompensation durch extra laute Musik oder stark gewürztes Essen stößt auf Unverständnis bei den Eltern, Auseinandersetzungen sind vorprogrammiert.
„Auch in Sachen Schule ist bei den Eltern viel Einfühlungsvermögen während der Pubertät ihrer Kinder gefragt“, vermerkt Schmidt. Gefragt ist positives Denken. Statt Kritik an schlechten Schularbeits- und Testergebnissen in den Mittelpunkt zu rücken, sollte die intrinsische Lernfreude gerade in dieser Zeit durch Lob gefördert werden. Generell gelte es besonders in der Pubertät, die gesamten Begabungen und Fähigkeiten des Kindes zu unterstreichen und seine Rolle nicht auf die Lieferung brillanter Schulnoten zu reduzieren.
„Ein häufiger Fehler von Eltern ist es auch, sich selbst als Freund anstatt als Elternteil des Kindes zu sehen“, warnt Barbara Apschner. Vorsicht ist schließlich bei Sarkasmus geboten: Das abstrakte Denken des Jugendlichen ist blockiert, wodurch sarkastische Aussagen falsch aufgenommen werden können und es leicht zum Streit kommen kann.
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