Demokratischer Umgang miteinander ist immer und überall richtig.

Daniela Gruber-Pruner www.kinderfreunde.at
Bildung

„Demokratiebildung kann nicht früh genug beginnen“

demokratie kinder

Bei den Kinderfreunden zählt die Mitbestimmung zum Arbeitsprinzip. Für Daniela Gruber-Pruner, Bundesrätin und Leiterin des politischpädagogischen Büros der Kinderfreunde, stellt die Demokratiebildung deshalb ein ganz zentrales Element der Erziehung dar.

Sie haben schon öfter betont, dass Demokratie erlernt werden muss. Wann ist dafür der richtige Zeitpunkt und wie sollte das im Idealfall vonstatten gehen?
Die Aussage „Die Demokratie ist die einzige Staatsform, die gelernt werden muss“ stammt vom deutschen Philosophen Oskar Negt. Ich bin überzeugt davon, dass ein demokratischer Umgang miteinander immer und überall richtig ist. Demokratie findet ja nicht nur in einem Rathaus oder Parlament statt, sondern überall in unserer Gesellschaft. Das, was dabei erlernt werden muss, ist im weitesten Sinne ein Dialog, ein gegenseitiges Respektieren, ein Abwägen von Interessen und Bedürfnissen, ein gemeinsames Gestalten. Deshalb kann Demokratiebildung nicht früh genug beginnen.

Glauben Sie, dass es heute wichtiger denn je ist, Kindern ein korrektes Demokratieverständnis zu vermitteln?
„Wichtiger denn je“ traue ich mich nicht, zu sagen. Ich nehme aber wahr, dass viele Menschen wenig Bewusstsein dafür haben, wie der Wohlstand unserer Gesellschaft zustande gekommen ist. Dass der nicht vom Himmel gefallen ist, sondern von vielen Demokraten gemeinsam entwickelt und erarbeitet wurde. Und dass sich das ändern kann, wenn wir nicht alle gemeinsam darauf aufpassen. Immer wieder wird bei Umfragen erhoben, dass sich viele Menschen nach einer „starken Hand“, nach dominanten Führungspersönlichkeiten sehnen – ja, Demokratie kann auch anstrengend und mühsam sein, aber es braucht das Bewusstsein und die Erkenntnis, dass es uns das wert sein sollte, damit vom gemeinsam erarbeiteten Wohlstand auch alle gemeinsam profitieren können.

Gehört hier auch dazu, dass Kinder ihre Rechte kennen sollten?
Absolut. In einer Demokratie wissen idealerweise alle Menschen, mit welchen Rechten sie ausgestattet sind, wie sie sich für deren Einhaltung gemeinsam einsetzen können, was aber auch ihr Anteil an der Demokratie und Gesellschaft sein muss. Nur zu warten, dass alle anderen sich um mich kümmern, wird nicht reichen. Kindern möglichst früh ihre Rechte begreifbar zu machen, ist auch ein gewisser Schutz für sie. Und sie erfahren, dass sie ein wertvoller Teil unserer Gesellschaft sind. Außerdem erkennen Kinder, die über ihre Rechte Bescheid wissen, dass jeder andere Mensch auch diese Rechte besitzt – das wirkt nachhaltig auf den Umgang miteinander.

Wie gut kennen Kinder in Österreich ihre Rechte?
Zum Glück immer besser, weil viele Organisationen und Einrichtungen inklusive Kindergarten und Schule sich damit befassen. Die Kinderfreunde etwa seit 110 Jahren. Insgesamt ist das aber bei Weitem noch nicht ausreichend. Aber diejenigen Pädagogen, die die Kinderrechte für ihre Arbeit entdeckt haben, sind begeistert und stecken damit andere an.

Welche Initiativen und Workshops bieten die Kinderfreunde zum Thema Demokratie an, und wie werden diese angenommen?
Demokratiebildung und Kinderrechtebildung sind ganz wichtige Inhalte unserer Arbeit. Mitbestimmung ist bei den Kinderfreunden Arbeitsprinzip. Mit unterschiedlichen Partnern setzen wir darüber hinaus auch größere Projekte um, etwa das VHS Kinderrechtejahr 2017 oder die Kinderfreunde-Kinderrechte-Festwochen im November. Kinder erfahren spielerisch und dem Alter entsprechend, dass sie Rechte haben, welche das im Wesentlichen sind und dass sich das gut anfühlt. Am Ende unserer Workshops sind sie Expertinnen und Experten ihrer Rechte und auch Botschafterinnen und Botschafter dieser Rechte. Sie ziehen dann mit der Aufgabe los, möglichst vielen Menschen von den Kinderrechten zu erzählen und gemeinsam gut darauf aufzupassen, dass es auch jedem Kind gut geht.

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