Der Umgang mit Geld im digitalen Raum
Weltspartag: Die zahlreichen Möglichkeiten, online zu bezahlen, machen es noch notwendiger, Kindern Grundsätzliches über Geld und Finanzen beizubringen.
Jedes Kind sollte, auch wenn es gesetzlich kein Anrecht darauf gibt, Taschengeld bekommen und auch relativ frei darüber verfügen können. Je älter Kinder werden, desto höher sollte das Taschengeld sein und desto freier auch der eigenverantwortliche Umgang damit. Dass immer mehr unserer täglichen Zahlungsvorgänge ohne Bargeld auskommen, hat viele Vor-, aber auch Nachteile – gerade für Kinder. Der größte Nachteil ist, dass es fast allen Menschen schwerer fällt, ohne Münzen und Scheine den Überblick zu bewahren. Es fällt leichter, ein Gefühl dafür zu behalten, um welche Summen es dabei geht, wenn man Bargeld abhebt und dann in Teilbeträgen ausgibt und sieht, was übrig ist, als wenn das Geld online oder auf anderem Weg digital unser Konto verlässt. Dies gilt noch mehr für Kinder, die erst ein Gefühl für die Summen bekommen müssen, und dafür, wie und wie viel Geld „verdient“ werden kann und wie viel manche Dinge im Vergleich dazu kosten. Auf der anderen Seite bietet die digitale Geldverwaltung einen besseren Gesamtüberblick und lässt sich nachvollziehen, gerade über längere Zeiträume. Und dank Apps und digitalen Einschränkungsmöglichkeiten haben auch Eltern einen besseren Ein- und Überblick. Wie sehr sie ihre Kinder überwachen wollen, ist ihnen dabei ganz selbst überlassen, wobei sie für Kinder unter 14 Jahren und alles, was über sogenannte Taschengeldgeschäfte hinausgeht, auch schlicht die Verantwortung tragen. Mit „Mein erstes Geld“ gibt es von der Österreichischen Nationalbank einen kurzen, übersichtlichen Taschengeldleitfaden mit grundsätzlichen Tipps für Eltern. Außerdem bietet die Nationalbank eine Menge an Unterrichtsmaterial zu Finanzthemen für verschiedene Schulstufen, mit dem engagierte Lehrer*innen und Pädagog*innen den Kindern Finanzbildung näherbringen können. Mit den neuesten Lehrplänen ist Finanzbildung endlich auch ein Teil der Schulbildung ab der Volksschule – etwas, das in Umfragen der Erste Bank bis zu drei Viertel der Österreicher*innen gewünscht haben.
Gratis-Games als potenzielles Kostenrisiko
Viel Wissen um die Praxis und gut umsetzbare Empfehlungen für den Umgang mit Finanzen und dem Internet hat die Initiative Saferinternet. Matthias Jax, Projektleiter bei Saferinternet.at, ist Experte auf den Gebieten Soziale Netzwerke, Datenschutz und digitale Kompetenzen und weiß, dass sich beim Thema online bezahlen in den letzten Jahren viel geändert hat: „Kinder und Jugendliche haben viele Möglichkeiten, online Geld auszugeben. Eine große Rolle spielen dabei Games. Während man früher ein Spiel gekauft hat und dieses dann gespielt hat, gibt es heute immer öfter das sogenannte Free-to-Play-Modell, bei dem der Einstieg in das Spiel gratis ist, dann aber häufig in den Spielen mit diversen Kaufangeboten etwa für virtuelle Währung oder Gegenstände gelockt wird. Mitunter werden diese auf dem Handy über die Handyrechnung bezahlt – was dazu führt, dass man besonders leicht den Überblick verliert. Ist diese Funktion nicht deaktiviert, erleben manche Eltern eine böse Überraschung.“ Ein Risiko für Kinder besteht schlicht darin, dass sie laufend mit kleineren Angeboten überschüttet werden. Teilweise kann man auch Gegenstände erwerben, die einen Vorteil im Spiel bieten. Pay-to-win nennt man dieses besonders verlockende Angebot. Viele Experten empfehlen Eltern, lieber Spiele zu kaufen, weil dies das Risiko verringert, dass Kinder mit der Werbung, die sie sehen, die Spiele finanzieren und permanent Kaufreizen ausgesetzt sind.**
Jugendschutzeinstellungen nutzen!
Matthias Jax empfiehlt Eltern, ihre Kinder auf diesem Weg zu begleiten, mit ihnen gemeinsam zu spielen und zu kontrollieren, was angeboten wird. Und es sollte über Geld, Finanzen und auch Onlineangebote gesprochen werden. Die Möglichkeit, Käufe über die Handyrechnung zu deaktivieren, bieten viele Handys und Netzbetreiber. Die klassischen Jugendschutzeinstellungen der Hersteller oder auch Google Family für Android und Bildschirmzeit von Apple bieten Möglichkeiten zur Einschränkung von Funktionen, etwa auch das Bezahlen betreffend, die genutzt werden sollten. Sowohl für Konsolen als auch Handys können Eltern für ihre Kinder Gutscheine und Wertkarten kaufen oder selbst in den Spielen limitiert digitale Währung kaufen. Mit diesen können die Kinder heute – wie früher Schokolade oder Kaugummies – ihr Taschengeld für Kleinigkeiten nach eigenem Gutdünken ausgeben. Bezahlservices wie Apple Pay und Google Pay für Online-Zahlungen oder auch das Bezahlen mittels Handy vor Ort sind prinzipiell frühestens ab einem Alter von 14 Jahren erlaubt.
Finanzbildung in der Anwendung
Banken bieten heute nicht nur Jugendkontos und Sparoptionen für Kinder und Jugendliche, sondern auch Online-Banking und Apps. Dieses Jahr hat Raiffeisen Niederösterreich-Wien eine innovative Banking-App für Sieben bis 14-Jährige auf den Markt gebracht. „Unsere Raiffeisen JUNIOR App bietet sowohl Kindern als auch Erziehungsberechtigten einen echten Mehrwert. Frühzeitig soll damit der selbstständige Umgang mit Finanzen vermittelt werden“, berichtet Gerald Steindl, Digital Channel Experience in der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien. „Mit festgelegten Sparzielen lernen Kinder und Jugendliche früh einen sorgsamen Umgang mit Geld. Integrierbar sind das Sumsikonto, das Taschengeldkonto sowie Sparkonten“. Das intuitive Design der Raiffeisen JUNIOR App setzt auf kinderleichte Bedienung und Gamification, beispielsweise mit der Aufgabenfunktion, um das Thema Finanzen spielerisch erlernbar zu machen. Sei es für den Abwasch, die Hausaufgaben oder eine gute Note: Die JUNIOR App will mit diesen Zielen zur Motivation beitragen und für klare Verhältnisse im Alltag sorgen. Im Rahmen der mit den Eltern vereinbarten Grenzen kann im Einzelhandel an NFC-fähigen Kassen bezahlt werden. „Um diesen Vorgang zu erleichtern, erhalten Raiffeisen JUNIOR Kund*innen in Zukunft mit einem eigenen Armband die Möglichkeit, ihr Taschengeld direkt am Handgelenk zu tragen und an NFC-fähigen Kassen zu bezahlen. Dies natürlich nur im Rahmen der vorher mit den Eltern vereinbarten Grenzen“, so Victoria Blumauer- Hiessl, Digital Channel Experience. Außerdem können Kinder und Jugendliche Anfragen für Taschengeld an die Eltern senden oder Geld für beispielsweise einen Kinobesuch anfordern. Die Erziehungsberechtigten haben in ihrer Version der Raiffeisen JUNIOR App zu jeder Zeit Einblick in die Finanzen der Kinder und geben auch jede Überweisung einzeln frei. Beim Erscheinungsbild gibt es die Möglichkeit, dieses nach eigenen Wünschen zu personalisieren. Nicht nur können unterschiedliche Farben ausgewählt werden, sondern auch verschiedene Avatar- und Aufgabenbilder genutzt werden. Selbstverständlich ist die JUNIOR App möglichst barrierefrei gestaltet.
Digitale Anwendungen werden auch im Finanzbereich und für Kinder ständig erweitert. Sie bieten Risiken, aber auch Möglichkeiten. Wie immer liegt es am Engagement der Eltern, wie diese genutzt werden. Mögen sich Aufwand und Nutzen dabei die Waage halten.
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