Gesundheit

Die Sache mit dem Sprechen

Kinder lernen das Sprechen und die Aussprache in unterschiedlichem Tempo. Nicht jede Auffälligkeit ist dabei eine Verzögerung der Sprachentwicklung. Eltern sollten trotzdem achtsam sein. In vielen Fällen ist der Gang zum Logopäden sinnvoll.

Es ist faszinierend, welch große Leistungen Kinder in ihren ersten Lebensjahren vollbringen. Eine davon ist das Erlernen der Sprache und des Sprechens. Dies geschieht meist ganz von selbst und wie nebenbei. Vor allem dann, wenn im Elternhaus viel gesprochen wird, ein aufmerksamer Austausch mit dem Kind auf seinem Sprachniveau stattfindet und es Bücher und Geschichten gibt. Dabei lernt jedes Kind in seinem eigenen Tempo und gewisse Verzögerungen und eine undeutliche Aussprache, sind dabei völlig normal. Niemand muss sich Sorgen machen, wenn das Kind anfangs „Nane“ statt „Banane“ sagt, oder es einige Laute noch nicht sauber bilden kann. „Es gibt allerdings gewisse Altersstufen, in denen sich bestimmte Dinge entwickeln sollten“, sagt Logopädin und Elementarpädagogin Stefanie Plank. „Finden diese Entwicklungen nicht ausreichend statt, spricht man zunächst von einer Sprachentwicklungsverzögerung und im weiteren Fall von einer Sprachentwicklungsstörung,“, so die Expertin. Eltern haben meist ein gutes Gespür für die Fortschritte der Kinder. Es empfiehlt sich daher bei Verunsicherungen und Unklarheiten das Gespräch mit dem Kindergarten, der Schule oder direkt mit dem Logopäden zu suchen.

Die Logopädie: ein weites Feld

Sprachentwicklungsverzögerungen können in vielen unterschiedlichen Formen auftreten. „In der Logopädie werden dabei vier Bereiche unterschieden“, so Stefanie Plank. Zunächst im phonetisch-phonologischen Bereich. Hierunter fallen Auffälligkeiten, die mit der Lautbildung und dem Hören in Zusammenhang stehen. Oft fällt es den Kinder schwer, die Buchstaben T, G, und K auseinanderzuhalten und zu bilden. Manchmal können sie den Unterschied auch nicht hören. Auch das Lispeln fällt in diese Kategorie. Weiters treten Auffälligkeiten oft im sogenannten morphologisch-syntaktischen Bereich auf. Hierunter fallen Schwierigkeiten, Wörter grammatikalisch richtig abzuwandeln und im Satzbau zu verändern. Kindern, die Probleme im sogenannten pragmatisch-kommunikativen Bereich haben, fällt es oft schwer Ironie als solche zu erkennen oder im Gespräch bestimmte Regeln zu befolgen. Wie zum Beispiel das Anschauen, Ausreden lassen und Zuhören. Und zuletzt können auch Störungen im lexikalisch-semantischen Bereich auftreten. Hier fällt es Kindern schwer in Kategorien zu denken, bestimmte Wörter abzurufen oder sie neigen dazu, ein Wort durch ein inhaltlich ähnliches Wort zu ersetzen. Zum Beispiel, sagen sie „Stuhl“ statt „Tisch“.

Ein wesentlicher Faktor bei der Sprachentwicklung ist das Hören. Hier sollte bei Auffälligkeiten jedenfalls eine Abklärung erfolgen.

Stefanie Plank, Logopädin und Elementarpädagogin, BSc

Zitatzeichen

Die Rolle des „Hörens“

In manchen Fällen liegen den Sprachentwicklungsverzögerungen Probleme mit dem Hören zugrunde. „Dabei verstehen wir das Hören nicht nur als rein mechanischen Vorgang, sondern beziehen auch unser Wissen der Psychoakkustik mit ein“, so Stefanie Plank. Diese untersucht die Zusammenhänge zwischen den auf das Gehör des Menschen einwirkenden akustischen Reizen und den daraus resultierenden Empfindungen und Wahrnehmungen.

Logopädie als ganzheitliche Arbeit

So wie man das Hören nicht vom Spracherwerb trennen kann, kann das Sprechen auch vom restlichen Körper nicht getrennt betrachtet werden. Die Logopädie ist eine ganzheitliche Arbeit“, erzählt Stefanie Plank. So ist etwa das Verbessern der Aussprache durch ein gezieltes Muskeltraining zu erreichen. Spüren sich Kinder allerdings nur schwer und weisen einen generell schwachen Körpertonus auf, dann muss bereits früher angesetzt werden. Hier stellen wir zuerst einen guten Bodenkontakt her. Oder wir wenden bei größeren Problemstellungen Ganzkörpermethoden an, wie zum Beispiel die Padovan-Methode. Diese basiert darauf, bestimmte Bewegungsabläufe der kindlichen Entwicklung, wie Liegen, Krabbeln und Rotationen durchzugehen. „Dabei spreche ich dem Kind Reimlieder vor“, erzählt Stefanie Plank. „Die Kombination von Bewegung, Rhythmus und Überkreuzbewegungen regt die Gehirnentwicklung und die Vernetzung der beiden Gehirnhälften an.“

Spielerische Zugänge

„Wenn wir mit den Kindern in der Therapie spielen, dann handelt es sich hierbei natürlich um gelenkte, therapeutische Spiele, als Methoden der Logopädie“, so Stefanie Plank. Dem Spielen sei generell eine hohe Bedeutung in der Sprachentwicklung beizumessen. Die bekannte Logopädin Barbara Zollinger entwickelte etwa eine Methode für Kinder, die nur sehr verzögert mit dem Sprechen beginnen. Das Kind wird dabei unterstützt, über Gegenstände mit seiner Umwelt in Beziehung zu treten. Es wird animiert, Erfahrungen mitzuteilen und so die Funktion der Sprache zu entdecken. Viele Kinder mit Sprachentwicklungsverzögerungen können noch nicht oder nur sehr eingeschränkt symbolisch spielen, z.B. eine Puppe mit Fantasiespeisen füttern oder eine vorgestellte Verletzung verarzten. Dieses „so tun als ob “- Spiel ist aber essentiell für die Sprachentwicklung, da es sich bei der Sprache ebenfalls um ein Symbolsystem handelt.

Was Eltern tun können

„Gelassen bleiben“, rät Stefanie Plank. Je ruhiger die Eltern mit Problemen umgehen, desto weniger belastend sind sie für das Kind. Es ist wichtig, die Übungen auch Zuhause durchzuführen. Dafür sei es aber besser, gezielte Zeiten auszumachen, anstatt das Kind ständig auszubessern. Generell ist das richtige Wiederholen dem Ausbessern vorzuziehen. Aber auch das soll gut dosiert werden, damit dem Kind die Freude am spontanen Sprechen nicht genommen wird.

Gelerntes Zuhause festigen

Förderung. In der Logopädiestunde lernen die Kinder Methoden kennen, um zum flüssigen Sprechen und zur richtigen Aussprache zu kommen. Die neuen Gewohnheiten müssen Zuhause gefestigt werden. Geschieht dies spielerisch und ohne Druck, gelingt der Transfer des Gelernten in die Spontansprache am Besten.

INFOS, LITERATUR UND WEITERFÜHRENDE LINKS

Barbara Zollinger:Sprachentwicklungsstörungen. Grundlagen, Diagnostik und Therapie“,
Urban & Fischer Verlag

Roland Pauli: Ropana-Methode gegen das Stottern.
www.ropana.de

LogopädInnen in Österreich
www.logopaeden.at

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