ECOPOLIS – Jugendliche entdecken die urbane Klimapolitik
Mit dem Linzer Bildungsprojekt ECOPOLIS entdecken Jugendliche mit digitalen Lernszenarien dieHerausforderungen in der urbanen Klimapolitik.
Das ECOPOLIS-Projekt dient dazu, die Kommunikation zwischen politischen Vertreter*innen und der Zielgruppe der 14- bis 16-Jährigen durch eine Online-Plattform zu eruieren. Die zu entwickelnde Online-Plattform kombiniert spielerische Lernszenarien mit Features zur Meinungsäußerung. Eine Besonderheit stellen reale Workshops als Kommunikations- und Partizipationsmodell zwischen lokalen politischen Entscheidungsträger*innen und jungen, bald wahlberechtigten Menschen auf dieser Plattform dar. Ein weiteres Ziel des innovativen Projekts ist die Förderung des Interesses junger Menschen an der lokalen Klimapolitik und dem politischen Prozess bzw. der Teilhabe daran. Gleichzeitig erfährt die Stadtpolitik durch den Austausch mit der Zielgruppe deren Meinungen und Zukunftsvorstellungen für eine ideale und lebenswerte Klimastadt.
Stadt Linz kooperiert mit der FH Oberösterreich und der Johannes-Kepler-Universität
Die Projektleitung liegt bei der Forschungsgruppe „Playful Interactive Environments“ von der FH Oberösterreich in Zusammenarbeit mit der Johannes-Kepler-Universität Linz, School of Education, Abteilung MINT Didaktik/Physik und der Klimastabsstelle, Büro Stadtregierung seitens der Stadt Linz. Das Projektkonsortium wird fachlich zusätzlich von SORA Institute for Social Research and Consulting in Wien unterstützt. Die Laufzeit des Klimabildungsprojekts beträgt zwei Jahre und soll 2024 abgeschlossen sein.
„Die Zielgruppe dieses Projektes bilden jene Bürger*innen, die am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sein werden. Daher zeigt es sich unumgänglich, auch viele Stimmen aus der Bevölkerung zu hören. Denn dadurch können wir ein gutes Zusammenspiel von Politik, Wissenschaft und Bür-ger*innen gewährleisten. Damit einhergehend ergeben sich konkrete und adäquate Lösungen“, ist Bürgermeister Klaus Luger überzeugt.
„In unseren Planungen für die zukünftige Stadtentwicklung in Linz spielt Nachhaltigkeit bereits eine enorm wichtige Rolle und gewinnt auch immer mehr an Bedeutung. Den Nutzen daraus sollen und werden vor allem die jüngeren Generationen an Linzer*innen ziehen. Wir unterstützen als Stadt das Projekt Ecopolis, weil wir dadurch bereits Feedback wie auch Input von ihnen erhalten können, sodass mit einem Ausbau des Klimaschutzes auch eine Steigerung der Lebensqualität einhergeht“, führt Stadtrat Dietmar Prammer aus.
„Das Projekt verknüpft Wissenschaft mit der Praxis und ist insofern innovativ, als es bei Jugendlichen das Verständnis von Entscheidungen in der kommunalen Klimapolitik erhöht und deren Demokratiekompetenzen fördert. Entscheidungsträger*innen lernen wiederum die Zielgruppe der 14-16-Jährigen und deren Einstellungen zu Klimapolitik noch detaillierter kennen. Das Projektvorhaben wirkt also in zwei Richtungen“, sagt Stadtklimakoordinator Oliver Schrot, PhD.
„Digitale Spiele sind nicht nur für die interaktive, inhaltliche Vermittlung spannend, sondern sind durchaus auch als Interventionsmethode nutzbar. So möchten wir die Eignung von solchen Spielen für die eigene Selbstreflexion in Bezug auf Klimaentscheidungen untersuchen.“ erklärt Projektleiter Jeremiah Diephuis, MA.
„Naturwissenschaften, insbesondere Physik und Chemie, erklären viele Vorgänge rund um Klima und Klimawandel. Spannend am Projekt ist, dass es ermöglicht, naturwissenschaftliche Themen mit der Lebensrealität der Jugendlichen zu verknüpfen und ihnen dabei Hintergrundwissen für fundierte Diskussionen vermittelt. Gerade der Ansatz, bereits Kinder und Jugendliche für MINT-Fächer zu begeistern, liegt der JKU sehr am Herzen und wird mit vielen Projekten gefördert“, ergänzt Assoz.Prof.in DIin Dr.in Ingrid Graz.
Es fehlt an Kommunikationskanälen zwischen Jugendlichen und Politiker*innen
Die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels trugen in den vergangenen Jahren dazu bei, insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene zu mobilisieren, konsequentere Maßnahmen seitens der politischen Vertreter*innen zu fordern. Obwohl Protestbewegungen wie Fridays for Future zweifellos lokale, nationale und sogar internationale Aufmerksamkeit erregen, zeigen sie auch deutlich den Mangel an adäquaten Kommunikationskanälen zwischen Politiker*innen und jüngeren Bürger*innen. Oftmals handelt es sich hierbei um Bürger*innen, die derzeit noch nicht wählen können, dies aber bald tun werden. So kommt es, dass sich die kommende Generation von Wähler*innen, die noch direkter vom Klimawandel als heutige Generationen betroffen sein wird, oftmals nicht angemessen vertreten fühlt. Gleichzeitig sind sich die politischen Vertreter*innen nicht immer über die Sorgen, Ideen und Einstellungen ihrer künftigen Wähler*innen in Bezug auf die Klimapolitik und Nachhaltigkeit vollkommen bewusst.
Interaktive Inhalte für den Schulunterricht sollen entwickelt werden
Um dieses Dilemma aufzulösen, soll im Rahmen des ACRP-Projekts ECOPOLIS untersucht werden, wie die Kommunikation zwischen politischen Vertreter*innen, Entscheidungsträger*innen und Schüler*innen im Alter von 14 bis 16 Jahren durch eine Online-Plattform erleichtert werden kann. Diese Plattform bietet sowohl spielbasierte Lernszenarien als auch Meinungsäußerungsfunktionen. Weiter besteht das Ziel darin, interaktive Inhalte anzubieten, die leicht im Unterricht eingesetzt werden können. Ebenso soll dadurch ein besseres Verständnis der wissenschaftlichen Aspekte des menschengemachten Klimawandels und dessen Bewältigung gefördert werden, aber auch Informationen über die aktuelle und zukünftige Klimapolitik in der lokalen politischen Gemeinschaft zugänglich gemacht werden. Darüber hinaus werden allgemeine Informationen über die Zielgruppe, wie z. B. deren Wissen über politische Prozesse, der Klimaforschung eruiert und allgemeine Einstellungen sollen über integrierte Quizfragen und Fragebögen erhoben werden. Somit zeigt sich ECOPOLIS als ein nützliches Werkzeug für politische Vertreter*innen, das sowohl für Informations- als auch für Umfragezwecke eingesetzt werden kann. Dieses Kommunikationsinstrument zwischen Kommunalpolitiker*innen und Jugendlichen soll den klimapolitischen Diskurs in der Stadt Linz fördern. Workshop-Situationen ermöglichen reale Begegnungen und intensive Gespräche.
Das soll mit dem Projekt ECPOLIS erreicht werden:
- Entwicklung von transdisziplinären Bildungsmaterialien, die klimarelevante Wissenschaft, politische Bildung und bürgerschaftliches Engagement verbinden
- Entwicklung digitaler, interaktiver, spielbasierter Inhalte für den Einsatz im schulischen Umfeld
- Klimabildungs-Settings mit lokalem/regionalem Fokus, gestützt auf realen Daten und unter Berücksichtigung der persönlichen Relevanz der Zielgruppe
- Erhebung relevanter Daten zu Erwartungen, Einstellungen und Wissen der Zielgruppe
- Schaffen von Interesse und konstruktiver Beteiligung am politischen Prozess
Thematisch liegt der Schwerpunkt des Klimabildungsprojekts ECOPOLIS auf der Entwicklung von lebensweltbezogenen sozioökonomischen Narrativen zur Klimatransformation in urbanen Räumen bzw. Städten wie Linz. Vorläufig wurden vier Szenarien für die Narrative definiert, die sich jedoch in der ersten Projektphase noch leicht ändern können:
- Temperaturstress und Hitze im städtischen Gebiet
- Unwetterereignisse wie Starkregen, Hagel und Überschwemmungen und deren Schäden an der städtischen Infrastruktur
- Energieverbrauch in den Bereichen Wohnen und Verkehr
- klimafreundlicher Konsum und nachhaltiger Lebensstil
Die klimabezogenen Narrative werden auch im Hinblick auf die Anwendbarkeit und die zeitliche Abstimmung mit den Lehrplänen der Schulen bewertet, wobei ein gewisses Maß an Vorbereitung und Flexibilität auf beiden Seiten erforderlich sein kann.
Linzer Schulen können sich jetzt bewerben
Sobald die klimapolitischen und MINT-bezogenen Inhalte festgelegt und die vier Narrative definiert sind, werden weitere Co-Creation-Workshops durchgeführt werden, um diese Inhalte in interaktive, spielbasierte Module zu verwandeln. Eine umfangreiche Umfrage zu spielbasierten und allgemein gültigen Richtlinien für die Gestaltung von Spielen werden in diese Co-Creation-Aktivitäten einfließen, die in einer Reihe von analogen Prototypen gipfeln, die mit Mitgliedern der Zielgruppe getestet werden. Das Feedback aus diesen Tests wird genutzt, um funktionale digitale Prototypen für die spätere Verwendung in der Online-Plattform zu entwickeln.
Das Projektvorhaben wird in Zusammenarbeit mit sechs ausgewählten Linzer Partnerschulen durchgeführt. Um das Projekt noch stärker in der städtischen Bildungslandschaft zu verankern, können sich weitere Schulen in Linz bei Interesse unter der E-Mail-Adresse info@ecopolis.at melden.
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