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„Eine Corona-Schutzimpfung hat keinen Einfluss auf die Fertilität“

Evelyn Düsing, ärztliche Leiterin des IVF- und Kinderwunschinstituts Prof. Dr. Tews in Wels, und Laborleiterin Christine Stieger über die „Ein Kind-Politik“ bei geplanten Schwangerschaften und die Auswirkungen der Corona-Schutzimpfung auf Mutter und Kind.

Viele jüngere Frauen verweigern die Corona-Schutzimpfung aus Angst, unfruchtbar zu werden. Bedroht die Impfung tatsächlich die Fertilität?

Christine Stieger: Die Corona-Schutzimpfung hat keinen Einfluss auf die Fertitlität und sie stellt keine Gesundheitsgefährdung dar. Es kann eventuell zu einer kurzfristigen Verschiebung des Zyklus kommen, wie nach jeder anderen Impfung oder Infektion auch.

Evelyn Düsing: Das Gegenteil ist der Fall. Wenn Frauen ungeimpft während der Schwangerschaft eine Coronainfektion erleiden, dann kann das für sie lebensgefährliche Auswirkungen haben, die vielfach zu Fehlgeburten führen oder zu einem zum Schutz des Lebens der Mutter notwendigen Abbruch der Schwangerschaft führen kann.

Wann sollten sich Frauen vor einer geplanten Schwangerschaft gegen Corona impfen lassen?

Stieger: Empfehlenswert ist eine Impfung bei Kinderwunsch. Nach der zweiten Teilimpfung sollten die Frauen einen Zyklus abwarten, um mögliche Impfreaktionen, wie Fieber, auskuriert zu haben. Wenn hier nichts Negatives eingetreten ist, steht einer künstlichen Befruchtung mit vorhergehender hormoneller Behandlung nichts im Wege.

Düsing: Ist die Schwangerschaft bereits im Laufen, dann sollte erst nach der 12. Schwangerschaftswoche gegen Corona geimpft werden. Eine Ausnahme bilden Risikopatientinnen, etwa Frauen, die an Diabetes leiden, da sollte sofort geimpft werden.

Was bedeutet eine Corona-Schutzimpfung für das ungeborene Kind?

Düsing: Das Kind ist durch die Impfung der Mutter mitgeschützt. Ist die Mutter ungeimpft, kann sein Leben im Fall einer Coronainfektion bedroht sein. Wir versuchen daher Frauen schon beim Erstgespräch die Angst vor der Corona-Schutzimpfung zu nehmen.

„Eine Corona-Schutzimpfung hat keinen Einfluss auf die Fertilität.“

Mag. Christine Stieger

Laborleitung und Mitglied der Geschäftsführung des IVFund Kinderwunsch Instituts Prof. Dr. Tews in Wels

Bei der künstlichen Befruchtung hat es in den letzten Jahren einen Paradigmenwechsel gegeben. Es werden heute nicht mehr automatisch mehrere Embryonen in die Gebärmutter eingesetzt, sondern wenn möglich nur mehr einer. Was war der Grund für diesen neuen Ansatz in der Behandlung?

Düsing: Frauen sind für ein Kind geschaffen. Zwillings- oder Mehrlingsschwangerschaften sind für Mutter und Kinder anstrengender und gefährlicher. Unsere Intensivstationen sind voll mit Zwillingen und Drillingen, die als Frühgeburten intensivmedizinische Behandlungen benötigen. Diese Kinder haben ein großes Risiko, dauerhaft gesundheitlich beeinträchtigt zu sein.

Stieger: Eine erfolgreiche künstliche Befruchtung liegt nicht nur an der Befruchtung an sich, sondern auch an einer erfolgreichen Einnistung des Embryos in der Gebärmutter. Werden zwei Embryonen eingesetzt, wird deswegen die Chance nicht um das Doppelte, sondern lediglich um ca. 5% erhöht. Im Durchschnitt werden pro Versuch 8-10 Eizellen gewonnen, von denen sich 4-5 erfolgreich bis ins Blastozystenstadium entwickeln. Daher muss mit den Embryonen sehr sorgsam umgegangen werden.

Akzeptieren betroffene Frauen das Einpflanzen von nur einem Embryo?

Düsing: In der Regel akzeptieren sie es nach einem ausführlichen Beratungsgespräch. Dafür nehmen wir uns daher immer ausreichend Zeit. Wenn nach einer erfolgreichen Schwangerschaft der Wunsch nach einem zweiten Kind besteht, kann dieser ja mit einer weiteren In Vitro-Fertilisation befriedigt werden. Wir wollen den Frauen die meist stark ausgeprägten Ängste nehmen und ihr Selbstbewusstsein stärken.

„Eine Coronainfektion kann bei ungeimpften Schwangeren lebensbedrohend sein.“

Dr. Evelyn Düsing

Gynäkologin und ärztliche Leiterin des IVF- und Kinderwunsch Instituts Prof. Dr. Tews in Wels

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