Endlich Radfahren!
Kinder lieben es: das Gefühl von Freiheit, wenn sie kräftig in die Pedale treten, den Fahrtwind im Gesicht spüren und radeln, was das Zeug hält. Sobald sie das Fahren beherrschen, sind sie kaum zu bremsen.

Bis aus einem Fahrradanfänger jemand wird, der sich auch alleine im (Stadt-)Verkehr bewegen kann, bedarf es allerdings einiger Zwischenschritte – wie das Üben auf sicherem Gelände, das Erlernen wichtiger Verkehrsregeln und das gemeinsame Unterwegssein auf den Straßen mit Erwachsenen. Robert Fuchs von der Radfahrschule „Schulterblick“ gibt Tipps, wie das Radfahren-Lernen gelingt.
1. Viele Kinder sind vor dem Radfahren Lernen schon mit einem Laufrad flott unterwegs.
Das ist gut so und eine perfekte Vorbereitung aufs Radeln. „Auf dem Laufrad entwickeln Kinder ein gutes Gleichgewichtsgefühl, der Umstieg auf das Fahrrad ist dann nicht so schwierig“, sagt Robert Fuchs. Stützräder hingegen empfiehlt Fuchs nicht. Damit gewöhnt sich das Kind daran, sich nach links oder rechts zu lehnen, ohne zu fallen. Etwas, was beim Fahrradfahren nicht geht.
2. Ab welchem Alter sind Kinder bereit, Fahrradfahren zu lernen?
Darauf gibt es keine allgemein gültige Antwort. Manche steigen schon mit drei oder vier Jahren vom Laufrad aufs Fahrrad um, andere brauchen länger. Nur kein Stress, wenn das Kind mit fünf oder sechs Jahren noch nicht fahren kann! „Kinder sind oft motiviert, wenn sie im Freundeskreis andere radeln sehen“, sagt Fuchs. „Man kann es aber auch einfach so ausprobieren und merkt recht schnell, ob das Kind sich darauf einlässt.“
3. Damit sich Kinder nicht unnötig beim Radeln plagen, braucht es das richtige Fahrrad.
Das soll auf keinen Fall zu groß sein. Robert Fuchs: „Eltern neigen dazu, ein großes Rad zu kaufen, weil das Kind so schnell wächst. Fürs Lernen ist das aber schlecht, denn das Kind soll jederzeit mit beiden Fußsohlen auf dem Boden stehen können. Besser als ein zu großes ist am Anfang sogar ein Fahrrad, das ein wenig zu klein ist.“ Leicht soll es außerdem sein, das erste Fahrrad, damit das Kind es gut halten kann, wenn es auf die Seite kippt.
4. Die Reihenfolge beim Lernen ist anders als später beim routinierten Fahren:
Zuerst übt das Kind zu bremsen und die Füße sicher auf den Boden zu stellen. Dann kommt die Balance halten hinzu. „Dazu hält der Erwachsene beim Fahren das Rad am Lenker und zugleich das Kind am Rücken. Nach und nach entwickelt das Kind ein Gefühl fürs Lenken und Ausbalancieren bis zu dem Moment, in dem es die letzten Meter vor dem Stehenbleiben vollkommen eigenständig bewältigen kann“, erklärt Fuchs. Erst am Schluss lernt das Kind, selbst loszufahren. Am besten auf einer etwas abschüssigen Bahn.
5. Der perfekte Ort zum Üben ist nicht immer leicht zu finden.
„Eben sollte er sein, mit viel Platz und wenig Hindernissen. Ein nicht genutzter Parkplatz am Wochenende ist eine Möglichkeit. Aber auch wenn Fußgänger queren oder vereinzelt Autos vorbeifahren, hat das Vorteile“, sagt Fuchs. „Das Kind gewöhnt sich so von Anfang an daran, zu schauen, ob der Weg frei ist.“

„Auf dem Laufrad entwickeln Kinder ein gutes Gleichgewichtsgefühl, der Umstieg auf das Fahrrad ist dann nicht so schwierig.“
Robert Fuchs,
Radfahrschule Schulterblick
6. Für Kinder ist es meist ein Riesenerlebnis,
wenn sie endlich das Radfahren beherrschen und sie probieren sofort alles Mögliche aus: Kurven fahren, schneller oder langsamer radeln, bremsen und wieder los düsen. Erwachsene müssen sich also kein aufwendiges Übungsprogramm ausdenken. Was sie unbedingt üben sollten, bevor sie die Kinder mit auf die Straße nehmen: in der Spur fahren. „Das ist im Verkehrsraum von grundlegender Bedeutung“, sagt Fuchs.
7. Erst Kinder ab acht Jahren sollten von Erwachsenen mit in den normalen Straßenverkehr genommen werden.
„Wir beobachten, dass die Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit bei jüngeren Kindern noch nicht so ausgeprägt sind“, betont Robert Fuchs. Ein Sechsjähriger schert vielleicht aus, wenn er unbedingt durch die Wasserlacke fahren möchte – das kann auf der Straße gefährlich werden. „Wenn doch jüngere Kinder mitkommen, dann nicht zu lange und vorzugsweise auf Strecken, die sie gut kennen.“
8. Auf der Straße, vor allem in der Stadt, fährt das Kind hinter dem Erwachsenen.
„Ein Kind, das vorfährt, sieht man zwar besser. Eltern täuschen sich aber, wenn sie meinen, sie können ihr Kind von hinten jederzeit gut akustisch erreichen. Außerdem sind Kinder mit vielen Situationen im Straßenverkehr noch überfordert“, sagt Fuchs. Ideal ist ein Rückspiegel am eigenen Fahrrad, um das Kind hinten sehen zu können. Auch wichtig: gemütliches Tempo.
9. Im Straßenverkehr ständig zur Vorsicht zu ermahnen, ist kontraproduktiv.
„Das Kind soll nicht nur passiv aufpassen, sondern lernen, Begegnungen mit den anderen Verkehrsteilnehmern aktiv zu gestalten. Also klar anzeigen können, was es vorhat und erkennen, was die anderen vorhaben“, sagt Robert Fuchs.
10. Irgendwann steht dann das Fahren ohne einen Erwachsenen an.
Das will vorbereitet sein. „Am besten mit einer Strecke beginnen, die man immer wieder fährt, zum Beispiel mit dem Schulweg. Das Kind kann abschnittsweise alleine vorfahren, bis es irgendwann ganz alleine fährt“, empfiehlt Robert Fuchs. Ohne Fahrradprüfung dürfen Kinder ab 12 Jahren ohne Begleitung mit dem Fahrrad unterwegs sein. Mit Fahrradprüfung ab zehn Jahren. Noch etwas Wichtiges zum Schluss: Auf den Helm nicht vergessen! Der bietet einen zusätzlichen Schutz und ist bei Kindern bis zum 12. Lebensjahr Pflicht.