Finanziell gut gepolstert ins Erwachsenenleben
Wer Geld für sein Kind sparen möchte, hat die Qual der Wahl: Sparkonto, Bausparer, investieren auf dem Aktienmarkt? Die Entscheidung hängt unter anderem von der persönlichen Risikobereitschaft, dem eigenen Finanzwissen und dem Anlagehorizont ab.
Mit einem kleinen oder größeren Finanzpolster startet es sich leichter ins Erwachsenenleben – das denken viele Eltern und Großeltern und legen für ihre Kinder und Enkel regelmäßig Geld auf die Seite. Bis zum achtzehnten Geburtstag des Kindes kann so eine schöne Summe zusammen kommen, mit der Führerschein, Kosten für die Ausbildung oder die Einrichtung für die erste eigene Wohnung zumindest zum Teil bezahlt werden können.
„Langes Sparen zahlt sich auf jeden Fall aus“, sagt Gabi Kreindl, Expertin für Finanzdienstleistungen vom Verein für Konsumenteninformation. „Denn selbst wenn man nur kleine Beträge regelmäßig weglegt, summiert sich das über die Jahre. Je länger der Zeitraum ist, umso besser.“ Kreindl empfiehlt aber, sich gut zu überlegen, in welcher Form man Geld für den Nachwuchs anlegt. Vom Sparkonto bis zur Anlage auf dem Aktienmarkt sei alles möglich – die persönliche Risikobereitschaft, das eigene Finanzwissen und der Anlagehorizont seien letztlich ausschlaggebend für die Wahl des Anlageprodukts.
„Selbst wenn man nur kleinere Beträge für die Kinder monatlich weglegt, summiert sich das über die Jahre.“
Gabi Kreindl,
Verein für Konsumenteninformation
Sparkonto, Bausparer oder Fonds?
Im Beliebtheitsranking der Österreicher ganz vorne sind nach wie vor Sparkonten und Bausparverträge, obwohl keine der beiden Sparformen nennenswerte Zinsen bringen. „Viele Großeltern wählen den Bausparer für ihre Enkelkinder wegen der staatlichen Förderung. Oft wird nach Ablauf des einen Bausparvertrages gleich der nächste abgeschlossen. Bausparer sind aber im Vergleich mit dem Sparkonto, was die Rendite betrifft, nicht viel besser.“ Geld, das risikoarm auf konservativen Produkten wie Sparkonto oder Bausparer angelegt wird, vermehrt sich durch den Zinseszinseffekt also kaum und verliert durch die Inflation im Laufe der Jahre und Jahrzehnte auch noch einiges an Kaufkraft. Eine Alternative zu konservativen Sparformen sind Fonds, bei denen es eine große Auswahl gibt, sagt Kreindl. „Bei den Fonds ist man schon ab 25 Euro monatlich dabei und kann, je nach Fonds, ein höheres oder niedrigeres Risiko eingehen.“ Wichtig sei, die Kosten und Gebühren des Fonds genau unter die Lupe zu nehmen und sich diesbezüglich im Vorfeld gut zu informieren.
„Für die Kinder sparen ist gut. Man sollte aber auch regelmäßig mit ihnen über Geld und Vermögensaufbau sprechen.“
Eva Brauckmann,
www.kinderleichtefinanzen.de
Produkte verstehen
Immer populärer werden ETFs (Exchange Traded Funds), passiv verwaltete Indexfonds, bei denen sich die Gebühren in Grenzen halten. Direkte Ansprechpersonen gibt es allerdings nicht. Man wählt den Fonds selbst aus und kauft zum Beispiel in Form eines automatischen Sparplans monatlich über eine Direktbank Anteile davon ein. Ob sich jemand eher für einen aktiv verwalteten Fonds oder für einen ETF entscheidet, sei unter anderem Typsache, meint Gabi Kreindl. „Manche möchten ein Gegenüber und lassen sich gern beraten. Das Um und Auf ist, dass man das Produkt, das man abschließt, auch wirklich versteht.“ Ebenfalls wichtig: Die eigene Risikobereitschaft einschätzen und überlegen, welcher Anlagetyp man ist. „Auch wenn man Produkte mit höherem Risiko wählt: Man sollte immer gut schlafen können.“
Eva Brauckmann, Mutter zweier Kinder, hat für sich und ihre Familie die passende Anlageform gefunden. Die in Bayern lebende Niederösterreicherin hat sich bereits vor mehreren Jahren für das Anlegen in ETFs entschieden. Auch für ihre Kinder wird monatlich ein ETF-Sparplan gefüttert – von den Großeltern. „Natürlich ist ein Risiko da, wenn man an der Börse investiert. Die Kurse können auch mal runter gehen wie wir es in der Coronakrise erlebt haben. Wenn man die Fondsanteile aber möglichst lange hält – 15 bis 18 Jahre, also bis die Kinder groß sind – und wenn man auf Diversifizierung achtet, macht so eine Anlageform durchaus Sinn.“
Kinder finanziell bilden
Anlage- und Sparformen – auch jene für die Kinder – sollten immer breit aufgestellt sein, sagt Gabi Kreindl. „Nicht alles auf ein Pferd setzen! Also nicht das gesamte Geld beispielsweise im Fonds anlegen, damit man – bei einer dringenden Anschaffung – nicht genau dann verkaufen muss, wenn die Kurse niedrig sind.“ Geld fürs Fahrrad oder die Sprachreise sollte ohne Verluste rasch verfügbar sein, Geld für die spätere Ausbildung kann hingegen auch langfristig veranlagt sein. Ein gewisses Maß an Flexibilität sei bei der Wahl der richtigen Anlageform von Vorteil, betont Kreindl. „Wir raten deshalb von klassischen Versicherungsprodukten ab. Diese haben oft hohe Kosten, wenig Ertrag und sind sehr starr, das heißt, wenn man sie kündigen will muss man hohe Abschläge bezahlen.“
Eva Brauckmann, die auf ihrem Blog (www.kinderleichtefinanzen.de) über Geldanlagen, Sparen und finanzielle Bildung schreibt, rät, für die eigenen Kinder nicht nur zu sparen, sondern mit ihnen auch über Geld und Vermögensaufbau zu sprechen. „Die Kinder lernen so zu überlegen, wofür sie Geld ausgeben möchten, dass es Spaß machen kann zu sparen und wie Geldanlegen funktioniert.“ Finanzielle Bildung sei schon im Kindesalter wichtig, damit die Kinder im Erwachsenenalter gut mit Geld umgehen können. Dass ihre Kinder über das für sie angesparte Geld mit achtzehn Jahren frei verfügen dürfen, ist für die zweifache Mutter selbstverständlich. „Ob sie es dann für den Führerschein oder für eine Weltreise ausgeben werden, können sie selbst entscheiden.“
Tipps fürs Geldanlegen für den Nachwuchs
Auch kleine, regelmäßige Sparbeträge lohnen sich. Wer zum Beispiel ab der Geburt bis zum 18. Geburtstag des Kindes monatlich 25 Euro spart, kommt – selbst ohne Zinsen – auf eine Summe von 5.400 Euro.
Egal für welches Anlageprodukt man sich entscheidet: Wichtig ist, zu verstehen, wie es funktioniert.
Vor dem Kauf eines Finanzprodukts unbedingt eine Übersicht über anfallende Gebühren und laufende Kosten einfordern und ausrechnen lassen, wie viel Ertrag die Investition wirklich bringt.
Wer sich über geeignete Anlageprodukte beraten lässt, sollte wissen, ob der Berater unabhängig ist oder bei Abschluss eines Produkts eine Provision erhält.
Ein thesaurierender Fonds kann von Vorteil sein, weil die Erträge bei thesaurierenden Fonds automatisch wieder angelegt werden.
Achtung: Sparpläne, die nicht auf den Namen des Kindes, sondern auf den eines Elternteiles laufen, würden im Todesfall des Inhabers in die Erbmasse fallen und damit unter Umständen nicht dem Kind, für das gespart wurde, zu Gute kommen.
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