Hausgemachte Wundermittel bei Erkältungskrankheiten
Warum man in der kalten Jahreszeit immer Zwiebel vorrätig und ein Suppenhuhn im Gefrierschrank haben sollte: „familiii“ stellt wirkungsvolle Hausmittel gegen Husten, Schnupfen und Co. vor.
Ein Spielplatz im Spätsommer, ein Wespenstich, ein brüllendes Kind – und ein Vater, der aus seinem Rucksack eine Zwiebel holt, sie aufschneidet und eine der Hälften auf den schmerzenden Insektenstich legt. Eine Zwiebel, erzählt er den erstaunten Eltern am Sandkistenrand, habe er für solche Fälle immer mit dabei. Die hemme nämlich die Schwellung und lindere den Juckreiz nach dem Stich. Vermutlich hat der umsichtige Papa auch daheim stets Zwiebeln parat. Und das nicht nur zum Kochen. Denn die Heilkräfte der Zwiebel wirken auch bei Erkältungskrankheiten. Wenn sich Kinder im Herbst und im Winter einen Infekt nach dem anderen einfangen, greifen viele Eltern gern zu diesem altbewährten, einfachen und wirkungsvollen Mittel. „Die Zwiebel hat in Österreich eine lange Tradition als Hausmittel. Sie wirkt antiviral und entzündungshemmend“, sagt Claudia Schauflinger, Autorin, Workshopleiterin und Bloggerin rund um das Thema Hausmittel (www.kinderhausmittel.com). „Ganz einfach herzustellen ist zum Beispiel das Zwiebelsäckchen. Dazu wird eine grob gehackte Zwiebel in einem Waschhandschuh im Schlafzimmer aufgehängt. Die ätherischen Öle erfüllen die Raumluft und helfen bei festem Schnupfen die Sekrete zu verflüssigen.“ Ebenfalls sehr wirkungsvoll: Zwiebelsöckchen und selbst gemachter Hustensaft aus Zwiebel und Honig.
Möglichst einfach
„Bei den banalen Infekten, also bei Erkältungskrankheiten wie Husten, Schnupfen oder Halsweh, haben Hausmittel
eine große Erfolgsquote“, sagt Claudia Schauflinger, die bereits seit ihrer Kindheit mit Zwiebelsöckchen, Topfenwickel und Co. vertraut ist. Schauflingers Devise bei der Behandlung: Möglichst einfach soll es sein. „Hausmittel sind nicht kompliziert. Sogar Wickel sind einfacher als ihr Ruf“, sagt die Expertin. Viele der Zutaten habe man ohnehin daheim, weil Hausmittel immer schon aus dem hergestellt wurden, was man zur Hand hatte, wie Topfen, Salz, Zwiebel oder Öl. Auch heute gilt: „Wenn man mal eine Zutat nicht da hat, nimmt man eben etwas anderes, zum Beispiel statt Olivenöl ein alternatives Salatöl.“ Für Einfachheit plädiert auch der Mediziner Wolfgang Schuhmayer, Autor des Buches „Kinder helfen mit neuen Hausmitteln“. „Man soll nur das anwenden, was leicht zu machen ist. Und falls man einmal nicht Bescheid weiß, am besten die Oma anrufen.“ Auch Schuhmayer ist mit den Anwendungen aus der Hausmittel-Schatzkiste groß geworden – und bis heute großer Fan davon. „Die Nummer eins auf meiner Hitliste ist die Hühnersuppe. Mehrere amerikanische Studien haben ihre antibakterielle und antivirale Wirkung bewiesen.“ Bereits bei ersten Krankheitsanzeichen sollte man zweimal täglich einen Teller Suppe essen und dafür stets ein Suppenhuhn im Tiefkühler vorrätig haben. Begeistert ist Schuhmayer außerdem vom Topfenwickel, der, so der Mediziner, ebenso einfach wie – auch das wurde wissenschaftlich vielfach bestätigt – wirkungsvoll sei. „Den Topfenwickel kann man vielseitig anwenden, als Wadenwickel bei Fieber zum Beispiel oder als kühlenden Halswickel, und man kann so gut wie nichts falsch machen.“
Jahrhunderte Tradition als Qualitätskontrolle
„Anders als Medikamente, die aggressiv gegen den Krankheitserreger wirken, unterstützen Hausmittel den Körper in seiner Infektabwehr.“, erklärt Schuhmayer. Auf diese Weise werde das Immunsystem gestärkt. Der kindliche Körper lerne mit der Zeit immer besser, Viren und Bakterien abzuwehren. Auch wenn es bei vielen Hausmitteln keine jahrelangen Studien wie bei herkömmlichen Arzneimitteln gibt: Die jahrhunderte- oder gar jahrtausendelange Tradition bei ihrer Anwendung sei ein verlässliches Indiz für ihre Wirkung, betont Schuhmayer. „Wenn etwas nicht funktioniert, fliegt es aus der Tradition raus. Diese ist sozusagen die Qualitätskontrolle.“ So hilfreich die diversen Hausmittel bei Erkältungskrankheiten auch sein können, ein ärztlicher Blick auf das kranke Kind ist trotzdem manchmal notwendig, vor allem in Corona-Zeiten. Nur, wann sollen Eltern mit ihrem Kind zum Arzt? „Die ärztliche Konsultation ist ein Muss bei sehr hohem Fieber, bei starken Schmerzen oder bei Apathie“, erklärt Schuhmayer. Fiebernde Säuglinge sollten immer von einem Arzt angeschaut werden. Größere Kinder dürften durchaus bis 38,5 Grad fiebern, darunter solle man das Fieber nicht senken. Denn Fieber habe prinzipiell eine wichtige Funktion und sei ein Teil der Abwehrreaktion des Körpers, sagt Schuhmayer.
Kinder einbeziehen
Nicht jedes kranke Kind lässt sich bereitwillig einen Topfenwickel anlegen und Zwiebelsöckchen anziehen. Was also tun, um dem Kind die Anwendung schmackhaft zu machen? Claudia Schauflinger, selbst Mutter zweier Kinder, empfiehlt: „Gemeinsames Tun hilft hier sehr. Kinder können zum Beispiel bei der Vorbereitung helfen oder parallel ihrem Teddybären einen Wickel umlegen. Oder der Papa macht mit und läuft in Zwiebelsöckchen durch die Wohnung.“ Das Vorbild der Eltern sei wichtig, sagt Schauflinger. „Wenn Hausmittel im Familienalltag auch von den Erwachsenen angewendet werden, sind sie für das Kind ganz normal und gehören dazu.“ Zwingen sollte man ein Kind nie, auch nicht überrumpeln. „Am besten ist, man kündigt an, was man vorhat. Immer ehrlich sein und beispielsweise sagen: ‚Ja, ich weiß, der Topfenwickel fühlt sich komisch und kalt an, aber wir können ihn ja einfach mal ausprobieren.‘“ Viele Kinder würden die Anwendungen aber auch genießen, weil diese mit einer Extraportion Zuwendung von Mama oder Papa verbunden sind. Und Zuwendung, das sagt auch der Mediziner Wolfgang Schuhmayer, „ist ein wesentlicher Heilungsfaktor bei den Hausmitteln.“
ERKÄLTUNGSSYMPTOME: Zwiebelsocken
Zwiebelsocken können die ganze Familie bei allen Erkältungssymptomen unterstützen.
SO GEHT’S: Geschälte Zwiebel in Scheiben schneiden. Die ca. 1 cm dicken Scheiben erwärmen, zum Beispiel in der Mikrowelle. Die Zwiebelscheiben auf die Fußsohlen des Kindes legen. Danach eine (normale, dünne) (Bau-woll-)Socke über den Fuß und die Zwiebelscheiben damit fixieren. Abschließend kann noch eine warme, dicke Wollsocke darüber, um den Fußsohlenwickel zu wärmen. Bei kleinen Kindern verstärkt darauf achten, ob die Füße noch warm sind. Größere Kinder finden es lustig, wenn sie eine Runde auf den Zwiebelsohlen gehen dürfen. Dabei wird der Zwiebelsaft mit seinen ätherischen Ölen noch mehr ausgepresst und die Wirkung verstärkt.
Hustenreiz: Ölwickel
Warme Einreibungen und Wickel an der Brust haben sich bewährt um Husten zu lindern.
SO GEHT’S: Ein Baumwolltuch auf einer heißen Wärmeflasche erwärmen und Öl (z.B. einfaches Salatöl) auf dem Stoff verteilen. Es verläuft und verteilt sich durch die Wärme von selbst. Das mit Öl getränkte, warme Baumwolltuch wird dann auf Brust und/oder Rücken aufgelegt. Anschließend den engen Body/das Unterhemd darüber ziehen, um den Ölfleck zu fixieren. Während der Anwendung für weitere Wärme sorgen: Ein warmer Pulli oder ein wollenes Hustenleibchen drüber ziehen, im Bett bleiben, mit dem Ölfleck schlafen legen.
HUSTENREIZ: Zwiebelhustensaft
Ein einfaches Rezept, um den lästigen Hustenreiz zu stillen und Schleim zu lösen.
SO GEHT’S: Zwiebel kleinschneiden, optional nach Geschmack bzw. Verfügbarkeit zusätzlich getrockneten Thymian bereitlegen. Zwiebel und/oder Thymian in ein leeres Marmeladeglas füllen. Ausgiebig mit Zucker, Kandiszucker oder Honig bedecken und ziehen lassen. Bei Zimmertemperatur entsteht so schon nach wenigen Stunden der erste Hustensaft. Den Saft löffelweise über den Tag verteilt einnehmen.
FIEBERSENKER: Fiebersenker aus der Hausmittel-Schatzkiste
Fühlt sich das Kind sehr schlecht und hindern Unruhe und pochende Kopfschmerzen am Einschlafen, kann das Fieber gesenkt werden.
TEMPERIERTE WASCHUNG:
Schon bei kleinen Kindern möglich. Mit einem nassen, lauwarmen Waschhandschuh werden die Waden und evtl. die Unterarme des im Bett liegenden Kindes abgewaschen. Nicht abtrocken, danach wieder zudecken, ruhen.
PULSWICKEL:
Ein kühles, feuchtes Tuch wird um die Handgelenke gewickelt. Das Wasser sollte nur wenig Grad unter Körpertemperatur haben. Eine sehr sanfte kreislaufstärkende Anwendung. Dauer: bis zu 10 Minuten.
WADENWICKEL:
Feuchte, kühle Tücher werden um die Waden gelegt. Ebenfalls nur wenige Grad unter Körpertemperatur, niemals eisiges Wasser verwenden! Wadenwickel sind sehr effiziente Fiebersenker, dürfen aber nur bei warmen Füßen und Waden angewendet werden. Dauer: bis zu 10 Minuten.
ERKÄLTUNGSSYMPTOME: Hühnersuppe
Studien haben die antivirale und antibakterielle Wirkung der Hühnersuppe nachgewiesen. Am besten bereits bei den ersten Krankheitszeichen essen.
SO GEHT’S: Ein Suppenhuhn ohne Innereien mit Suppengemüse (Lauch, Sellerie, Karotten, Petersilie), Lorbeerblättern und Wacholderbeeren in Gemüsebrühe erhitzen und eineinhalb Stunden köcheln lassen. Das Huhn muss dabei zur Gänze bedeckt sein. Suppennudeln abkochen, mit klein geschnittenem Hühnerfleisch in der Brühe servieren. Mindestens zwei Teller am Tag essen.
(Rezept entnommen aus dem Buch „Kindern helfen mit neuen Hausmitteln“)
BAUCHKRÄMPFE: Ansteigendes Fußbad
Wirkungsvoll beispielsweise als Unterstützung etwa bei Bauchkrämpfen, als Vorbereitung für Zwiebelsocken, bei Husten, Schnupfen und Bronchitis oder zur Entspannung.
SO GEHT’S: Einen Eimer in die Dusche oder in die Badewanne stellen, in dem die Füße gut Platz finden. Das Kind sitzt auf dem Wannenrand oder auf einem geeigneten Hocker in der Badewanne. Den Eimer ungefähr knöchelhoch mit lauwarmem Wasser (ca. 36 Grad) füllen, die Füße hineinstellen. Nach und nach wärmeres/heißes Wasser zugießen, sodass die Temperatur und der Wasserpegel langsam ansteigen. Darauf achten, dass das Wasser nicht zu heiß wird, z. B. mit einem Badethermometer. Für ungefähr (und maximal) 8–10 Minuten baden und in dieser Zeit den Wasserpegel und die Temperatur langsam ansteigen lassen. Zum Schluss sollten die Waden mit Wasser bedeckt sein.
(Alle Rezepte bis hierher entnommen aus dem Buch „Bäuchlein-Öl und Zwiebelsocken. Kindgerechte Hausmittel Schritt für Schritt“)
Diese und mehr Hausmittelrezepte finden sich im Buch „Bäuchlein-Öl und Zwiebelsocken“ von Claudia Schauflinger, Maudrich-Verlag.
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