Erziehung

Ich bin böse auf meinen Papa, weil er uns verlassen hat!

Wenn ein Vater geht, verlässt er nicht nur seine Frau, sondern auch die gemeinsamen Kinder. Manchmal hat er dann bald eine neue Familie.

Wie können die Kinder aus erster Ehe dann den Vatertag begehen und ist das überhaupt möglich?

Eni, 5, weint. „Ich habe für meinen Papa extra eine schöne Zeichnung zum Vatertag gemacht. Aber Mama sagt, dass er gar nicht da ist. Papa ist schon länger auf einer Reise. Aber wann kommt er wieder zurück?“ Eni‘s Mutter hat ihr nicht die Wahrheit gesagt. Ihr Ehemann lebt seit kurzem mit einer anderen Frau und deren Kindern.

Peter, 13, reagiert scheinbar ganz cool. „Es ist mir egal, ob mein Vater da ist. Ich weiß, dass er eine neue Tussi hat. Ein Geschenk am Vatertag? Sicher nicht!“

Richi, 7, will nur seinen Vater zurück: „Mama hat gesagt, dass mein Papa nicht mehr nach Hause kommt, weil er jetzt woanders wohnt. Aber das will ich nicht. Er soll wieder bei meiner Schwester Mia, Mama und mir sein. Und ich schenke ihm auf jeden Fall etwas zum Vatertag. Er ist doch mein Papa und ich habe ihn lieb.“ Die Mutter von Richi ist um ihren Kleinen besorgt. Sie weiß von ihrem Noch-Mann, dass er den Vatertag bei seiner neuen Familie feiern wird.

Was können die Folgen für Mädchen sein, wenn der Vater die Familie verlässt?

Oft fühlen sie sich in Beziehungen zum anderen Geschlecht unsicher oder sogar unwohl. Es gehört zur Entwicklung von Mädchen dazu, dass sie ihre Partnervorstellungen über den Vater definieren. Indem sie beobachten, wie er sich als Liebespartner gegenüber der Mutter verhält, entwickeln sie ein Verständnis von Partnerschaft. Fehlt der Vater in der Kindheit, suchen sie im Partner oft die Väterlichkeit, welche sie im Kindesalter nicht hatten. Möglich ist auch, dass sie niemanden näher heranlassen und sich ihre Anerkennung durch Leistung und übermäßigen Ehrgeiz holen.

Welche Folgen hat es für Buben, wenn der Vater die Familie verlässt?Welche Folgen hat es für Buben, wenn der Vater die Familie verlässt?

Für Buben ist es enorm wichtig, dass sie ein männliches Vorbild haben, an dem sie sich orientieren aber auch messen und reiben können. Sie sehen bei Freunden und Verwandten die typische Familie aus Mann, Frau und Kind, die es bei ihnen nicht gibt. Nicht selten wollen sie dann daheim die Rolle des Vaters ersetzen. Das führt dazu, dass sie ihre Kindheit nicht unbeschwert genießen können. Entweder wird die Beziehung zur Mutter übermäßig stark oder die Buben entwickeln eine Abneigung gegen sie. Beides kann dann auch bei den Söhnen verhindern, dass sie eine erfüllte Partnerschaft leben.

Wie kann die Mutter den Kindern helfen, wenn der Vater die Familie verlassen hat?

> Zwingen Sie Ihr Kind keinesfalls dazu, den Vatertag zu feiern, wenn es das nicht will.

Hat Ihre Tochter oder Ihr Sohn ein Geschenk, sorgen sie nach Möglichkeit dafür, dass es übergeben werden kann. Geht das nicht, heben Sie es auf und versichern Sie, dass es der Vater zu einem späteren Zeitpunkt bekommt. Und dann trösten Sie Ihr Kind, auch wenn Sie selbst in dieser Phase viel Trost benötigen.

> Verhindern Sie Schuldgefühle.

Schuldgefühle sind etwas, das die Kinder in dieser Zeit in vielen Fällen plagt. „Haben Mama und Papa sich wegen mir nicht mehr lieb?“ Oder es treten Zweifel auf, wie: „Wenn Mama nun böse auf Papa ist, ist sie dann auch auf mich böse? Oma und Opa sagen doch immer, ich sei wie Papa.“ Versichern Sie Ihrem Kind, dass sie es über alles lieben.

> Bleiben Sie bei starken Gefühlen des Kindes „da“.

Einige Gefühle, die ein Kind während der Trennung seiner Eltern hat, verspürt es vielleicht zum ersten Mal in dieser Heftigkeit. Ob Wut, Angst oder eine überwältigende Traurigkeit da sind – Ihr Kind braucht dann eine Vertrauensperson, die ihm in diesem Moment beisteht.

> Sprechen Sie nicht schlecht über den Vater.

Er ist Ihr Expartner, wird aber immer der Papa der Kinder bleiben – auch wenn er sich nicht wie ein solcher verhält.

> Suchen Sie professionelle Hilfe für sich und die Kinder, wenn die Gefühle nicht bewältigbar sind.

Unternehmen Sie gerade am Vatertag etwas, was den Kindern große Freude macht. Vielleicht kann das die Abwesenheit ihres Papa’s zumindest lindern.

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