„Ich habe keine Zeit für Bewegung!“
Zwei Frauen, viele Ausreden: familiii-Leserinnen Mimi und Vera erzählen von ihren Problemen mit dem inneren Schweinehund.
„Unordnung ist nicht so schlimm!“ – Vera, 40
Seit ich denken kann bin ich schlampig. Mein Zimmer war immer das reinste Chaos und Mama hat regelmäßig Nervenkrisen bekommen. Als Jugendliche fanden sich – neben diverser schmutziger Kleidung – Schulutensilien und Zeitschriften, auch Essensreste. Eigentlich hätte ich das alles wegräumen müssen, aber nachdem es mich überhaupt nicht gestört hat, habe ich es auch nicht gemacht. Es gab zwar regelmäßig Krach deswegen, aber dann hat immer meine Mutter Ordnung gemacht. Als ich mit Klaus zusammengezogen bin, habe ich mich am Anfang sehr bemüht. Aber mit der Zeit bin ich wieder in mein altes Verhalten zurückgefallen. Klaus ist zwar nicht super ordentlich, aber nicht so schlampig wie ich. Greta hingegen ist schon fast putzsüchtig. Ihr Zimmer ist immer wie aus dem Ei gepellt. Mittlerweile wird bei uns nur mehr wegen der Unordnung gestritten. Ich verwende dann immer Ausreden wie: „Wer Ordnung hält, ist nur zu faul zum Suchen“, „Ordnung wird überschätzt“ oder „Nur wer noch Chaos in sich trägt, kann tanzende Sterne gebären.“ Aber meine Familie findet das absolut nicht lustig. Also rede ich mich darauf aus, dass ich einfach zu erschöpft bin, um aufzuräumen, Kopfschmerzen habe oder dringend etwas Anderes erledigen muss. Mir gefällt es ja auch, wenn alles ordentlich ist, aber ich habe einfach kein Bedürfnis aufzuräumen. Ich habe das Gefühl, dass Klaus immer aggressiver wird. Als ich ihn gefragt habe warum, sagte er, er würde diese Schlamperei von mir nicht mehr aushalten. Er hätte sogar schon daran gedacht, sich scheiden zu lassen. Aber das glaube ich nicht, weil wir uns zum Bespiel sexuell sehr gut verstehen. Jetzt fängt sogar schon meine 7-jährige Greta an zu putzen. Wenn ich das sehe, schäme ich mich schon. Aber noch sind meine Ausreden stärker.
„Ich habe keine Zeit für Bewegung!“ – Mimi, 37
Ich kann mich noch an den Tag erinnern, als ich nackt vor dem Spiegel stand und mein Mann Kurt bei der Schlafzimmertüre hereinkam. Er sah mich an und sagte ganz ruhig: „Du solltest wirklich etwas für deine Figur tun. Du wirst immer dicker.“ Dann drehte er sich um und ging. Ich war wie erstarrt. Natürlich wusste ich, dass ich seit den beiden Schwangerschaften zugenommen hatte. Als Kurt und ich einander kennenlernten war ich total schlank und ich weiß, dass ihm nur schlanke Frauen gefallen. Aber irgendwie habe ich das verdrängt. Ich dachte: „Wir lieben uns und haben zwei Kinder, da kann das doch nicht so wichtig sein.“ Aber wenn ich ehrlich bin, hatten wir auch schon lange keinen Sex mehr. Immer, wenn ich abnehmen wollte, hatte ich tausend Ausreden: „Ich bin Mutter, Ehefrau und habe einen Job. Da bleibt einfach keine Zeit für Sport“, „Gesund kochen ist extrem aufwendig – wann soll ich das machen?“, „Ich liebe Schweinebraten mit Knödel, Schokolade und Kuchen. Darauf will ich einfach nicht verzichten.“ Kurt ist ein sehr partnerschaftlicher Mann und wir teilen uns den Haushalt so gut es geht. Aber mit zwei kleinen Kindern ist natürlich trotzdem immer etwas los. Ich würde auch mehr Ruhe brauchen – vielleicht ginge das Abnehmen dann leichter. Oder ist das auch eine Ausrede? Sport mochte ich noch nie. Wenn ich die Wahl habe mich gemütlich auf das Sofa zu legen, oder zumindest auf unserem Zimmerfahrrad ein wenig zu trainieren, gewinnt immer das Sofa. Aber seit der Szene im Schlafzimmer bin ich schon motivierter etwas gegen mein Übergewicht zu tun. Ich liebe Kurt sehr und möchte natürlich, dass er mich attraktiv findet.
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