Ich kann einfach nicht „nein“ sagen!
Sagen Sie oft „ja“, wenn Sie eigentlich „nein“ meinen? Dann übernehmen Sie ungeliebte Aufgaben, indem Sie den Kindern, dem Partner, FreundInnen oder KollegInnen Wünsche erfüllen, die Sie eigentlich überfordern. Wie können Sie lernen, gesunde Grenzen zu setzen?
Es ist nur ein kleines Wort mit vier Buchstaben. Und doch würden Sie in vielen Situationen lieber im Erdboden versinken, als es auszusprechen. Denn ein „nein“ kann Streit, Ablehnung und großen Unmut bei der anderen Person auslösen. Davor haben Sie Angst und das möchten Sie auf keinen Fall. Denn alle diese Reaktionen können bedeuten, dass Sie ab sofort nicht mehr „geliebt“ werden. Und bevor das passiert, sagen Sie lieber „ja“. Auf der Strecke bleiben Sie selbst, und das endet häufig in Erschöpfungszuständen mit all den psychischen und körperlichen Begleiterscheinungen.
Welche Folgen kann es haben, wenn Sie immer wieder über Ihre Grenzen gehen? Körperliche Symptome können Migräne, Verspannungen, Herzbeschwerden, Verdauungsprobleme, Schlaflosigkeit, Schmerzzustände oder Essstörungen sein. Psychische Folgen sind unter Umständen innere Unruhe, depressive Verstimmungen, Ängste, Panik oder auch sexuelle Lustlosigkeit.
Wie lernen Sie nun „nein“ zu sagen?
TIPP 1: Stärken Sie Ihre Selbstliebe
Wenn Sie sich selbst ablehnen, sind Sie der tiefen Überzeugung, dass mit Ihnen etwas nicht in Ordnung ist. Und so haben Sie ständig Angst, dass andere schlecht von Ihnen denken könnten – speziell natürlich, wenn Sie „nein“ sagen. Je sicherer Sie sind, liebenswert zu sein, umso weniger Angst haben Sie auch vor Ablehnung und Zurückweisung.
TIPP 2: Drücken Sie mit Ihrer Körperhaltung aus, dass Sie wirklich „NEIN“ meinen.
Denn wenn Ihre Körpersprache Unsicherheit und Unterwürfigkeit signalisiert, können Sie ein „nein“ nicht überzeugend vermitteln:
> Schütteln Sie den Kopf.
> Sprechen Sie mit fester Stimme.
> Schauen Sie dem anderen in die Augen.
TIPP 3: Sie dürfen durchaus egoistisch sein.
Jeder hat für das, was er tut, egoistische Gründe. Selbst wenn jemand anderen hilft, gewinnt er auch immer etwas für sich selbst: Zufriedenheit, das Gefühl, ein guter Mensch zu sein, einen Sinn im Leben. Es gibt also keinen Grund, sich dafür zu schämen, dass Sie egoistisch sind.
TIPP 4: Entschuldigen Sie sich nicht.
Sie können natürlich eine freundliche Begründung für Ihr „Nein“ anfügen, aber der andere wird dennoch nur das „nein“ hören. Bleiben Sie also ruhig und sachlich. Üben Sie, klar und deutlich zu sagen: „Das möchte ich nicht“, „Ich kann nicht“, „Das geht nicht“.
TIPP 5: Üben Sie Ihr „Nein“vor einem Spiegel.
Stellen Sie sich eine Person vor, die Sie häufiger um einen Gefallen bittet und der Sie gegen Ihren Willen zusagen. Nehmen Sie eine selbstbewusste Körperhaltung ein und sagen Sie klar und deutlich: NEIN. Üben Sie das so lange, bis Sie Ihr Nein mit einem guten Gefühl aussprechen können.
TIPP 6: Verschaffen Sie sich Bedenkzeit.
Wenn Sie jemand um etwas bittet, können Sie ruhig sagen: „Ich möchte mir das überlegen, ich sage dir später Bescheid.“ Haben Sie bisher zumeist „ja“ gesagt, ernten Sie wahrscheinlich eigenartige Blicke, ein verständnisloses „Was ist denn mit dir los?“ oder unter Umständen auch eine heftigere Reaktion. Rechnen Sie einfach damit, dass niemand Beifall klatschen wird, dass Sie sich ab nun selbst treu bleiben und plötzlich nicht mehr ständig zur Verfügung stehen. Das mag für den anderen enttäuschend sein, aber Sie haben an Selbstbewusstsein gewonnen. Es gibt zahlreiche Gründe, die Sie daran hindern, klare Grenzen zu ziehen. Vielleicht spielt die Erziehung eine große Rolle oder Sie haben übermäßige Angst, dass die Beziehung zu einer anderen Person leidet. Und möglicherweise entsprechen Sie auch Ihren eigenen Ansprüchen an sich selbst nicht, allzeit hilfsbereit zu sein. Aber dann beherzigen Sie den Spruch des berühmten Schriftsteller Paulo Coelho: „Wenn du ,Ja’ zu anderen sagst, pass auf, dass du nicht ,Nein’ zu dir sagst.“ Nur Mut!
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