„Im Idealfall wird das Instrument zum lebenslangen Begleiter“
Ulla Offenbeck, Leiterin der Informationsplattform Klassik4Kids, über die Bedeutung von Musik als schönste Sprache der Welt. Die Expertin gibt Antworten auf wichtige Fragen zum Thema Kinder und Instrumente.
Musik ist die wohl schönste Sprache. Sie wird auf der ganzen Welt verstanden und kennt keine Altersgrenzen. Schon Babys wippen und bewegen sich zu Musik, die Zahl der Kinder, die den Wunsch verspüren, ein Instrument zu erlernen, ist groß. Gehirnforscher erklären jedes Jahr erneut, wie wichtig der Einfluss von Musik auf das heranwachsende kindliche Gehirn ist. Dem Wunsch nach einer musischen Ausbildung nachzukommen, soll allen Eltern ans Herz gelegt werden. Denn Musik bereitet Freude und erweitert den Horizont des Kindes. Das Spielen eines Instruments schult zudem das Gehör und vernetzt die Gehirnhälften. Im Idealfall wird das Instrument zum lebenslangen Begleiter des Kindes – in guten wie in schlechten Zeiten.
Soll jedes Kind ein Musikinstrument erlernen?
Ja. Musik fördert das Sozialverhalten und die Gesundheit Ihres Kindes und schafft einen Rückzugsbereich in der realen Welt, wo Kinder Bestätigung finden und ihre Fähigkeiten und Kompetenzen ausleben können.
Welches Instrument „passt“ zu einem Kind?
Lassen Sie Ihr Kind mitentscheiden. Besuchen Sie einen Tag der offenen Türe an einer Musikschule, wo Ihr Kind die Instrumente ausprobieren kann. Die Wahlfreiheit ist gut und wichtig, endet aber beim regelmäßigen Üben und Durchhaltevermögen. Vereinbaren Sie mit Ihrem Kind regelmäßige Übungszeiten und machen Sie auch klar, dass ein Aufhören erst nach einem Jahr möglich ist. Die Anfangseuphorie nimmt bei jedem Kind ab, vor allem, wenn sich der erhoffte Erfolg nicht so schnell einstellt. Denken Sie aber immer daran: Musik bereichert das Leben Ihres Kindes. Auch wenn der Ausflug in die Klangwelt irgendwann wieder enden sollte, so hat Ihr Kind doch auf jeden Fall profitiert.
Kontrabass oder lieber Piccoloflöte?
Tatsache: Ihr Kind mag das Instrument erlernen, den organisatorischenAufwand haben anfangs aber Sie! Der Weg von und zum Instrumentalunterricht wird ungleich leichter, wenn Ihr Kind diesen in absehbarer Zeit alleine zurücklegt. Mit einem Kontrabass auf dem Rücken werden Sie Ihrem Volksschüler noch einige Zeit helfen müssen. In diesem Fall lieber mit dem Cello beginnen und umsteigen, wenn die körperlichen Vorgaben der Größe des Instruments entsprechen.
Zappelphilipp oder Träumerlein?
Auf das Wesen Ihres Kindes achten. Für ein Streichinstrument bedarf es mehr Genauigkeit als für das Klavier, wo das Anschlagen jeder Taste einen sauberen Ton produziert.
Ein Instrument kaufen oder mieten?
Leihen Sie anfangs ein Instrument aus und tun Sie dies auf jeden Fall bei einem geeigneten Fachhändler. Dieser berät Sie in allen anfallenden Fragen und tauscht das Instrument aus, wenn die nachfolgende Größe notwendig wird. Es mag vielleicht etwas mehr kosten als im Internet, dafür bekommen Sie aber auch gute Qualität, die gerade anfangs notwendig ist.
Big Band oder Solist?
Überlegen Sie, welche Zukunft Ihr Kind in der Musik haben soll. Mit dem Klavier endet man selten in einem Orchester. Spielt Ihr Kind das Cello, wird irgendwann das Zusammenspielen in einer musikalischen Formation wichtig werden. Ist Ihr Kind ein Teamplayer oder liegt es ihm, alleine zu spielen? Ein Erfolgsfaktor für das Erlernen eines Instruments ist, wenn Ihr Kind von Anfang an in der Gruppe spielt. Gemeinsam an Stücken zu arbeiten, miteinander etwas zu erreichen, erhöht die Chance, langfristig motiviert zu bleiben.
Verschonen Sie die Nachbarn!
Die Violine ist ein wunderschönes Instrument – wenn man sie spielen kann. Auch das Schlagzeug, das im Musikvideo unglaublich cool wirkt, kann zur unüberbrückbaren Differenz zu den vormals geliebten Nachbarn werden. Passen Sie die Instrumentenwahl und auch die Übungszeiten Ihrem Umfeld an, zur Freude aller.
Das ideale Alter zum Erlernen eines Instruments?
Das hängt von jedem Kind ab, als Richtwert empfehlen wir die 2. Klasse Volksschule. Davor ist man bei der „Musikalischen Früherziehung“ gut aufgehoben. Denn: Das Erlernen eines Instruments parallel zum Schuleintritt könnte Ihr Kind überfordern. Daher besser ein Jahr warten.
Klassik4Kids ist Heimat für musikinteressierte Kinder und Jugendliche, Eltern, Pädagoginnen und Pädagogen. Auf der Internetplattform kann man sich Wissen über klassische Musik, Komponisten und ihre Werke, über Epochen der Musikgeschichte und klassischen Instrumente aneignen.
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