Imkerschule: Von den Bienchen und den Blümchen
Immer mehr Kinder und Jugendliche sind Hobby-Imker. Die Arbeit mit Bienen schult das Naturbewusstsein – und leistet einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz.
Routiniert zieht sich Corbinian seinen Imkerhut mit Schleier an und greift nach dem Smoker, dem Rauchapparat der Imker. Dann nimmt der Bub eine Bienenwabe in die Hand und betrachtet fasziniert die kleinen Gebilde, während Hunderte Bienen um ihn schwirren.
Angst? Für den Jungimker kein Thema. „Ich mag Bienen. Es macht großen Spaß, mit ihnen zu arbeiten. Am schönsten ist es, Honig zu ernten und zu kosten“, sagt der Achtjährige. Seit einem Jahr besucht Corbinian fast wöchentlich die Treffen der Wiener Imkerjugend. Im Garten einer Kirche stehen Bienenstöcke, die von den Jugendlichen unter Aufsicht der Erwachsenen betreut werden. Die Kinder kontrollieren, ob die Bienen von Schädlingen befallen sind, ob sie nach dem Winter genug Futter haben, und lernen vieles mehr. „Heuer“, berichtet Corbinian begeistert, „bekomme ich meinen ersten eigenen Bienenstock – darauf freue ich mich schon sehr.“
Trend zur Bienenhaltung
Seine Faszination für die braun-schwarzen Insekten teilt Corbinian mit zahlreichen Altersgenossen. Vor allem in den letzten Jahren ist das Interesse bei Kindern wie Erwachsenen stark gewachsen: Rund 129.000 Österreicher gehen der Imkerei nach, der Großteil davon in der Freizeit. Noch vor zehn Jahren waren es erst 22.000.
Bei den Imkerverbänden der einzelnen Bundesländer können sich Interessierte informieren: Es gibt spezielle Workshops, Experten bringen Interessierten die Jahrtausende alte Kunst des Imkerns näher. In der Wiener Imkerschule etwa kann man lernen, wie man Schädlinge erkennt, welche Funktionen Bienen ausüben, wie man sie betreut und Honig und Wachs herstellt. Albert Schittenhelm, Präsident des Wiener Landesverbands für Bienenzucht: „Die jungen Imker sind unsere Zukunft. Deshalb besuchen unsere Bienenschule im Donaupark auch viele Schulen – schon Kindergartenkinder kommen zu uns.“
Ältestes Haustier der Welt
Doch Honigbienen sind weit mehr als beliebte Nutztiere – sie sind überlebenswichtig für Mensch und Natur: Immerhin sind sie für den Fortbestand vieler Pflanzen und Bäume wichtig: 20 Prozent aller Nutz- und Wildpflanzen werden von ihnen bestäubt. Gerade in Zeiten von Bienensterben und voranschreitendem Klimawandel ist der Erhalt der Bienen, die nach Rind und Schwein die wichtigsten Nutztiere des Menschen sind, essenziell, wie Albert Schittenhelm sagt. Vom Trend der Mietstöcke, bei denen man sich ein Bienenvolk auf Balkon oder Terrasse holen kann, hält der Experte wenig, da die Stöcke plombiert seien und man die Tiere sich selbst überlassen müsse. Er rät dazu, sich bei einem Imkerverband zu informieren und Kurse zu absolvieren. Wer sich dazu entscheidet ein Bienenvolk zu kaufen, zahlt für einen Stock mit 15.000 Tieren 150 bis 230 Euro.
Biene Maja als Schulfach
Bienenkunde, Honig schleudern, Wachskerzen ziehen – all das ist im Schulzentrum Asparn der Zaya Teil des Stundenplans, und das seit 20 Jahren. „In der 3. Klasse“, berichtet Direktor Johann Keintzel, „ist es ein Schulfach. Die Kinder der anderen Klassen können das Fach freiwillig wählen.“ Das Interesse der insgesamt 200 Schüler ist groß: Jeder Vierte nimmt an der Bienenkunde teil. Das im Schulhof gelegene Bienenhaus mit fünf Bienenstöcken wird von den Schülern mit großer Begeisterung betreut, dabei werden sie von einer Lehrerin und einem Imker angeleitet. „Imkern ist Teil des wichtigen Bewegungsangebotes. Hinzu kommt, dass die Schüler dadurch am Jahreszeitenablauf teilnehmen“, so Johann Keintzel. Angst vor dem Stachel der produktiven Insekten müssen Eltern nicht haben: „Ich bin seit drei Jahren Direktor – in dieser Zeit hat es nur einen einzigen Bienenstich gegeben.“
Keine Scheu
Bei Karoline aus Tamsweg liegt die Liebe zur Natur in der Familie: Ihr Großvater arbeitet seit Jahren mit Bienen, und auch die ältere Schwester und die Mutter begeistern sich dafür: „Es macht mir viel Spaß. Man darf nicht hektisch sein und muss immer Ruhe bewahren – dann braucht man auch keine Angst haben, dass man gestochen wird.“ Mama Elisabeth sagt, dass Karoline im Umgang mit den Tieren keine Scheu hat – und gern zum Jungimker-Wettbewerb von 1. bis 3. Juni in Wien fahren möchte. Dort stellen Jungimker dann ihr Können unter Beweis. Denn wie soll einst schon der große Wissenschaftler Albert Einstein prophezeit haben: „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubungmehr, keine Pflanzen mehr, keine Tieremehr, keine Menschen mehr.“
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