Imster Schemenlaufen: „Larven auf, es geht los!“
Nur alle vier Jahre findet das berühmte Imster Schemenlaufen statt. Heuer ist es am 9. 2. wieder so weit. Der mittelalterliche Fasnachtsbrauch zählt seit 2010 zum immateriellen Kulturerbe Österreichs. Die prunkvollen Masken begeistern auch die Kinder.
Kaum anderswo im Alpenraum haben Fasnachts-Umzüge noch so eine ursprüngliche Kraft wie in der Ferienregion Imst. Für viele Imster ist das Schemenlaufen (09.02.20) der höchste weltliche Feiertag für die nächsten vier Jahre. „Am Imschter Schemeloufe stöckt a tiafer Sinn dahinter“ sind sich die Teilnehmer einig. Die Vorbereitungen dauern Monate. Rund 900 Imster Männer – das sind immerhin rund zehn Prozent der Bevölkerung – sind beteiligt. Auch wenn beim Imster Schemenlaufen auch einige weibliche Figuren dargestellt werden, stecken unter den ausdruckstarken, holzgeschnitzten Larven (Masken) ausschließlich Männer. So schreibt es die Tradition vor. Die Frauen und Freundinnen der Teilnehmer sind dafür maßgeblich am Entstehen der prächtigen Gewänder beteiligt.
Fasnachtsmesse und Mittagsglocke
Das Spektakel beginnt am Morgen mit der Fasnachtsmesse zum Gedenken an die verstorbenen Fasnachtler. Danach wird’s wieder heiter, wenn beim Figatter vor der Kirche eine lustige Imster Begebenheit zum Besten gegeben wird und die Ausrufer und Fanfarenbläser zu Pferd den Beginn der Fasnacht verkünden. Sobald die große Glocke der Imster Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt zwölf Uhr läutet, zieht der Tross in Richtung Unterstadt.
Säcke, Wasser und Pulver
Als Erste kommen die „Randfiguren“ des Imster Schemenlaufens aus dem Gasthof Hirschen gegenüber der Kirche: Die Sackner mit ihren gefüllten ballonartigen Stoffsäcken (Wifligsackner, Turesackner und Bauresackner). Die Spritzer mit ihren metallenen Wasserspritzen (Altfrankspritzer, Mohrenspritzer und Engelspritzer) und die Kübelemaje in Almsennerinnentracht mit Puder in ihren Eimern. Alles, was sie mithaben, verwenden sie, um Platz zu machen für die Hauptfiguren des Imster Schemenlaufens: die Scheller und Roller.
Leichtfüßiges „Gangle“
Die jugendlichen Roller versinnbildlichen den Frühling. Ihr Bauchgurt ist mit rund 50 kleinen Rollen besetzt, wie man sie von Pferdeschlitten kennt. Die grantig dreinblickenden Scheller stehen mit ihrem großen Kopfschmuck, dem mächtigen Schnurrbart und den riesigen Kuhschellen für den Winter. Scheller und Roller führen immer wieder ein „Gangle“ auf, einen leichtfüßigen Tanz, der den Kampf zwischen Winter und Frühling symbolisiert. Als nächstes kommen die Laggescheller und Laggeroller, die diesen Tanz mit langsamen, behäbigen Bewegungen wie in Zeitlupe karikieren.
Hexen, Bärentreiber, Kaminer und Labera
Dann folgen eine Heerschar von Hexen, die berühmten Imster Vogelhändler in barocker Tracht und Bärentreiber, die ihre Bären Kunststücke aufführen lassen. Die Kaminer klettern mit Leitern zu den oberen Stockwerken der Häuser hoch und schwärzen die Gesichter der Zuschauer. Die Labara in Frack und Zylinder machen sich über Imster Begebenheiten lustig. Hinter dem Maskenzug folgen die Fasnachtswägen mit Szenen aus der Imster Vergangenheit und Sagenwelt. Eine alte Tradition ist es auch, dass vor dem Betläuten um 18 Uhr alle Masken abgenommen werden müssen und danach nicht wieder aufgesetzt werden dürfen.
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