Investitionen für die Kinder
Die Zinsen steigen wieder, Möglichkeiten zu investieren sind auch für kleine Budgets durchaus vorhanden. Die Weitergabe von Grundwerten bleibt beim Sparen aber entscheidend.
Selbst wenn die Inflation und steigende Preise den Druck auf das eigene Budget erhöhen, haben die meisten Eltern den Wunsch, dass es ihren Kindern einmal mindestens so gut geht wie ihnen, eigentlich besser, und wollen in verschiedener Form für diese sparen. Das hat sich in den letzten Jahrzehnten wohl wenig geändert. Sehr wohl geändert hat sich, dass die Zinspolitik der EZB hier die Pläne und Möglichkeiten mitunter ordentlich durcheinander bringt. Aber auch, dass viele Anbieter in den letzten zwanzig Jahren Produkte und Modelle entwickelt haben, die manche Anlageform, die früher nur großen Budgets zur Verfügung stand, nun auch mit kleinen, regelmäßigen Beträgen zugänglich ist.
Der Grundsatz, dass ein früher Start immer nur von Vorteil ist und sich Zinsen über die Laufzeit in ihrem Effekt erst richtig auswirken, bleibt auch bei niedrigen Zinsen immer richtig. Darüber hinaus sorgt die Laufzeit dafür, dass die Schwankungen, die etwa der Aktien- oder Fondsmarkt mit sich bringen, über die Zeit in vielen Fällen ausgeglichen werden können. Der Nachteil der neueren Sparformen ist, dass diese automatisierter und digitaler ablaufen und damit in gewisser Weise im Alltag unsichtbarer sind als Bargeld, das etwa in einem Sparschwein aufgehoben und regelmäßig auf die Bank gebracht wird.
Nachdem Finanzbildung aber in Schulen und Ausbildung nach wie vor sträflich vernachlässigt wird, sollte sowieso darauf geachtet werden, dass Kindern hier Wissen vermittelt wird und dieses beinhaltet dann eben statt Bargeld einen Einblick in das Geld, das für die Kinder regelmäßig gespart und oft veranlagt wird. Es mag nie wirklich anders gewesen sein, stimmt aber derzeit ganz sicher: Keine Sparform bringt mit Sicherheit die Zinsen, die die Teuerung durch die Inflation ausgleichen. Es kann aber zumindest dafür gesorgt werden, dass die Wertminderung möglichst gering ausfällt. Und auch wenn niedrige Zinsen und der unvermeidbare Wertverlust dazu verleiten Geld auszugeben oder Kredite aufzunehmen, so erinnert die Arbeiterkammer an eine Grundlage: „Der größte Startvorteil man Kindern mitgeben kann, ist, wenn diese keine Schulden erben, auch das ist eine Form, für sie zu sparen“, sagt Christian Prantner, vom Bereich Konsumentenpolitik/Finanzdienstleistung bei der AK Wien.
Klassiker
Schon lange haben Eltern ihren Kindern beigebracht, dass Bargeld im Sparschwein, auch wenn dieses im Laufe der Jahrzehnte die Form einer Diddlmaus oder eines Marvel-Superhelden hat, weniger wert wird, weil die Inflation dafür sorgt, dass um das Geld weniger gekauft werden kann. Der Leitzins der EZB, der von 2016 bis 2022 bei 0 % lag, hat dafür gesorgt, dass Kredite zwar billiger wurden, aber auch bei klassischen Sparbüchern die Zinsen praktisch bedeutungs- los waren. In den letzten Monaten steigen die Zinsen wieder laufend, liegen aber immer noch deutlich unter der Inflation und im Schnitt bei maximal knapp über 3 Prozent. Ein Vergleich der Angebote lohnt sich auf alle Fälle – diese Unterscheiden sich nicht nur in der auf Wunsch fixen oder variablen Verzinsung, sondern etwa auch in der Laufzeit.
Unabhängige Plattformen wie der Bankenrechner der Arbeiterkammer oder auch Durchblicker.at bieten hier einen Ein- und Überblick. Eine besonders auch bei Großeltern beliebte Sparform ist das Bausparen. Dabei kann über 6 Jahre ein bestimmter Betrag eingezahlt werden – und zwar 100,- Euro im Monat, gesamt also 7.200,- Euro. Dieser wird nicht nur verzinst, sondern ist darüber hinaus auch noch mit einer kleinen staatlichen Prämie (derzeit 108 Euro für die Gesamtlaufzeit) versehen. Die Angebote der Finanzinstitute beim Bausparen sind zwar nicht ident, aber relativ ähnlich.
Früher wurde das Geld bzw. das Ergebnis mehrerer Bausparverträge oft als Eigenmittel für spätere Kredite genutzt. Diese müssen heute höher sein. Nach einigen Jahren niedrigen Interesses ist die Nachfrage nach dieser klar berechenbaren Sparform aktuell wieder zunehmend: „Das staatlich geförderte Bausparen ist die ideale Ergänzung zu langfristigen Sparprodukten, um in einem überschaubaren Zeitraum ein sicheres Guthaben für Kinder anzusparen. Ideal also für ein solides Startkapital, das in die erste eigene Wohnung, ein Studium oder ein eigenes Fahrzeug investiert werden kann“, gibt Christiane Flehberger, Leiterin Privatkund:innen, Raiffeisen Wien. Meine Stadtbank, Einblick.
Versicherungen
In den letzten zwanzig Jahren klar gestiegen ist das Interesse an verschiedenen Versicherungen, die häufig schon mit
der Geburt eines Kindes abgeschlossen werden. Hier können schon sehr kleine Beträge ab 10 oder 20 Euro monatlich gezahlt und genutzt werden, um über die Jahrzehnte nennenswerte Beträge zusammen zu bekommen. Dabei ist man auch flexibel und kann etwa einrichten, dass Erwachsene Kinder ab 18 Jahren übernehmen und künftig selbst für sich einzahlen. In vielen Fällen laufen die Lebensversicherungen bis zum 65 Lebensjahr und dann kann entschieden werden, ob eine Summe einmal ausgezahlt wird oder mit dem Geld die Pension laufend erhöht wird. Lebensversicherungen bieten hier kleine Vorteile, wie jene, dass für diese Form keine Kapitalertragssteuer anfällt. Versicherungen haben das einzahlte Geld immer schon in verschiedenen Formen angelegt und investiert. In den letzten Jahren lassen sie die Versicherungsnehmer hier mitentscheiden worin und etwa in welche Fonds investiert wird. Diese Misch- formen haben für die Versicherungsnehmer den Vorteil, dass sie eigene Vorlieben, wie etwa die Vermeidung von Investitionen die ihrem Verständnis von Umweltschutz oder sozialer Gerechtigkeit widersprechen, weitgehend berücksichtigt werden können.
Flexibilität ist gefragt
Christiane Flehberger: „Wir verzeichnen eine immer höhere Nachfrage nach langfristigen und trotzdem flexiblen Ansparformen für Kinder, wie etwa das Ansparen in Fonds. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Höhe der Einzahlungen kann jederzeit an die aktuelle Lebenssituation angepasst werden und ist bereits ab 50 Euro monatlich möglich. Und auch Großeltern können ihre Geldgeschenke in den Fonds anlegen und so zum langfris- tigen Vermögensaufbau beitragen.“ Das so genannte Fondssparen ist auch ohne Versicherung möglich und verschafft schon mit kleinen Budgets einen Zugang zum Aktien- markt oder anderen Investitionsformen. Inklusive aller Chancen und Risiken. Ab teilweise schon 30 Euro im Monat kann man so in zuvor und meist einmal im Jahr veränderbare Fonds investieren. Die Informations- und Transparenzpflichten bezüglich ihrer Auswahlkriterien steigen hier für die Geldinstitute in den letzten Jahren laufend. Wer selbst recherchieren will, nutzt Plattformen wie das österreichische Portal Cleanvest. org, in dem Fonds nach Auswahlkriterien wie keine Kinderarbeit, der Schutz indigener Völker oder auch Investments in fossile Energieträger gefiltert werden können. Diese Auswahlmöglichkeiten steigen aktuell auch bei den beliebten und auch als Sparform angebotenen ETFs (Exchange Traded Funds). Diese Fonds werden nicht von Managern oder Computerprogrammen selektiert, sondern sie bilden ganze Börsenindexes ab. Der Vorteil von ETFs gegenüber anderen Fonds ist, dass die Gebühren meist deutlich geringer sind.
Natascha Bubenicek, Kundenberaterin, Raiffeisen Wien. Meine Stadtbank
Führerschein, Studium, Auslandsreise oder die erste eigene Wohnung: All das kostet Geld. Viele Eltern und auch Großeltern möch- ten ihren Kindern oder Enkel:innen daher eine finanzielle Starthilfe für das Erwachsenenalter mit auf den Weg geben. Doch worauf ist beim Sparen für Kinder zu achten?
Fakt ist: Schon mit relativ geringen Beträgen ist eine gute Investition in die Zukunft Ihrer Kinder oder Enkel:innen möglich. Als Grundstein für einen langfristigen Vermögensaufbau und in Hinblick auf Zinsen und Zinseszinsen gilt: Je früher Sie damit beginnen, desto besser.
Bei der Geldanlage für Kinder sollte natürlich das Thema Sicherheit im Vordergrund stehen. Zusätzlich ist es wichtig, sich im Vorfeld Gedanken zu den Themen Anlagezeitraum, Flexibilität und Regelmäßigkeit der Einlagen zu machen. Last but not least gilt beim Sparen: Konsequent dranbleiben.
Parallel zur gewählten Sparvariante haben viele Kinder Freude daran, in einer Spardose Kleinbeträge anzusparen und zuzusehen, wie es mehr und mehr wird. Dadurch können Sie schon früh Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld schaffen.
Als Highlight können die Kinder die Spardose am Weltspartag entleeren lassen und als Belohnung für das Sparen mit einem kleinen Geschenk nach Hause gehen.
Alternative Investments
Wer sich aktiver, vielleicht bei älteren Kindern gemeinsam mit diesen, um das Investment kümmern will, kann selbstverständlich auch direkt in Unternehmen oder Immobilien investieren. Und nach dem es hier letztlich um mehr als Geld geht, bieten sich auch alternative Investments an, die übergeben werden können. Dazu gehören etwa Oldtimer, Kunst, Handtaschen, Wein, Spielkarten oder auch Sneaker.
Und natürlich die seit Jahrzehnten beliebten Münzen aus Edelmetallen. Entscheidend ist immer, den Kindern die Grundlagen beizubringen und diesen so mehr zu hinter- lassen als Geldwerte. Zum Sparen gehört schließlich immer, das Geld nicht vorher auszugeben.
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