Wohnen

Keine Schieflage beim Familien-Budget

Die Auswirkungen der Corona-Krise auf die finanzielle Situation vieler Familien sind beträchtlich. Doch nur wer weiß, wo er finanziell tatsächlich steht, kann auch den Kurs in eine finanziell positive Zukunft festlegen.

Auch wenn man die ersten Monate der Corona-Pandemie finanziell noch gut überstanden hat, wird bei den meisten Familien das Geld am Konto langsam knapp, denn die Fixkosten laufen weiter und auch die eine oder andere Anschaffung musste gemacht werden. Jetzt ist es wichtig, seine Einkünfte und die monatlich anfallenden Kosten genau zu kennen, um die Posten und Belastungen zu eruieren, bei denen eingespart werden kann.

„Wenn das gewohnte monatliche Budget deutlich geringer ausfällt als noch vor ein paar Wochen, kann man, vor allem wenn das Geld schon vorher knapp war, schnell in eine finanzielle Schieflage geraten. Spätestens in dieser Situation muss man schnellstmöglich einen Überblick über sein Budget bekommen“, so Nina von Gayl, Kuratorin des Erste Financial Life Park (FLiP). Die Finanzbildungsexpertin rät, sich mittels Haushaltsplan die eigene finanzielle Lage bewusst vor Augen zu führen: „Nur wenn man einen genauen Überblick über die persönlichen Einkünfte und Ausgaben hat, kann man Einsparungspotenziale erkennen und diese auch umsetzen.“

1. Zeit investieren

Die wichtigste Regel lautet: Man muss sich überwinden und intensiv mit den eigenen Einnahmen und Ausgaben beschäftigen. Das bedeutet Zeit zu investieren und die Ausgaben detailliert festzuhalten – auch wenn es am Anfang aufwendig ist. Dazu Nina von Gayl: „Schlussendlich ist ein Haushaltsplan eine Investition in die eigene finanzielle Stabilität. Denn je besser man vorbereitet ist, desto besser wird man in der Zukunft bestehen können.“ Am besten die Zeit dafür fix reservieren und im Kalender eintragen.

2. Haushaltsbuch in Papierform oder lieber eine App?

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, einen Überblick über sein Budget zu bekommen und einen Haushaltsplan mit Einnahmen und Ausgaben anzulegen: auf Papier, in einer Excel-Liste, im Internetbanking oder in einer der zahlreichen Apps. Hier gilt es, ganz nach den eigenen Vorlieben zu entscheiden. Es sollte nämlich keinesfalls ein Einmal-Projekt bleiben, sondern regelmäßig aktualisiert werden. Verwendet man eine App, sollte man auch den Datenschutz bedenken, denn man gibt damit einem privaten Anbieter Zugriff auf sehr heikle Daten.

3. Einkünfte erheben und eintragen

Die Einnahmenseite ist in den meisten Fällen leicht und schnell auszufüllen. Hier scheinen alle Einkünfte der Familienmitglieder auf: Gehalt, Trinkgelder, Kindergeld, Alimente.

4. Ausgaben genau erheben

Die Ausgabenseite ist aufwendiger zu erheben. Hier müssen sämtliche Kosten erfasst werden: Miete, Strom bzw. Gas, Internet, Streaming-Dienste, Abos, Versicherungen, Sparpläne, etc. Bei dieser Auflistung ist zu beachten, dass einige Ausgaben nicht monatlich, sondern vielleicht quartalsweise auftreten. „Am leichtesten ist es, sich im Internetbanking ein ganzes Jahr anzuschauen, um genau zu sehen, welche Abbuchungen es gegeben hat. Zahlt man generell eher mit Karte, kann auch das aus dem Internetbanking entnommen werden“, rät die Finanzexpertin. Zahlt man mit Bargeld, gilt es, alle Belege aufzuheben und diese zuhause zu erfassen. „Nur so kann man nachvollziehen, wofür das vorhandene Geld tatsächlich ausgegeben wird und wie sich die aktuelle Finanzsituation faktisch darstellt“, so Gayl weiter.

5. Absolute Ehrlichkeit bei der Erfassung

Oberstes Gebot ist absolute Ehrlichkeit und Disziplin sich selbst gegenüber. Nur wenn alle Ausgaben erfasst werden, bekommt man einen genauen Überblick. Dann kann man das Budget auf seine eigenen Bedürfnisse anpassen. Der Haushaltsplan soll die aktuelle Situation abbilden, nicht die guten Vorsätze – auch wenn man fix plant beispielsweise weniger Geld für Kleidung und Freizeit auszugeben. Sind manche Ausgaben wie Interneteinkäufe wirklich nur Ausreißer, oder shoppt man doch regelmäßig im Netz? Auch die Kosten für Downloads und App-Käufe nicht vergessen. Wenn bei einigen Posten die Ausgaben stark schwanken, kann der Durchschnitt aus den letzten sechs Monaten genommen werden, nicht jedoch der niedrigste Betrag der letzten Monate.

6. Einsparungspotenziale finden

Diese genaue Auflistung zeigt ganz schnell, wo man finanziell steht und wohin das Geld fließt. Auch Einsparungspotenziale lassen sich so schnell erkennen, denn manche Posten, die das Budget belasten, werden unterschätzt. Das heißt: Abos kündigen, die man nicht braucht, Stromanbieter oder Internetprovider überdenken und eventuell wechseln, Versicherungen überprüfen.

7. Eintragungen zum "Ritual" machen

Um sein Budget effektiv planen zu können, muss der Haushaltsplan regelmäßig aktualisiert werden, die täglichen Ausgaben müssen über einen längeren Zeitraum konsequent erfasst werden.

8. Schuldenfalle vermeiden

Schulden und Kredite können in Krisenzeiten zu einer hohen, oft auch psychischen, Belastung werden. Wenn man Probleme hat, die fälligen Beträge oder auch die Miete zu zahlen, ist es wichtig, sich mit jenen Unternehmen oder Personen sofort in Verbindung zu setzen. „Auch wenn es schwerfällt, fremden Personen gegenüber einzugestehen, dass man im Moment nicht zahlen kann, so ist dies ein wichtiger erster Schritt“, appelliert Gayl. Banken, Unternehmen und Vermieter zeigen sich gerade in der Corona-Krise sehr kulant, wenn frühzeitig das Gespräch gesucht wird. Fällige Zahlungen einfach zu ignorieren ist keine gute Strategie. Damit wird ein Prozess von Mahnungen bis hin zu allfälligen Pfändungen in Gang gesetzt.

9. Eigene finanzielle Vorsorge angehen

Sobald sich die finanzielle Situation bessert und am Monatsende Geld übrigbleibt empfiehlt es sich, einen Notgroschen anzusparen. Dieser sollte drei Monatsgehälter umfassen. Erst danach sollte man sich mit anderen Formen der Vorsorge beschäftigen. Das klassische Sparen am Sparkonto als Vorsorge ist derzeit keine gute Idee, weil die Zinsen weit niedriger sind als die Inflation. Hier sollte man sich zur eigenen Risikobereitschaft und den Möglichkeiten einer Anlage beraten lassen

10. Finanzwissen aneignen

„Wir leben momentan in einer Welt, in der die Gesundheit oberste Priorität hat und nach der physischen Gesundheit vor allem die finanzielle Gesundheit zählt. Und um bei letzterem fit zu sein, ist das Aneignen von Wirtschafts- und Finanzwissen so wichtig“, so Gayl. Es ist wichtig, das Interesse an wirtschaftlichen und finanziellen
Zusammenhängen bei Kindern,

Jugendlichen und Erwachsenen zu verbessern und so die finanzielle Selbstverantwortung zu unter-
stützen und zu stärken. Dann fällt auch die Bewältigung einer
angespannten finanziellen Situation leichter.

Haushaltsplan für Fixkosten
Einsparungspotenzial! Um das genaue Budget zu ermitteln, das der Familie monatlich zur Verfügung steht, müssen die Einnahmen und alle regelmäßigen Ausgaben aller Haushaltsmitglieder in einem Haushaltsplan gegenübergestellt werden.
www.schuldenberatung.at

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